Pokal-Zockerei kostet Hertha Geld und Ansehen
Berlin (dpa) - Sogar bei der Heimreise ging noch eine Menge schief. Nach dem bitteren Pokal-Aus in Kaiserslautern konnte der Hertha-Tross erst nach Mitternacht per Charterflug Richtung Berlin abheben, nachdem einige Verlierer stundenlang bei der Dopingkontrolle zugebracht hatten.
Erst nach 03.00 Uhr sanken Jos Luhukay und seine Profis ins eigene Bett. Da war der Traum vom Cupfinale im eigenen Stadion allerdings schon längst verflogen - wieder einmal. „Hinterher ist man immer schlauer“, meinte Hertha-Chefcoach Luhukay, der daran maßgeblichen Anteil hatte.
Am Tag danach räumte der Niederländer diesen Anteil an der Pleite ein. „Das muss ich auf mich nehmen“, erklärte Luhukay, der in der 2. Runde des DFB-Pokals auf dem Betzenberg seine Startelf gleich auf neun Positionen verändert hatte - Bundesligist Hertha unterlag mit 1:3. „Es ist ein schmaler Grad. Wenn du gewinnst, hast du alles richtig gemacht und bekommst Lob. Bei einer Niederlage eben nicht“, sagte der Chefcoach des Berliner Fußball-Clubs: „Wir waren überzeugt, mit dieser Mannschaft eine Runde weiterzukommen. Sonst hätten wir es nicht gemacht.“
Nicht einmal Branchenführer Bayern München wagt eine solch gravierende Umschichtung des kickenden Personals. Luhukay schon - und das zum zweiten Mal. Bereits im Oktober 2011, damals noch in Diensten des FC Augsburg, hatte er für die Pokalpartie bei RB Leipzig (1:0) gleich zehn Neue gebracht. „Das war ein Risiko, aber wir haben gewonnen“, frohlockte Luhukay damals. Jetzt aber rächte es sich, auf zu viele Stammkräfte verzichtet zu haben. Ramos und Ronny kamen zu spät, um das Ruder beim nach dem Trainerwechsel erstarkten FCK noch herumreißen zu können.
Der Pokal und Hertha, das passt nicht. In den Etatplanungen spielt der Wettbewerb bereits eine untergeordnete Rolle. „Wir haben traditionell nur zwei Runden eingeplant“, erklärte Manager Michael Preetz. In der Saison 2011/2012 ging es immerhin bis ins Viertelfinale, doch meist war spätestens nach der zweiten Runde das Ende gekommen. Diese Regelmäßigkeit kostet den Hauptstadtclub jede Menge Geld und Ansehen. Wie in Kaiserslautern, als die Pfälzer den Pausenrückstand von Peter Niemeyer (25. Minute) durch Treffer von Mo Idrissou (52.), Karim Matmour (63.) und Olivier Occean (83.) drehten.
„Ich muss das zweite Tor machen“, ärgerte sich Herthas Offensivmann Sami Allagui über seine vergebenen Chancen vor dem Wechsel. „Wenn wir mit 2:0 in die Pause gehen, sieht es ganz anders aus“, meinte Luhukay. „Wir bestehen nicht nur aus elf Leuten, sondern brauchen alle Spieler in der Saison. Es gibt keine A- und B-Elf“, verteidigte er nochmals sein Experiment. Mit den Leistungen seiner Nachrücker konnte der Berliner Chefcoach aber nicht zufrieden sein. „Die Spieler hatten die Chance, sich zu präsentieren. Es war genügend Motivation für sie da, genügend sportlicher Anreiz“, betonte Luhukay.
„Das müssen wir erst mal verarbeiten“, meinte der 50-Jährige. Sicher scheint vor der nächsten Partie bei den Berlinern nur eines: In der Besetzung von Kaiserslautern wird Hertha BSC nicht ein zweites Mal antreten. „Wir müssen uns jetzt auf die Bundesliga konzentrieren und werden das auch machen“, bemerkte Luhukay.