Jetzt oder nie: Bayern bereit - Ribéry: „Historisch“

München (dpa) - Der FC Bayern ist startklar für ein rot-weißes Fußball-Fest am historischen Finaltag - nur der FC Chelsea kann den größten Moment in der glorreichen Münchner Vereinsgeschichte noch verhindern.

„Am Samstag wird nicht nur das Kribbeln, sondern auch die Nervosität kommen. Aber das braucht man“, schürte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge die Vorfreude auf das Champions-League-Endspiel gegen den FC Chelsea.

Über die vielen Bayern-Fans in der eigenen Arena hinaus soll dann ganz München für die Partie gegen die Truppe von Milliardär Roman Abramowitsch in Stellung gebracht sein. „Ich bin überzeugt, dass sich am Samstag die ganze Stadt rot-weiß präsentieren wird“, läutete der Vorstandschef den finalen Countdown ein.

Franck Ribéry, der seinen wegen Rot-Sperre verpassten Endspiel-Traum von 2010 nun gegen die Engländer ausleben will, trug den Final-Slogan „Mia san rot-weiss“ schon einmal am Donnerstag auf seinem roten T-Shirt spazieren. Der Franzose maß der Partie den Stellenwert eines WM-Finales bei, Manuel Neuer kann das Spiel „kaum noch erwarten“, und Arjen Robben appellierte mit Blick auf die „Atmosphäre in der ganzen Stadt“ an die Münchner Europapokal-Helden.

„Das ist ein super Gefühl. Das muss kein Druck, sondern eine Motivation sein. Wir haben die Ehre, am Samstag dabei zu sein. Mit so einer Körpersprache müssen wir auch das Feld betreten“, forderte Robben. Der Tempodribbler hatte noch in dieser Woche Kontakt zum Ex-Verein - und bekam aus England eine SMS mit den Worten „Blue Army is on it's way“ (die blaue Armee ist unterwegs). In der Kabine des FC Chelsea lagen am Donnerstag Fan-Botschaften aus zur Motivationshilfe für den Gipfel in München. Beim Dauer-Titelanwärter von der Insel ist die Sehnsucht nach dem ersten Sieg in der Königsklasse riesengroß. „Wir müssen sehen, wie wir ihnen wehtun können“, orakelte Mittelfeldmotor Frank Lampard.

Joachim Löw traut den Bayern nach den nationalen Enttäuschungen gegen Borussia Dortmund in der europäischen Eliteliga den Titel zu. „Sie werden richtig heiß laufen“, prophezeite der Bundestrainer im über 1100 Kilometer entfernten Trainingslager des Nationalteams auf Sardinien. Sein ehemaliger Kapitän, Michael Ballack, sieht ebenfalls einen Vorteil bei den Münchnern. „Es ist vor allem ein emotionaler Vorteil, im eigenen Stadion zu spielen“, befand Ballack, einst für die beiden gegensätzlichen Finalisten im Einsatz. Auf der einen Seite die britischen Altstars der „Blues“, aufgepeppt durch Finanzspritzen ihres Oligarchen. Auf der anderen Seite der über Jahrzehnte gewachsene deutsche Vorzeige-Verein, bei dem Präsident Uli Hoeneß die endgültige Krönung seiner Schaffensphase ersehnt.

Hoffnung geben Mario Gomez & Co. dabei die „überragende Saison in der Champions League“, der Heim-Vorteil - und sogar die Pleiten im Pokal und in der Meisterschaft. „Jetzt gibt es nur noch einen Preis. Das kann vielleicht mehr als eine Stimulanz sein für Samstag, dass wir den Titel holen müssen“, sagte Robben. 2010 vor dem 0:2 im Endspiel von Madrid gegen Inter Mailand waren die Bayern mit dem Double im Gepäck angereist und hatten den Rückenwind nicht nutzen können. „Wenn wir jetzt das Spiel gewinnen, kann man über das Spiel des Lebens sprechen“, so Robben, der in dieser Woche wegen einer Erkältung sehr dosiert trainierte. Zweifel an seinem Einsatz hat er keine.

Das Bayern-Team, das den zweiten Champions-League-Titel nach 2001 einfahren soll, steht. Für die gesperrten David Alaba, Abwehrchef Holger Badstuber und Luiz Gustavo rücken Diego Contento, Anatoli Timoschtschuk und Thomas Müller ins Team. Für Daniel van Buyten, nach Fußbruch erst einmal bei den Amateuren im Einsatz, dürfte das Spiel noch zu früh kommen. „Wir haben Vertrauen in jeden Spieler, der spielt“, betonte Robben.

Chelsea-Coach Trainer Roberto di Matteo hat selbst Personalengpässe. Dem Italo-Schweizer fehlt die etatmäßige Innenverteidigung aus Kapitän John Terry (rotgesperrt) und Nebenmann Branislav Ivanovic (gelbgesperrt). Ihre Ersatzleute Gary Cahill und David Luiz sind nach Oberschenkelverletzungen ohne Spielpraxis. Verzichten muss di Matteo zudem auf die gesperrten Raul Meireles und Ramires. Sturmdiva Didier Drogba tönte trotzdem: „Endspiele sind dazu da, gewonnen zu werden.“

In mehr als 200 Ländern ist das Spiel zu sehen. Über 200 Millionen Live-Zuschauer werden an den Bildschirmen erwartet, rund 2000 Medien-Akkreditierte berichten nach FCB-Angaben über das Duell der Systeme. Die Stadt ist bereit für zehntausende Fußball-Fans, die Allianz Arena wird für einen unvergesslichen Abend herausgeputzt. Kurz: Es ist „das Highlight in der Geschichte des FC Bayern“, erklärte Präsident Uli Hoeneß.

Beim letzten Triumph vor elf Jahren hatten die Fans, die auch diesmal eine besondere Choreographie planen, ein Riesentransparent aufgehängt. „Heute ist ein guter Tag, um Geschichte zu schreiben“ war darauf zu lesen. Der 19. Mai, so Hoeneß, „wird hoffentlich auch so ein Tag“.