Anti-Bayern: Chelsea abhängig von einem Milliardär

München (dpa) - Der FC Chelsea ist das, was der FC Bayern nie sein will. Das Luxus-Hobby eines Milliardärs. Mit gerade mal 36 Jahren hatte sich Roman Abramowitsch einfach mal einen Fußballverein gekauft.

Die Wahl fiel auf den eher dahin darbenden Londoner Club. Chelsea brauchte das Geld.

Abramowitsch, einst Gouverneur der ostrussischen Region Tschukotka, regiert seit 2003 an der Stamford Bridge. An der Säbener Straße wäre so etwas undenkbar. „Ein Abramowitsch, der 1,1 Milliarden Euro in diesem Verein stecken hat, wenn der den Stecker zieht, dann kannst du die als Puzzle am Kiosk kaufen“, betonte Bayern-Präsident Uli Hoeneß vor dem Final-Duell der ungleichen Imperien um die Krone in der Champions League. „Das Aufeinandertreffen von Bayern und Chelsea könnte kaum mehr die beiden extremen Enden von Konzepten eines Fußballvereins darstellen“, schrieb daher jüngst der britische Zeitung „The Guardian“.

Ein Ziel haben der FC Chelsea und der FC Bayern aber gemeinsam: Siegen. Erst national, dann international. Bayern hat die Champions League schon mal gewonnen, Chelsea noch nicht. Da halfen weder der russische Rubel, noch Namen wie José Mourinho auf der Bank oder Michael Ballack auf dem Feld. Noch hat sich Abramowitschs schier unerschöpflicher Geldfluss nicht bezahlt gemacht. „Dass es dort viel Geld im Verein gibt, bedeutet nicht, dass da mit Geld geschmissen wird“, sagte Bayern-Star Arjen Robben, einst auch bei Chelsea unter Vertrag, am Donnerstag. Aber beim FC Bayern sei das alles etwas anderes und über die Verdienste von „Herrn Hoeneß“ brauche man ohnehin nicht zu diskutieren.

In den beiden vergangenen Geschäftsjahren machten die „Blues“ jeweils über 80 Millionen Minus. Immerhin erreichten die Londoner in Sachen Umsatz die Rekordmarke von umgerechnet rund 278 Millionen Euro. Im Vergleich dazu lag der Bayern-Umsatz bei 328,5 Millionen Euro, in diesem Jahr erwartet Hoeneß sogar, dass die 350 Millionen-Grenze geknackt wird.

Das FC Bayern hat aber auch aus anderer Sicht das, was der FC Chelsea gern noch hätte: Ein prachtvolles Stadion. Die altehrwürdige, allerdings auch leicht marode Stamford Bridge genügt den Ansprüchen nicht mehr. Dort, wo ein Kohlekraftwerk in Betrieb war, könnte „eines der legendärsten Fußball-Stadien der Welt“ entstehen.

Die Fans werden es spüren. Wohl auch im Portemonnaie. Schon jetzt sind die Ticketpreise beträchtlich. Die günstigste Saisonkarte für Erwachsene kostet beispielsweise mal eben umgerechnet 745 Euro, die teuerste über 1500 Euro. Bei den Bayern ist der Fan mit maximal 650 Euro sogar in der Top-Kategorie dabei.

Der schnöde Mammon spielt bei Abramowitsch, der sein erstes Geld mit Gummienten und der Galvanisierung von Altreifen verdiente, aber auch keine Rolle. 2006 kürte ihn das „Forbes“-Magazin mit einem damaligen Vermögen von 18,2 Milliarden US-Dollar zum reichsten Russen. Da war Abramowitsch gerade mal 40 Jahre alt - und seit drei Jahren Besitzer des FC Chelsea. Von seinem Wohl und Wehe hängt der Verein ab. In Deutschland verhindert die 50+1-Regel eine solche Abhängigkeit.

Beim FC Bayern wäre sie allerdings gar nicht nötig. Über 80 Prozent der AG sind im Besitz des Vereins. Der Rest gehört Audi und adidas. „Ich halte es für wichtig, dass die Mitglieder das Gefühl haben, dass ihnen der Verein gehört“, bekräftigte Hoeneß, „sie müssen keine Angst haben, dass wir an ein russisches oder ein arabisches Konsortium verkaufen.“