Fortuna Düsseldorf Fortunas Marbella-Krise - Tagebuch eines Dramas

Marbella/Düsseldorf · An diesen Tag, den 11. Januar 2019, werden sich die Fortuna-Fans noch lange erinnern - oder sogar ewig. Fortunas wechselvolle Geschichte ist um ein dramatisches Kapitel reicher.

Foto: Christof Wolff

Die vergangenen 24 Stunden hatten es für den Fußball-Bundesligisten Fortuna Düsseldorf in sich. Dieses Kapitel wird in der Vereinsgeschichte ein besonderes bleiben, und an diesen Tag, den 11. Januar 2019, werden sich die Fans des Aufsteigers noch lange oder sogar ewig erinnern.

Mit der denkwürdigen Pressekonferenz im Mannschaftshotel hatte alles angefangen. Was eigentlich zum Fazitgespräch des Trainingslagers vom Trainer werden sollte, wurde zur Entscheidungs-Verkündung des scheinbar vorzeitigen Endes der Zusammenarbeit zwischen dem Verein und seinem Coach Friedhelm Funkel. Robert Schäfer sprach sein Bedauern aus, dass Funkel nicht auf den Vorschlag des Vereins eingegangen sei, in der nächsten Zeit – in drei oder vier Wochen – über seine Zukunft zu sprechen. Zunächst war, wie zu erfahren war, vom Verein ein Termin im Mai für das Gespräch mit dem Trainer angeboten worden, dann der März. Verkündet wurde dann aber ein Zeitpunkt in den nächsten drei bis vier Wochen. Aber auch darauf wollte der Trainer nicht eingehen und sprach von mangelndem Vertrauen des Vereins in den sportlichen Bereich. Ihm war anzumerken, dass es für ihn eine Frage der Ehre ist.

Während er noch den Pressevertretern erklärte, dass er dem Verein mit einem Jahresvertrag, der nur für die erste Liga gelten sollte, entgegen kommen wollte, war Robert Schäfer anzumerken, dass für ihn dieses Gespräch aus dem Ruder lief. Nachdem Funkel seine Mannschaft und sein Trainerteam so lobte und sehr bedauerte, dass für ihn die Zeit bei Fortuna zu Ende geht, konnte er seine Tränen nicht zurückhalten. Er versuchte aber, sich das nicht anmerken zu lassen.

Der Vorstandsvorsitzende suchte weitere Erklärungen, drang mit seiner Überzeugungskraft aber nicht so recht durch, auch weil Lutz Pfannenstiel einen Tag vorher bereits abgereist war und keine Hilfestellung leisten konnte. In einer eigenartigen Stimmung ging die Runde nach etwas mehr als einer Stunde auseinander, nachdem es dem Trainer noch gelungen war, einen Ausblick auf den Telekom-Cup am Sonntag zu geben.

Noch während des Gesprächs waren die Nachrichten bereits nach draußen gedrungen und hatten sich blitzschnell in Düsseldorf herumgesprochen. Wie eine Lawine wurden die Foren und Facebookgruppen, die sich mit Fortuna beschäftigen, überschwemmt von Unverständnis und Empörung. Nur wenige konnten die Position des Vereins nachempfinden.

Auch weit über die Grenzen der Region wurde die Nachricht kommentiert und teilweise mit heftigem Spott gegenüber der Fortuna kommentiert. Nürnberg- und Hannover-Fans in den Hotels in Marbella rieben sich tatsächlich die Hände und freuten sich, dass sie nun mit Fortuna wieder eine Mannschaft sahen, die sie hinter sich lassen konnten. Selbst Lukas Podolski reagierte sarkastisch auf die besonderen Befindlichkeiten der Düsseldorfer.

Aufsichtsratschef Ernst bringt Funkel, Pfannenstiel und Schäfer zurück an einen Tisch

Bis zum Abend hatte sich selbst die dunkle Wolke, die ausgerechnet über Marbella festzuhängen schien, nicht verzogen. Die Geschichte nahm sogar an Dynamik und Dramatik zu, nachdem sich Reinhold Ernst eingeschaltet hatte. In einigen Gesprächen, die er mit Sportvorstand Lutz Pfannenstiel, dem Vorstands-Boss und dem Trainer führte, hatte er nur eine Intention: Der offensichtlich auch überraschte Aufsichtsrats-Chef wollte alle Parteien wieder an den Verhandlungstisch zurückholen. So erreichten Ernst und Pfannenstiel, dass sowohl Schäfer als auch Funkel einsahen, dass eine „Dickköpfigkeit“ nur zu Lasten des Vereins gehen würde.

Nicht nur Funkel hat, wie er selbst zugab, hatte eine Nacht voller Grübelei hinter sich gebracht. Am Morgen gab es dann den Durchbruch. Allerdings erfuhren selbst die Spieler die Nachricht, dass die Gespräche wieder aufgenommen wurden, erst am Flughafen aus den Online-Texten der in Spanien vertretenen Zeitungen aus Düsseldorf. Wie alle Beteiligten aus der Marbella-Krise letztlich „herauskommen“ werden, können erst die nächsten Tage zeigen.

Letztlich hat man sich nur auf erneute Verhandlungen geeinigt. Noch ist der Vertrag weder unterschriftsreif, noch unterschrieben. Für ein spannendes Jahr 2019 hat die Fortuna auf jeden Fall schon einmal eine ausgesprochen breite Basis gelegt.