EM 2016 Von Pinocchio bis Super Victor

Maskottchen-Wahl: Seit 1980 wird die Fußball-EM von tierischen und menschlichen Glücksbringern begleitet. Welche Figur welcher Nation bisher den Sieg beschert hat.

Das Maskottchen „Super Victor“ der Fußball-Europameisterschaft 2016.

Foto: Gerd Roth

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Bielefeld. Es soll Glück bringen und wird oft zum Gesicht eines ganzen Großevents: das Maskottchen. Aber obwohl die Fußball-EM in diesem Jahr bereits zum 15. Mal veranstaltet wird: Von einem Maskottchen begleitet wird sie erst seit 1980. In diesem Jahr ist Super Victor für das Glück bei der EM in Frankreich zuständig. Welcher der 24 Mannschaften der Superhelden-Junge am Ende unvergessen bleibt, zeigt sich im Finale.

Begonnen hat die Serie der neu entwickelten Glücksbringer für die EM 1980 in Italien. Die Italiener nutzten mit Pinocchio eine Kinderbuchfigur des italienischen Autors Carlo Collodi. Bekannt geworden war sie schon 1881 — gut 100 Jahre vor ihrem Einsatz als EM-Maskottchen. Damals erschien die erste Fortsetzungsgeschichte mit der Holzfigur in einer italienischen Wochenzeitung unter dem Titel „Abenteuer des Pinocchio: Geschichte eines Hampelmanns“. Da die Serie so gut ankam, beschloss Erfinder Collodi seiner Figur 1883 ein ganzes Buch zu widmen. Noch immer findet sich Pinocchio in vielen Kinderzimmern. Bis heute ist er das bekannteste Maskottchen einer Europameisterschaft und brachte 1980 Deutschland Glück beim 2:1 gegen Belgien. Frankreich legte 1984 mit dem Hahn Peno nach. Die Franzosen setzten damit auf das richtige Tier: Sie gewannen das Finale mit 2:0 gegen Spanien.

Eine doppelte Maskottchennutzung gab es 1988 und 1992. Das Kaninchen Berni wurde zunächst Gesicht der EM in Westdeutschland und bekam 1992 eine Generalüberholung für die EM in Schweden. In München brachte Berni dabei den Niederlanden Glück. Die Mannschaft gewann 2:0 gegen die Sowjetunion. In Schweden half Berni den Dänen, die ursprünglich als Nachrücker für Jugoslawien zur EM gekommen waren und überraschend das Finale mit 2:0 gegen Deutschland gewannen.

Siegessicher bediente sich England bei dem darauffolgenden Turnier der Figur des Herrschers des Tierreichs: des Löwen. Goaliath blieb am Ende jedoch besonders den Deutschen in Erinnerung. Der Vize-Europameister von 1992 gewann das Endspiel im Londoner Wembley-Stadion gegen Tschechien mit dem Golden Goal durch Oliver Bierhoff in der 95. Spielminute.

Beim Löwen blieb es auch bei der Europameisterschaft 2000 in Belgien und den Niederlanden. Goaliaths Nachfolger Benelucky wurde um eine bunte Mähne und einen Teufelsschwanz erweitert. Teuflisches Glück hatte am Ende Frankreich mit einem 2:1-Sieg über Italien. Die Serie an Maskottchen aus dem Tierreich brach bei der darauffolgenden Fußball-EM ab. Mit Kinas brachten die Portugiesen 2004 erstmals einen „menschlichen“ Glücksbringer ins Spiel. Kinas symbolisierte einen portugiesischen Jungen. Er sollte die Eigenschaften Enthusiasmus, Geschick, Entschlossenheit und Humor verkörpern. Der Name wurde von der Bezeichnung für die fünf Punkte im Waffenschild der portugiesischen Nationalflagge abgeleitet. Im EM-Finale gewann Griechenland mit 1:0 gegen Portugal.

Von da an blieb es — wie auch in diesem Jahr — bei einem menschenähnlichen Maskottchen. Die Schweiz und Österreich setzten bei der EM 2008 noch einen drauf: sie machten gleich zwei Figuren zum Maskottchen. Trix und Flix symbolisierten fußballspielende Zwillinge. Sie waren in den Nationalfarben der Gastgeber gekleidet und trugen über dem Auge je eine weiße Zackenlinie, die Alpengipfel symbolisieren sollten. Das Duo betrat erstmals 2006 bei einem Freundschaftsspiel zwischen Österreich und der Schweiz ein Stadion. Die Namen wurden in Anlehnung an Fix und Foxi ausgewählt. Glück im Endspiel brachten sie Spanien beim 1:0 gegen Deutschland.

Bei Zwillingen blieb es auch 2012. Denn auch zu dieser EM gab es zwei Gastgeber: Polen und die Ukraine. Slavek und Slavko traten in den jeweiligen Landesfarben der beiden Nationen an. Die Namen wurden von dem Wort Slava abgeleitet, was übersetzt Ruhm oder Ehre bedeutet. Andere Namensvorschläge waren Siemko und Strimko sowie Klemek und Ladko. Abgestimmt wurde über eine Online-Umfrage der UEFA. Mehr als die Hälfte der fast 40.000 Teilnehmer entschieden sich für Slavek und Slavko. Als Glücksbringer in Erinnerung blieben die Zwei am Ende den Spaniern. Sie siegten mit 4:0 im Endspiel gegen Italien und konnten als erster Europameister ihren Titel verteidigen.

Auch 2016 bleibt das Maskottchen menschenähnlich. Seit dem 18. November 2014 ist auch sein Name bekannt: Super Victor. Die Entscheidung für die Benennung fiel durch eine öffentliche Abstimmung. 107.790 Menschen nahmen teil. Super Victor setzte sich mit 48 Prozent gegen Driblou (25 Prozent) und Goalix (27 Prozent) durch.