Zwei Tore: Flinker Jairo macht Mainzer Coach glücklich

Hamburg (dpa) - Martin Schmidts Lobeshymne auf Doppeltorschütze Jairo Samperio wollte gar nicht enden. „Er ist ein williger, guter Junge und war zuletzt sehr wissbegierig“, berichtete der Coach des FSV Mainz 05 nach dem 3:1 (1:0) beim Hamburger SV.

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Ohne Sprachkenntnisse sei der junge Spanier zur vergangenen Saison an den Rhein gekommen, habe sich auf hartes Training und ruppiges Spiel in der Fußball-Bundesliga einstellen müssen: „Er ist kein Riese, nicht kräftig und sehr jung.“ Nach Startschwierigkeiten warf ihn eine Wadenquetschung im September zusätzlich zurück - doch mit intensiver Videoschulung und Gesprächen stärkten die Verantwortlichen ihre Offensivkraft.

Mit Erfolg. „Ich bin total glücklich. Ich habe noch nie zwei Tore in einem Spiel gemacht. Beim ersten Tor war ich selber überrascht, dass der reinging. Das zweite Tor war einfach ein guter Angriff“, sagte der 22-Jährige nach seinen spielentscheidenden Treffern (16./51. Minute) am Samstag. Mitten in die Hamburger Offensivbemühungen hinein hatte Jairo nach einer Viertelstunde ganz kurios im Liegen per Schienbein die Führung erzielt. „In der besten Drangphase macht Mainz ein Tor, das sie wahrscheinlich in einer Million Jahren nicht mehr machen werden“, meinte der gefrustete HSV-Coach Bruno Labbadia.

Zudem lief der Mann des Spiels mit 15 Kilometern am meisten und steuerte die Vorlage zum dritten Treffer durch Christian Clemens (76.) bei. „Der Junge kam aus Sevilla, wo er kein 100-prozentiger Stammspieler gewesen ist. Aber wir haben früh gesehen, dass er Anlagen hat, die wir gebrauchen können“, bemerkte Manager Christian Heidel. So langsam wisse Jairo genau, was er machen solle. „Jeder neue Spieler bei uns braucht Zeit. Wir können uns keine fertigen Spieler leisten. Daher gilt jede Verpflichtung nach drei Monaten auch erst einmal öffentlich als Fehleinkauf“, so Heidel, der angesichts von 23 Mainzer Punkten beruhigt auf die Tabelle schauen kann.

„Nach 15 Spielen denken wir nicht an die Qualifikation für die Europa League. Wir müssen gucken, wie weit der Abstand nach unten ist. Das ist der Fokus und unsere Sichtweise“, beteuerte Schmidt. Dennoch: Fünf Partien in Serie ohne Niederlage gab es unter dem Übungsleiter noch nie. „Das ist ein großer Schritt für die Mannschaft und war die beste Auswärtsvorstellung, die sie bisher hatten. Die Mannschaft hat einen Entwicklungsschritt gemacht“, analysierte Präsident Harald Strutz. Der Sieg sei erspielt, nicht erkämpft: „Das macht Spaß.“

Besonders zufrieden war Schmidt mit der Steigerung der neu zusammengestellten Doppel-Sechs von Julian Baumgartlinger und dem Chilenen Gonzalo Jara in der zweiten Halbzeit. Zur Pause zeigte das Trainerteam sogar noch Videoaufzeichnungen, danach klappte es besser. „Wir gehen jede Saison mit einer neuen Mannschaft in die Saison. Daher ist es normal, dass es auch einmal Dellen gibt“, meinte Heidel: „Hätte vor sechs Wochen jemand gesagt, dass wir nach 15 Spielen 23 Punkte haben, hätte uns jeder ausgelacht.“ Zufrieden geben will man sich damit bei zwei ausstehenden Partien bis zur Winterpause gegen Stuttgart und in Berlin aber natürlich noch nicht.