Großbaustelle St. Pauli: Schulte plant für Liga 2
Hamburg (dpa) - Großbaustelle St. Pauli: Nach dem so gut wie besiegelten Abstieg des Kiez-Clubs aus der Fußball-Bundesliga wird Sportchef Helmut Schulte zum Leiter einer Trainer- und Spieler-Findungskommission.
Denn er muss nicht nur den geeigneten Nachfolger für den scheidenden Coach und Aufstiegshelden Holger Stanislawski aussuchen. Da gleich mehrere Leistungsträger den Weg in die Zweitklassigkeit nicht mitgehen werden, gilt es für die sportliche Führung auch, eine schlagkräftige Truppe zusammenzustellen, die Aussicht auf die rasche Wiederkehr in die Beletage hat.
„Beim FC St. Pauli muss man die Ärmel immer aufgekrempelt haben. Wenn man als Club ständig zwischen 1. und 2. Liga unterwegs ist, muss man immer wieder aufstehen. Das muss man als Herausforderung begreifen, nicht als Katastrophe“, sagte Schulte gelassen. Präsident Stefan Orth versprach den niedergeschlagenen Fans, als mit dem 0:2 beim 1. FC Kaiserslautern die letzte Hoffnung dahin war, alles fürs schnelle Comeback zu tun: „Wir haben solide gewirtschaftet und werden eine ordentliche Mannschaft zusammenstellen. Wir haben natürlich den Anspruch, in der 2. Liga im oberen Tabellendrittel mitzuspielen.“
Allerdings will man sich beim Kiez-Club selbst treu bleiben und dies nicht um jeden Preis tun. „Unsere Kalkulation ist so ausgelegt, dass man sich auch in der 2. Liga keine Sorgen machen muss um die finanzielle Situation. Es sei denn, wir gehen Risiken ein, die nicht vertretbar sind. Aber das haben wir nicht vor“, stellte Schulte klar.
Dass dies ein schwieriger Spagat werden könnte, dem ist auch er sich bewusst. Denn neben Stanislawski (1899 Hoffenheim) verlassen einige Stammkräfte den Club. Linksverteidiger Bastian Oczipka kehrt nach Leverkusen zurück. Abwehrchef Carlos Zambrano hat ebenso die Möglichkeit, sich neu zu orientieren wie Stammkeeper Thomas Kessler (im Gespräch bei Hertha BSC) oder der „Hamburger Jung“ Max Kruse (will erstklassig bleiben). Dagegen besteht bei Gerald Asamoah, der nur einen Vertrag für die 1. Liga hat und zu Schalke 04 zurückkehren sollte, doch wieder Hoffnung auf einen Verbleib. „Noch ist nichts endgültig entschieden“, sagte der Kapitän der „Bild am Sonntag“.
„Natürlich hat die Suche nach dem neuen Trainer Priorität“, sagte Teammanager Christian Bönig. „Aber sie geht einher mit allen anderen Entscheidungen um die Spieler. Da planen wir parallel.“ Kurzfristig sei mit der Entscheidung über den Stanislawski-Nachfolger nicht zu rechnen, betonte Bönig. Zu den gehandelten Namen wie Marcel Koller (derzeit ohne Club) und André Schubert, der beim Zweitligisten SC Paderborn nicht verlängert hat, sagen die Paulianer nichts.
Auf jeden Fall tritt der Mann nach „Stani“ ein schweres Erbe an. Zumal der scheidende Coach seinem aktuellen Kader nach dem FCK-Spiel erstmals öffentlich die nötige Qualität für die 1. Liga absprach. „Wir stehen zurecht dort, wo wir stehen. Wir machen keine Tore und verteidigen desolat. Das darf in der Bundesliga nicht passieren.“ Und auch Schulte monierte: „Traurig, traurig, traurig. Wenn man aus zehn Spielen nur einen Punkt holt, ist es für einen Club wie St. Pauli natürlich schwer, die Klasse zu halten. Das reicht natürlich nicht.“