De Bruyne im Fokus: Im Cup-Finale und bei Top-Clubs
Berlin (dpa) - Wenn Dieter Hecking über seinen besten Mann spricht, kommt der Trainer des VfL Wolfsburg aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus.
„Er ist ein perfekter Umkehrspieler, wenn es von Defensive auf Offensive geht. Er hat ein fantastisches Gefühl für den Raum. Es macht es für den Gegner wahnsinnig schwer, gegen ihn zu verteidigen“, beschrieb Hecking in den Tagen vor dem Pokalfinale gegen Borussia Dortmund die Vorzüge seines Starspielers Kevin De Bruyne. Damit nicht genug: „Er ist wie ein Phantom, der überall auf dem Platz sichtbar ist und dann doch nicht sichtbar ist.“
Die Erwartungen an einen der begehrtesten Spieler Europas sind vor dem Cup-Endspiel riesengroß. Im überragenden Mann der abgelaufenen Bundesliga-Spielzeit hat der Vize-Meister möglicherweise den entscheidenden Spieler in seinen Reihen. „Große Spiele werden durch große Spieler entschieden, und so einer ist er“, sagte der Chef des VfL-Mutterkonzerns Volkswagen, Martin Winterkorn.
„Es gibt am Samstag viele Spieler auf dem Platz, die das Spiel entscheiden könnten. Sowohl bei uns als auch beim Gegner. Wenn es Kevin dann am Ende ist, der das Endspiel entscheidet, dann wäre es auch für ihn die Krönung einer persönlich ganz fantastischen Saison“, meinte Hecking über den besten Punktesammler der Saison 2014/2015.
De Bruyne kann mit Druck wunderbar umgehen. Im Januar 2014 hatte der VfL geschätzt gut 20 Millionen Euro für den damaligen Reservespieler des FC Chelsea bezahlt. Seitdem avancierte der quirlige Belgier zum besten VfL-Spieler. Dennoch versichert Hecking: „Ich erwarte überhaupt keine außergewöhnliche Leistung von ihm. Es guckt sowieso jeder auf ihn.“
Halb Europa etwa. Kaum ein Tag vergeht, an dem der 23-Jährige nicht bei einem Top-Club gehandelt wird. „De Bruyne steht sicher bei vielen Vereinen auf dem Zettel. Bei Vereinen wie Bayern und Real Madrid, dazu noch in Italien, in England. Da schauen alle hin“, bekannte VfL-Aufsichtsratschef Francisco Javier Garcia Sanz.
De Bruyne selbst kokettiert durchaus damit und nimmt auch keine Rücksicht auf Befindlichkeiten des VfL oder der Fans. Sollte er die Chance haben, zu einem europäischen Nobel-Club á la Real, Barça oder auch Bayern München wechseln zu können, würde er diese Chance ergreifen, so lautet seine permanente Botschaft. „Ich sage immer, dass ich sehr glücklich hier bin. Aber ich sage nicht, dass ich zu 100 Prozent bleibe. Es kann doch sein, dass sich in den nächsten Wochen im Urlaub Möglichkeiten für mich und den Verein auftun“, meinte De Bruyne vor dem Cup-Finale.
Das Thema De Bruyne hat in diesem Sommer in Wolfsburg großes Nerv-Potenzial. Vor allem dann, wenn er die große Bühne DFB-Pokalfinale noch einmal nutzt, um sein enormes Potenzial zu präsentieren. „Das beunruhigt mich aber nicht. Das gegenseitige Vertrauen ist da“, versicherte Wolfsburgs Manager Klaus Allofs im Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur.
Trotz des noch bis 2019 laufenden Vertrages mit De Bryune scheint Allofs aktuell der einzige zu sein, der fest an einen Verbleib De Bruynes in Wolfsburg glaubt. „Ich bin ganz sicher, dass er auch nächste Saison hier spielen wird“, sagte der VfL-Macher.
Möglicherweise auch, weil De Bruyne seinen Preis hat. 50 Millionen Euro für seinen Offensivstar empfindet Allofs als geradezu lächerlich: „Ganz ehrlich? Bei der Summe würden wir noch nicht einmal zucken.“ Um De Bruyne noch teurer zu machen, sollen demnächst die Bezüge des Belgiers erhöht und nach Möglichkeit die Laufzeit des Vertrags verlängert werden.
„Wir wollen uns den Vertrag von Kevin De Bruyne noch einmal anschauen, denn seine Entwicklung ist wirklich sehr außergewöhnlich“, kündigte Allofs an. „Es geht natürlich in Richtung Verbesserung des Vertrages, und wenn wir das machen, wird es wahrscheinlich auch mit einer Verlängerung einhergehen.“ Spätestens dann wäre die Liste der Clubs, die sich De Bruyne noch leisten könnten, ziemlich klein.