Vorhang auf zum Rückrunden-Akt der Weltmeister-Liga
Düsseldorf (dpa) - Günter Netzer spricht für die Millionen deutscher Fußballfans: „Das lässt einen nicht los. Jeder freut sich, wenn es wirklich und endlich wieder losgeht“, sagt er vor dem Rückrunden-Auftakt der Weltmeister-Liga im DFL-Interview.
Auch wenn der Titel angesichts der Bayern-Dominanz schon vergeben scheint, glaubt Joachim Löw bis zum Saison-Finale am 23. Mai nicht an Langeweile. „Sonst bleibt alles unheimlich spannend“, sagte der Bundestrainer.
Wer schafft es in das internationale Business? Wer muss runter - Borussia Dortmund vielleicht? Allein der Fakt, dass die halbe Liga gegen den Abstieg kämpft, dürfte die Spannung lange auf einem sehr hohen Niveau halten. Und an der Spitze? Dort erwarten knapp 40 Prozent der Deutschen laut einer YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur eine Wiederholung des Bayern-Triples wie schon 2013. 58 Prozent der Bundesbürger gehen davon aus, dass der BVB die Wende noch schafft.
Glaubt auch Netzer: „Sie werden mit dem Abstieg natürlich nichts zu tun haben.“ Sogar die Qualifikation für den Europapokal traut der 70-Jährige Klopp und Co. noch zu. Der Vorjahreszweite und frühere Bayern-Herausforderer Nummer eins war in der Hinrunde das große Fußballrätsel. Diese Situation könne man „nicht erklären“, kommentierte Netzer den fatalen BVB-Absturz auf Rang 17, punktgleich mit dem Tabellenletzten Freiburg. Die BVB-Rettungsaktion beginnt im Top-Spiel der Champions-League-Achtelfinalisten am Samstag bei Bayer Leverkusen.
„Wir sind uns vollkommen im Klaren darüber, dass wir einen langen und schweren Weg vor uns haben“, sagte ein „richtig angespannter“ Jürgen Klopp vor dem Gang in die BayArena. Und kann sich der Treue seiner Chefs sicher sein: Es gebe keinen Grund, am Coach zu zweifeln, ließ BVB-Boss Hans-Joachim Watzke wissen. Die Branchenmechanismen indes dürften bei anhaltenden Pleiten nicht unbedingt dafür sprechen, dass es für Klopp nicht irgendwann zu Konsequenzen kommt, allen Schwüren zum Trotz.
Denn gemeinsam mit Freiburg betrachten die BVB-Verantwortlichen die Tabelle von ganz unten. Panische Hauruck-Aktionen sind dennoch nicht angebracht: Zwischen Aufsteiger Paderborn auf Rang zehn und Freiburg gibt es eine Differenz von lediglich vier Punkten: Wer gewinnt, kann durchaus schnell klettern. Hierauf hoffen neben den Dortmundern vor allem die ehemaligen Erstliga-Schwergewichte Bremen, Stuttgart und Hamburg, die gemeinsam mit dem BVB auf insgesamt 23 Meistertitel kommen, aktuell aber lediglich zwei Zähler Vorsprung auf Dortmund und Freiburg haben.
„Der deutsche Fußball ist vielleicht noch nie so anerkannt gewesen wie zum jetzigen Zeitpunkt“, sagt Netzer. Die boomende Liga, die in der vergangenen Saison mit 2,45 Milliarden Euro den zehnten Rekordumsatz nacheinander verbuchte, bietet das Bild einer Dreiklassengesellschaft. Die Bayern sind einsam top. Den VfL Wolfsburg erwartet eine klare Experten-Mehrheit als hartnäckigsten Verfolger. Und dahinter tummeln sich von Leverkusen bis Frankfurt sieben Clubs, denen aktuell die besten Chancen auf Champions oder Europa League eingeräumt werden.
In der am Montag endenden Transferperiode hieß es: Zurückhaltung mit wenigen Ausnahmen. Der BVB holte für zwölf Millionen Euro Kevin Kampl aus Salzburg, mit der etwa zweieinhalb- bis dreifachen Summe lockte Wolfsburg Nationalstürmer André Schürrle vom FC Chelsea zurück in die Bundesliga. Im Gegenzug macht der VfL die Rückkehr von Ivica Olic zum Hamburger SV möglich. Für ihn soll die Ablösesumme bei 1,5 bis zwei Millionen Euro liegen.
Probleme dürften die Trainer am Wochenende und in der folgenden Englische Woche bei ihren Aufstellungen haben: Aus diversen Gründen wie Sperren, Länderspiel-Verpflichtungen oder Blessuren standen vor dem Start in die zweite Saisonhälfte rund 70 Spieler nicht zur Verfügung.