1. Bundesliga Spiel gegen Leipzig: Leverkusens wunde Punkte offengelegt

Mit dem 2:4 gegen Leipzig kann die "Werkself" einmal mehr ein Top-Team nicht besiegen. Torwart Hradecky rät zur Handbremse.

Leverkusens Paulinho (r) und Leipzigs Konrad Laimer versuchen an den Ball zu kommen.

Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Auch weit nach dem Schlusspfiff der Partie gegen RB Leipzig war die Zone verwaist, in dem sich die Spieler von Bayer Leverkusen in den Katakomben ihrer Arena den Fragen der Medienvertreter stellen. Keiner der Akteuere verspürte große Lust, das 2:4 (2:1) zu erklären. Schließlich wurde Mitchell Weiser vorgeschickt, dessen Handspiel nach Videobeweis zu einem Elfmeter führte.

Emil Forsberg verwandelte ihn in der 72. Minute zum 3:2 für die Gäste. Ein Geschenk, wie selbst Forsberg einräumte. "Das ist für mich nicht strafbar gewesen, für diesen Elfmeter müssen wir uns bedanken", sagte der Schwede. Vielleicht hatten die Leverkusener Verantwortlichen die Hoffnung, dass Weiser den Grund für die Niederlage nun genau darin sehen würde. Der rechte Verteidiger aber blieb seriös. "Ich kann diesen Strafstoß nicht nachvollziehen, aber daran dürfen wir die Niederlage nicht festmachen. Wir können einfach nicht so viele Gegentore kassieren, wir müssen als Mannschaft besser verteidigen. Es hapert zwar lediglich an Kleinigkeiten, aber diese hat Leipzig eben eiskalt bestraft. Vielleicht fehlt uns doch noch ein Stück weit etwas", sagte Weiser.

Drei Spiele, drei Niederlagen, elf Gegentreffer

Sechs Siege hatte es in den ersten acht Bundesliga-Spielen unter der Regie des neuen Trainers Peter Bosz gegeben. Das Erreichen der Europa League schien sicher, sogar von der Qualifikation für die Champions League wurde wieder gesprochen. Nun aber der harte Rückschlag. Die vergangenen drei Partien gingen allesamt verloren und nicht nur das, in diesen 270 Minuten kassierte die "Werkself" auch satte elf Gegentore. "Das ist zu viel, da müssen wir kritisch mit uns umgehen", sagte Bosz und Weiser meinte: "Diese drei Niederlagen in Serie tun weh."

Besonders die gegen Leipzig. Dominant und souverän hatte das Team von Peter Bosz in der ersten Halbzeit agiert. Das 2:1 durch zwei Treffer von Kai Havertz per Foulelfmeter (11.) sowie wunderschönem Drehschuss (23.) war ein viel zu geringer Ausdruck der Überlegenheit. Die mit den 120 Pokalminuten in den Knochen müde wirkenden Gäste hingegen hatten ihren zwischenzeitlichen Ausgleich durch Marcel Sabitzer (17.) nur dem Patzer von Leverkusens Torwart Lukas Hradecky zu verdanken und konnten sich überdies bei ihrem überragenden Schlussmann Peter Gulacsi bedanken, dass sie nicht höher zurücklagen.

Schon in der Pause aber beschlich einige Experten ein mulmiges Gefühl und ihre Vorahnung sollte sich bestätigen. Als Leipzig auf ein 3-5-2-System umstellte, war es mit dem Glanz der "Werkself" vorbei und ihre wunden Punkte wurden aufgezeigt. "Gegen das 3-5-2 hatten wir keine gute Defensiv-Statik mehr", sagte Sportleiter Simon Rolfes. Die Außenverteidiger bekamen Probleme und die Mittelfeldspieler rissen beim Helfen Löcher, welche die Innenverteidiger nicht schließen konnten. So drehten der jetzt starke Timo Werner (64.) und Forsberg das Spiel. Beim 4:2 von Matheus Cunha (83.) sahen Weiser und Sven Bender wie Anfänger aus.

In lediglich drei von 15 Top-Spielen ging die "Werkself" als Sieger vom Platz

"Wir müssen cleverer werden und im gesamten Verbund besser verteidigen", sagte Rolfes und ergänzte: "Wir bekommen einfach zu viele Gegentreffer." 48 sind es inzwischen, nur fünf Teams kassierten mehr. "Ich kann unsere defensive Schwäche erklären, das werde ich jedoch nicht öffentlich tun", sagte Bosz fast schon ein wenig knurrisch. Weil neben individuellen Fehlern seiner Spieler vielleicht auch die eigene Philosophie dazugehört? "Wir stehen mit unser Taktik schon ein wenig offen. Vielleicht sollten wir hin und wieder auch mal weichere Komponeten wie mehr Ballbesitz einbauen", gab Lukas Hradecky zu überlegen.

Als Kritik an Bosz wollte der Torhüter dies freilich nicht verstanden wissen. "Wir haben mit unserer Spielweise ja durchaus Erfolg, aber offenbar können wir sie nicht über 90 Minuten umsetzen", riet Hradecky auch mal zur Handbremse. Sonst fehlt besonders gegen Top-Gegner immer ein Stück, was Zahlen belegen. Bei den bislang 15 Duellen mit den Teams aus der oberen Hälfte der Tabelle hat Leverkusen drei Siege und zwölf Niederlagen zu verzeichnen, gegen die unteren neun ist die "Werkself" hingegenungeschlagen. In den letzten sechs Runden warten fünf Gegner von dort. Leverkusens Hoffnung auf Europa ist der Spielplan.