EM 2016 Von Atomkraft bis Zeichner Uderzó

Fakten, Floskeln, Vorurteile: Hätten Sie’s gewusst? Die WZ stellt Besonderheiten und Kuriositäten unseres Nachbarlandes in 26 Stichworten vor

Der Bahnhof von Saint-Etienne.

Foto: Ian Langsdon

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Atomkraft: Sie genießt in Frankreich eine deutlich höhere Akzeptanz als bei uns. Rund 75 Prozent des französischen Stroms stammt aus Kernreaktoren, wenngleich dieser Anteil laut Präsident Hollande bis 2025 auf 50 Prozent gesenkt werden soll. Derzeit sind 58 Reaktoren an 19 Standorten in Betrieb.

Baskenmütze: Neben dem Baguette gehört sie zur Grundausstattung des deutschen Franzosen-Stereotyps. Tatsächlich aber war ihre Existenz kürzlich bedroht: Von drei verbliebenen produzierenden Unternehmen musste die Firma Béatex im Jahr 2012 Insolvenz anmelden, wurde schlussendlich aber aufgekauft und gerettet.

Chanson: Mal pop-, mal rock-, mal blues-lastig — aber immer mit Textaussage. Das Chanson als französischer Ausdruck der Popkultur hat viele Facetten. Bemerkenswert: Seit 1994 regelt ein Gesetz, dass mindestens 40 Prozent der im Radio gespielten Lieder aus der Feder eines nationalen Künstlers stammen müssen.

Departements: Jene in Übersee mitgerechnet, ist Frankreich in 101 dieser Verwaltungsbezirke eingeteilt. Vor allem im Gesundheits- und Sozialbereich, beim Straßenbau und Fragen zur wirtschaftlichen Infrastruktur sind sie als politische Ebene mit bedeutenden Entscheidungskompetenzen ausgestattet.

Ente: Mit neun PS fing 1948 alles an. Bis zum Produktionsstopp 1990 liefen mehr als fünf Millionen des eigenwillig geformten Kleinwagens vom Band. Vor allem neue Abgas- und Sicherheitsbestimmungen zwangen den Hersteller Citroën dazu, die Produktion einzustellen.

Froschschenkel: Dem Vernehmen nach sind sie weniger bei Franzosen selbst als bei ausländischen Touristen beliebt. Auf Speisekarten sind Frösche darüber hinaus nicht nur in Frankreich, sondern auch in Belgien, Luxemburg, der Schweiz oder Spanien, vor allem aber in Südostasien zu finden. Asien ist es auch, wo mittlerweile die meisten in Frankreich verspiesenen Amphibien gezüchtet und gefangen werden — viele Arten stehen in weiten Teilen Europas unter Naturschutz.

Grande Nation:
Vor allem im deutschsprachigen Raum wird der Begriff gerne synonym für das Nachbarland im Westen verwendet. Und wenngleich er besonders französisch anmuten mag, so ist er doch in Frankreich selbst weitestgehend unbekannt. Wenn dort überhaupt die Rede von „Grande Nation“ ist, so ist lediglich eine, aber nicht etwa die große Nation gemeint.

Haute Couture: Im Raum Paris ist die „gehobene Schneiderei“ beheimatet — und der Begriff gesetzlich geschützt. Firmen, die sich und ihre Mode damit schmücken wollen, müssen sich jede Saison aufs Neue beim Chambre Syndicale de la Haute Couture dafür bewerben.

Integration: Als ehemalige Kolonialmacht und einst aktiver Werber für die Gastarbeit prägt Frankreichs Vergangenheit noch heute die Einwanderungssituation. Während die Zuwanderung früher vor allem als Gewinn gesehen wurde, gab es in der Wahrnehmung weiter Teile der Bevölkerung zuletzt einen Rechtsruck. Vor allem die verarmten Vororte der großen Metropolen, die Banlieus, gelten als Symbol für das Versagen der französischen Integrationspolitik.

Jeanne d’Arc: 1431 wurde die französische Nationalheldin auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Was war geschehen? Während des Hundertjährigen Krieges war Nordfrankreich von den Engländern besetzt. Unter Jeanne d’Arcs Führung — sie hielt sich selbst für gottgesandt — befreiten die Franzosen Orléans. Nach der Gefangennahme durch die Engländer wurde sie zunächst zu lebenslanger Haft, dann wegen Ketzerei zum Tode verurteilt.

Kolonialismus: Noch heute zeugt die französische Prägung Quebecs und Nordafrikas von der Vergangenheit Frankreichs als Kolonialmacht. Mit Guadeloupe, Martinique, Französisch-Guayana, La Réunion und Mayotte existieren heute zudem fünf offizielle Übersee-Departements. So kommt es, dass unter anderem 700 Kilometer vor der Ostküste Madagaskars der Euro offizielles Zahlungsmittel ist — und La Réunion als Teil Frankreichs mit zur EU gehört.

Louvre: Mit knapp zehn Millionen Gästen jährlich ist er das am häufigsten besuchte Museum weltweit. Da Vincis Mona Lisa ist hier ebenso zu Hause wie Hieronymus Boschs Narrenschiff und die Venus von Milo. Seit 2012 gibt es einen Ableger des Museums in der nordfranzösischen Stadt Lens.

Marseillaise: Die französische Nationalhymne wurde als revolutionäres Kriegslied komponiert und später benannt nach den aus Marseille stammenden Soldaten, die das Lied beim Einmarsch 1792 in Paris sangen. Entsprechend geht es innerhalb des Textes nicht gerade zimperlich zur Sache: „Das unreine Blut tränke unserer Äcker Furchen“ heißt es im Refrain — ob das 2016 noch zeitgemäß ist, sei dahingestellt.

