Verwirrte Wölfe: Schalke beendet Wolfsburgs Höhenflug
Gelsenkirchen (dpa) - Die Spielphilosophie von Trainer Roberto Di Matteo wird auf Schalke immer klarer erkennbar. Für die in dieser Saison daheim noch ungeschlagenen Königsblauen war der am Ende knappe und glückliche 3:2 (3:1)-Erfolg gegen den Tabellen-Zweiten VfL Wolfsburg enorm wichtig.
„Ich glaube, dass wir in der Länderspielpause einen deutlichen Schritt nach vorn gemacht haben. Wir waren kompakter und besser organisiert. Das System des Trainers greift immer besser“, versicherte Jan Kirchhoff nach dem vierten Bundesliga-Heimsieg unter dem italienischen Fußball-Lehrer.
Damit fand der Revierclub Anschluss ans obere Tabellendrittel, und vor dem Duell in der Champions League mit Di Matteos Ex-Club Chelsea sollte der Erfolg zusätzlich Sicherheit geben. „Siege sind immer gut für das Selbstvertrauen“, sagte der Trainer, der mit neuer Taktik zumindest in der Anfangsphase für Verwirrung beim VfL gesorgt hatte.
Für die Niedersachsen war das Ende der Serie von zuletzt sechs Bundesligasiegen bitter und lehrreich zugleich. „Es geht weniger um die Serie“, sagte Klaus Allofs. „So wie wir uns heute verhalten haben, haben wir nicht alles gut gelöst. Wir müssen die Sinne schärfen. Aber wenn wir daraus lernen, können wir mit dieser Niederlage leben“, meinte der VfL-Sportdirektor auch mit Blick auf das Europa-League-Duell mit dem FC Everton am Donnerstag.
Die überraschende Umstellung auf eine Dreier-Abwehrkette, die in der Defensive zum Fünfer-Riegel wurde, machte dem Gegner lange zu schaffen. „Ich kannte das System ja schon aus der Nationalmannschaft. Für mich war es deshalb keine so große Umstellung. Und wir haben es am Donnerstag und Freitag ein bisschen trainiert“, verriet Schalke-Kapitän Benedikt Höwedes, der auf seiner WM-Position als Linksverteidiger spielte.
„Wolfsburg ist mit der taktischen Umstellung nicht so gut zurechtgekommen. Wir hatten bei Ballbesitz immer einen Mann mehr im Mittelfeld, haben schnell umgeschaltet und schöne Tore geschossen“, erläuterte Höwedes. Man sei „nicht überrascht“ von der Schalker Neuausrichtung gewesen, weil man „gewisse Informationen“ gehabt hätte, meinte dagegen VfL-Trainer Dieter Hecking geheimnisvoll. Sein Team habe aber zu lange gebraucht, sich darauf einzustellen. „Wenn man die ersten 25 Minuten betrachtet, erkennt man schnell die Fehler. Wir haben keinen richtigen Zugriff bekommen und Schalke hat das ausgenutzt. Es darf aber nicht nach einer halben Stunde 0:3 stehen“, kritisierte Hecking.
Stand es aber. Und die zuletzt nicht mit kreativem Offensiv-Fußball verwöhnten Schalke-Fans rieben sich verwundert die Augen. Zweimal Eric Maxim Choupo-Moting (10./22. Minute) und Christian Fuchs (25.) per Freistoß unter Mithilfe von VfL-Keeper Diego Benaglio („Das Tor geht auf meine Kappe“) stellten die Weichen früh auf Sieg. Mit großer Moral bissen sich die Wölfe zurück ins Spiel und bereiteten dem Revierclub nach den Treffern von Ivica Olic (37.) und dem eingewechselten Nicklas Bendtner (74.) noch große Probleme in der spannenden Schlussphase.
Di Matteo räumte ein, dass die taktische Umstellung auch der Personalnot geschuldet war. So standen neben Linksverteidiger Dennis Aogo (Gelbsperre) sieben verletzte Spieler nicht zur Verfügung. „Ich hatte ja limitierte Optionen. Und es ist wichtig, dass man mit den Spielern, die vorhanden sind, das Beste herausholt“, sagte Di Matteo. Einen Automatismus für die kommenden Partien wollte der gewiefte Italiener daraus jedoch nicht ableiten: „Heute ist es gut gelaufen. Aber ich weiß noch nicht, ob wir weiter mit diesem System spielen werden.“