Engländer fordern „harte Sanktionen“ gegen Serbien
London (dpa) - Nach den Attacken und rassistischen Beleidigungen gegen das englische U-21-Team in Serbien hat sich der britische Premier David Cameron „entsetzt“ gezeigt und „harte Sanktionen“ der UEFA gefordert.
Das teilte die Downing Street mit.
Der serbische Fußballverband wies dagegen vehement jeden Vorwurf der Fremdenfeindlichkeit von sich und nannte die Unterstellung eine „totale Böswilligkeit“. Zuvor hatte Sport-Staatssekretär Hugh Robertson einen Beschwerdebrief an UEFA-Präsident Michel Platini geschrieben - wegen der „extremen Provokation und des Rassismus“ im Anschluss an Englands 1:0-Sieg im EM-Qualifikationsspiel in Kruševac. Da die Auswahl des Balkanstaates als Wiederholungstäter gilt, werden in England die Stimmen nach Turnierausschlüssen laut. Kapitän Jordan Henderson berichtete: „Es wurden auch Steine und Stühle nach uns geworfen.“
Die UEFA kündigte am Mittwochabend Ermittlungen gegen die nationalen Fußball-Verbände Serbiens und Englands an. Am 22. November soll die Disziplinarkommission ihre Urteile fällen.
Der serbische Verband widersprach den Vorwürfen heftig und teilte mit, es gebe „absolut keine Grundlage dafür“, einen Zusammenhang zwischen den Rangeleien auf dem Spielfeld und Rassismus herzustellen. Stattdessen verwies der Verband in einem Statement auf seiner Internetseite darauf, dass es einen „Geist von Fair Play auf dem Platz und in den Zuschauerrängen“ gegeben habe und beschuldigte seinerseits den englischen Mittelfeldspieler Danny Rose des „unangebrachten, unsportlichen und vulgären“ Verhaltens.
Rose, während des Spiels nach eigener Darstellung durchgehend Opfer von Affen-Schmährufen der Zuschauer, sagte dem Sender Sky Sports: „Zwei Steine haben mich am Kopf getroffen, als ich einen Einwurf machen wollte.“ Als er nach Connor Wickhams erlösendem Siegtreffer in der Nachspielzeit befreit jubelte, sei er auch noch von Gegenspielern attackiert worden: „Alle serbischen Spieler waren um mich herum, schubsten mich. Ich erinnere mich, dass ich zweimal ins Gesicht geschlagen wurde.“
In der nächsten Situation habe er dann aus Frust den Ball in Richtung der schimpfenden serbischen Anhänger geschossen. Dafür sah der 22-Jährige vom AFC Sunderland die Rote Karte. Nach dem Abpfiff habe er sich weitere Affenlaute anhören müssen. „Sie sollten ausgeschlossen werden“, forderte Rose. Der serbische Verband wirft Rose vor, sich beim Torjubel „auf eine unangebrachte, unsportliche und vulgäre Weise“ den Fans in den Zuschauerrängen gegenüber verhalten zu haben - „und dafür hat er eine Rote Karte bekommen“.
Nach der Partie wurden auf dem Spielfeld mehrere englische Profis von serbischen Akteuren angegriffen. Auf dem Weg in die Kabine kam es auch zu Handgemengen zwischen den Offiziellen beider Teams. Bereits 2007 in einem Duell bei der U-21-EM zwischen England und Serbien war der Engländer Nedum Onuoha rassistisch beleidigt worden - nach dem Vorfall in den Niederlanden damals verurteilte die UEFA den serbischen Verband zu rund 20 000 Euro Geldstrafe.
Der Vorsitzende der englischen Spielergewerkschaft PFA, Clarke Carlisle, forderte nun eine „signifikante“ internationale Sperre für Serbien - „weil es eine Wiederholungstat ist“. „Wenn es ein Ausschluss für mehrere Turniere ist, wird die Nation gezwungen, dieses Problem anzugehen“, betonte Carlisle. Die Rote Karte für Rose nannte er „absurd“. England qualifizierte sich nach einem 1:0 im Hinspiel wie auch Deutschland für die EM-Endrunde 2013 in Israel.