Nordirland holt ersten EM-Sieg und träumt vom Achtelfinale

Lyon (dpa) - Die DFB-Elf bekommt es im letzten Gruppenspiel am Dienstag mit euphorisierten Nordiren zu tun - und einer echten Mannschaft.

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„Niemand, der heute in der Startelf stand, verdient es, nicht mehr aufgestellt zu werden“, sagte Topstürmer Kyle Lafferty nach dem 2:0 (0:0) gegen die Ukraine. Mit sieben Treffern in der Qualifikation hatte der 28-Jährige sein Team zur ersten EM-Teilnahme überhaupt geschossen, kein Nationalspieler hat die Bezeichnung Star mehr verdient als er. In Lyon aber saß Lafferty die kompletten 96 Minuten auf der Bank. Und lobte Trainer Michael O'Neill dafür.

„Ich habe natürlich großen Anteil, dass wir überhaupt hier sind. Aber diese Tore zählen hier nichts. Wir sind bei der EM. Wenn der Trainer der Meinung ist, ich habe im ersten Spiel nicht meine beste Leistung gezeigt und dann etwas verändert, dann habe ich kein Argument dagegen. Das respektiere ich“, sagte Lafferty nach dem ersten Sieg einer nordirischen Fußball-Mannschaft bei einer Europameisterschaft. „Klar bin ich enttäuscht, weil ich im größten Spiel, das Nordirland in den vergangenen 30 Jahren hatte, nicht spielen durfte. Aber es hat sich ausgezahlt. Also bin ich als Fan einfach nur begeistert.“

Lafferty war nicht als einziger von O'Neills Unzufriedenheit mit dem Auftakt gegen Polen betroffen, gleich fünf neue Spieler beorderte er in die Startelf. Und die gaben alles. Conor Washington jagte im 4-3-3 als einzige echte Spitze im Vollsprint jedem Ukrainer hinterher, Jamie Ward sorgte über die rechte Seite für eine Vielzahl an guten Aktionen und Flanken. „Die vorderen drei, die heute angefangen haben, waren absolut brillant“, lobte Lafferty.

Die Ukraine ist durch das Remis zwischen Deutschland und Polen bereits sicher ausgeschieden. Das nordirische EM-Motto „Dare to Dream“ (Erlaube dir, zu träumen) und die Hoffnung auf den Einzug ins Achtelfinale dagegen ist weiter befeuert worden. „Das wird ein sehr hartes Spiel gegen Deutschland. Aber manchmal ist Fußball auch ein romantisches Spiel, manchmal kommen die Underdogs durch“, sagte Torschütze Gareth McAuley.

Womöglich reichen sogar die drei Punkte vom Donnerstagabend und ein vernünftiges Torverhältnis, um als einer der vier besten Gruppendritten weiterzukommen. Niall McGinn machte mit dem 2:0 in der wegen einer Unwetter-Unterbrechung langen Nachspielzeit alles klar.

McAuley, 36 Jahre alter Verteidiger vom englischen Erstligisten West Bromwich Albion, hatte zuvor das erste EM-Tor für sein Land geköpft und sich zudem für die starke Defensivleistung die Auszeichnung zum „Man of the Match“ verdient. „Es ist sehr viel Zeit vergangen, seit unser Land bei einem großen Turnier getroffen hat. Aber es geht nicht um mich, sondern immer um die Leute neben mir. Wenn ich denen helfen kann, dann macht es das noch mehr besonders“, sagte er.

Das letzte große Turnier war die WM 1986, allein mit der Reise nach Frankreich hat sich für alle nordirischen Fußballer ein Traum erfüllt. Doch zufrieden geben will sich die „Green and White Army“ damit nicht. „Wir wollten immer in der Position sein, gegen Deutschland noch um etwas zu spielen. Das haben wir nun geschafft. Fußball ist ein komisches Spiel, da weißt du nie, was passieren wird“, sagte Kapitän Steven Davis. „Warum sollten wir uns nicht auf dieses Spiel freuen? In Paris, volles Haus, gegen den Weltmeister. Genau das wollten wir haben.“

Lafferty meinte: „Das ist vermutlich das beste Team und der größte Favorit im ganzen Turnier. Aber wenn wir so spielen, dann schlägt uns niemand.“ Egal, ob er auf dem Platz steht oder auf der Bank sitzt.