Neustart für Bayer-Coach Schmidt - Völler mit Jobgarantie
Villarreal (dpa) - Für Roger Schmidt hat nach der verbüßten Strafe die härteste Bewährungszeit als Cheftrainer von Bayer Leverkusen begonnen.
Nach der Sperre für drei Bundesligapartien will der 48-Jährige das Werksteam am Donnerstag im Achtelfinal-Hinspiel der Europa League beim FC Villarreal wieder direkt vom Spielfeldrand coachen und in die Erfolgsspur zurückführen. „Es ist eine sehr schwere Aufgabe, aber wir haben uns zuletzt gegen Sporting Lissabon mit zwei Siegen durchgesetzt“, sagte Schmidt. „Das stimmt mich optimistisch für Villarreal, aber es werden enge Partien werden.“
Dass Schmidt am Samstag lieber mit einem Privatjet nach Las Palmas flog, um Villarreal zu beobachten, anstatt das Spiel der Leverkusener beim FC Augsburg (3:3) wegen seiner Sperre noch einmal tatenlos von der Tribüne aus anzusehen, löste einen Sturm der Entrüstung aus. „Ich war gesperrt, habe zwei Spiele in einer Kabine hinter Glas erlebt. Die Situation war für mich nicht angenehm“, sagte er im Interview der Deutschen Presse-Agentur. „Deshalb war für mich klar: Wenn ich mich nützlich machen kann, die Chance gegen Villarreal marginal zu erhöhen, fliege ich fünf Stunden rüber.“ Schmidt: „Ich weiß, dass ich polarisiere - sowieso immer, aber in sportlich schwierigen Situation noch etwas mehr.“
Er sah ein 0:1 des Tabellenvierten der Primera Division bei UD Las Palmas. „Man darf die Niederlage nicht überbewerten. Donnerstag wird eine andere Mannschaft auf uns warten“, meinte Schmidt. Schließlich hatte der FC Villarreal (Spitzname „Gelbes U-Boot“) 2006 in der Champions League sowie 2004 und 2011 in der Europa League jeweils das Halbfinale erreicht. Zudem warfen die Spanier Bayer vor fünf Jahren im Achtelfinale der Europa League aus dem Wettbewerb.
„Wir werden alles in die Waagschale werfen, um am Ende die Nase vorn zu haben“, sagte Sportdirektor Rudi Völler, der seinem kritisierten Chefcoach einmal mehr eine Jobgarantie gab: „Tatsache ist, dass wir einen erstklassigen Trainer haben.“
Auftrieb versprechen sich die Leverkusener durch das 3:3 in Augsburg und die furiose Aufholjagd nach dem 0:3 nicht nur für den Auftritt im Estadio El Madrigal. „Wir fliegen mit ziemlich breiter Brust nach Spanien und glauben, Villarreal auswärts und zu Hause schlagen zu können“, sagte Bayer-Profi Julian Brandt. Keck fügte er hinzu: „Ich will nicht vom Finale sprechen: Weit ist es nach Basel nicht mehr.“
An das Endspiel am 18. Mai mag der Vereinschef nach krisenhaften Wochen nicht denken. „Wir brauchen dringend ein Erfolgserlebnis, um Motivation für das Bundesligafinale zu bekommen“, forderte Geschäftsführer Michael Schade, der das Weiterkommen gegen Villarreal als „ultraschwer“ einstuft. Nach dem von Schmidt provozierten Eklat gegen Dortmund und dem gegen ihn verhängten Innenraumbann verlor Bayer drei Partien und stürzte auf Rang acht ab.
Deshalb gilt national die Devise: retten, was zu retten ist. Das Ziel Champions League ist mit fünf Punkten Abstand zum vierten Platz in weite Ferne gerückt. „Ich bin Optimist. Und so lange es noch einen Funken Hoffnung gibt, verliere ich den Glauben nicht“, meinte Schade. Die Leverkusener hoffen zudem auf ein Ende ihrer Verletztenmisere.
Das Sturm-Duo Stefan Kießling und Javier „Chicharito“ Hernández steht vor der Rückkehr in die Startelf. „Mit den beiden sieht es sehr gut aus“, sagte Schmidt. Die Entscheidung über einen Einsatz der drei zuletzt ebenfalls verletzten Innenverteidiger Ömer Toprak, Jonathan Tah und Kyriakos Papadopoulos soll bis zum „letzten Moment“ hinausgezögert werden.