Napoleon: Eine Schlüsselfigur der französischen Geschichte und, infolge der Revolution, der erste — selbstgekrönte — Kaiser Frankreichs. Seine Ideen zum Code Civil sind bis heute Grundlage des französischen Zivilrechts. Ferner ist ihm zu verdanken, dass nach wie vor per Gesetz weder Schwein noch Kuh nach ihm benannt werden dürfen.

Ozean: Wohl kaum ein Zweiter hat sein Leben so ausgiebig der Meeresforschung gewidmet wie Jacques-Yves Cousteau. Mehr als 100 Filme hat er gedreht, wurde dreifacher Oskar-Preisträger, gewann 1956 die „Palme d’Or“ bei den Filmfestspielen in Cannes. 1997 verstarb Coustau im Alter von 87 Jahren. Heute erinnert jährlich am 11. Juni der Cap Rouge Day — in Anlehnung an sein Markenzeichen, die rote Strickmütze — an den Unterwasserpionier.

Präsident: Mit der Ablöse Nicolas Sarkozys steht seit 2012 mit Francois Hollande nach vielen Jahren erstmals wieder ein Sozialist an der politischen Spitze. Während seiner bisherigen Amtszeit konnte er seinen Rückhalt bei den Franzosen nicht wahren. Vor allem die hohe Arbeitslosenquote bringt ihm Kritik ein. Sein jüngster Versuch einer Verfassungsänderung, um Terroristen die französische Staatsangehörigkeit aberkennen zu können, scheiterte.

Quasimodo: Mit seinem Roman „Notre-Dame de Paris“ setzte Schriftsteller Victor Hugo der Kathedrale 1831 ein literarisches Denkmal. Später wurde sein Roman Grundlage für zahlreich Verfilmungen. Ein zentraler Aspekt des Plots ist die unerfüllte Liebe des entstellten Glöckners Quasimodo zur hübschen Zigeunerin Esmeralda.

Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit — bis heute gelten die Grundsätze der Französischen Revolution von 1789 bis 1799 als Leitbild der französischen Nationalidentität. Der Aufstand des Volkes gegen Adel, Geistliche und absolutistische Monarchie war und ist zudem prägend für das heutige europäische Demokratieverständnis.

Savoir Vivre: Während der Begriff im Deutschen synonym für das gesamtfranzösische Lebensgefühl — oder unsere Vorstellung davon — steht, beschreibt das „Zu-leben-Wissen“ im französischen Sprachgebrauch vor allem die Pflege des guten Benehmens und guter Umgangsformen.

TGV: Die französische Variante Hochgeschwindigkeitszuges ist seit 1981 in Betrieb — zehn Jahre länger als der deutsche ICE. Unter den Namen Thalys und Eurostar verkehren leicht abgewandelte Varianten des TGV auch auf Schienen in Deutschland Großbritannien, Luxemburg, Belgien und der Schweiz — und das mit bis zu 320 Kilometern pro Stunde.

Urlaubsziel: Rund 88 Millionen Touristen kommen jährlich nach Frankreich, das damit, gemessen an der Besucheranzahl, das beliebteste Urlaubsland weltweit ist. Vor allem Paris, die Côte d’Azur und die französischen Alpen sind bei Gästen beliebt.

Versailles: Vorangetrieben vom „Sonnenkönig“ Luis dem XIV. entstand hier, 20 Kilometer südwestlich von Paris, während des 17. Jahrhunderts eine der größten Palastanlagen Europas. 51.000 Quadratmeter Fläche — so viel wie sieben Fußballfelder — bietet der Bau. Hinzu kommen mehr als 8.000 Hektar große Parkanlagen.

Wortschatz: Seit 1635 wacht die Académie française darüber, dass die französische Sprache französisch bleibt. Und tatsächlich wird auch heute noch aktiv gegen Anglizismen im französischen Sprachgebrauch vorgegangen. Walkman? Software? Computer? Fehlanzeige. Stattdessen ist die Rede vom „baladeur“. Und von „logiciel“, die der Benutzer auf dem „ordinateur“ installiert.

XX: Als jugendsprachliches Kürzel für das doppelte Küsschen ist diese Buchstabenkombination als Grußformel unter Brief, E-Mail und SMS weit verbreitet. Und auch ein analoges „bise“ gehört zum französischen Begrüßungsritual dazu. Die Anzahl der, manchmal nur angedeuteten, Küsse auf die Wange, variiert dabei je nach Region.

Yves Saint Laurent: Der 2008 verstorbene Modedesigner galt zu Lebzeiten als Revolutionär seiner Zunft. Sein Modelabel war und ist immer wieder Kandidat für Haute-Couture-Kollektionen. Die Zeitschrift Vogue schrieb einmal: „Coco Chanel und Christian Dior waren erstklassig, doch Yves Saint Laurent ist ein Genie.“

Zeichner: Mit seinen Comic-Helden Asterix und Obelix wurde Albert Uderzó berühmt. 1959 erschuf er die Figuren gemeinsam mit Autor René Goscinny. Bis heute wurden mehr als 350 Millionen Bände in 107 Sprachen gedruckt. Zeichner: Mit seinen Comic-Helden Asterix und Obelix wurde Albert Uderzó berühmt. 1959 erschuf er die Figuren gemeinsam mit Autor René Goscinny. Bis heute wurden mehr als 350 Millionen Bände in 107 Sprachen gedruckt. Zeichner: Mit seinen Comic-Helden Asterix und Obelix wurde Albert Uderzó berühmt. 1959 erschuf er die Figuren gemeinsam mit Autor René Goscinny. Bis heute wurden mehr als 350 Millionen Bände in 107 Sprachen gedruckt.