Schalkes Fels in der Brandung
Torhüter Ralf Fährmann hielt überragend — wie zuletzt häufig. Der BVB ist zwiegespalten.
Dortmund. Die riesigen Kopfhörer sind heutzutage für einen Fußballprofi obligatorisch. Bei Ralf Fährmann sehen sie allerdings gar nicht so überdimensioniert aus wie bei den meisten seiner Kollegen. Denn der Torhüter ist mit seinen 1,96 Meter und seinen enorm breiten Schultern selbst ein Hüne, der sogar diese neumodischen Hörhilfen wie ein Accessoire für Menschen normaler Statur aussehen lässt. Und genau diese Größe ist es auch, die den Gegnern auf dem Fußballfeld Respekt einflößt.
Zuletzt war das beim Revierderby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 zu bewundern, das nur deshalb nicht mit einem Sieg des BVB endete, weil der 25-Jährige sich in jeden Schuss des Gegners warf und die Dortmunder Offensivspieler Robert Lewandowski und auch Henrikh Mkhitaryan schier zur Verzweiflung brachte. „Vielleicht haben die Stürmer ein bisschen Angst vor ihm, wenn er auf sie zukommt“, sagte Teamkollege Klaas-Jan Huntelaar und weiß als Angreifer wohl aus Erfahrung zu berichten. „Er hat eine sehr starke Leistung gezeigt.“
Tatsächlich ist Ralf Fährmann seit Wochen Schalkes Fels in der Brandung. „Er hat eine Weltklasseleistung gebracht“, lobte sein Trainer Jens Keller. Und auch Kevin-Prince Boateng war „froh, dass er bei uns im Tor steht. Er hat uns das Unentschieden gerettet“.
Seitdem Fährmann regelmäßig zwischen den Torpfosten steht — seit November 2013 — wirkt die gesamte Abwehr deutlich stabiler als noch zu Zeiten, als Timo Hildebrand die Nummer eins war. Und vor allem an ihm und der Rückkehr von Klaas-Jan Huntelaar lässt sich die starke Rückrundenbilanz der Schalker als zweitbestes Team der Bundesliga festmachen. „Ich bin froh, dass ich der Mannschaft helfen konnte“, sagte der Torhüter bescheiden. „In der Tabelle hat sich nichts getan, also alles okay.“ Schalke bleibt mit einem Punkt hinter dem BVB, der das schwierigere Restprogramm hat, Tabellendritter.
Für die Königsblauen war es ein guter Abend, die Dortmunder dagegen wussten nicht so recht, wie sie diese Begegnung einordnen sollten. „Wir haben gemischte Gefühle. Wir haben das beste Spiel seit Wochen gemacht, aber doch nicht gewonnen“, sagte etwa Mats Hummels. Und Trainer Jürgen Klopp lamentierte: „Entweder wir haben das Tor nicht getroffen oder Ralf Fährmann stand im Weg.“
Am Ende standen Klopp und sein Team mit (fast) leeren Händen da. „Es fühlt sich nicht so gut an, aber ich werde das Positive aus diesem Spiel herausfiltern“, sagte der Trainer. Die Dortmunder haben zumindest deutlich aufsteigende Tendenz gezeigt, auch wenn sie sich wieder einmal bei der Chancenverwertung selbst im Weg standen.
Gewinner waren allerdings alle Beteiligten der 77 660 im Stadion. „Das Gesamtpaket war herausragend gut“, sagte Klopp und meinte damit auch, dass es rund um das Spiel ruhig geblieben ist. Die Fans beider Lager hatten sich merklich zurückgehalten. Es war schließlich ihre letzte Chance, sonst hätten die kommenden Derbys nur vor einer eingeschränkten Zuschauerzahl stattgefunden.