Abstiegskampf Die Baustellen von Fortuna Düsseldorf
DÜSSELDORF · Preußer war mit viel Hoffnung in Düsseldorf angetreten, galt wohlmeinend als Zögling des Freiburger Trainers Christian Streich, verbunden mit der Hoffnung auf Sonnenstrahlen aus dem Breisgau auch in Düsseldorf. Jetzt aber wird Preußer von den indiskutablen Ergebnissen überholt.
. Die Fans von Fortuna Düsseldorf hatten genug. Nach fünf sieglosen Pflichtspielen in Serie und der Last-Minute-Niederlage beim 0:1 gegen den 1. FC Heidenheim gab es für die rheinischen Zweitliga-Kicker ein gnadenloses Pfeifkonzert am Freitag in der Arena. Auch der junge Cheftrainer der Düsseldorfer musste sich dabei „Preußer raus“-Rufe gefallen lassen.
Der ehemalige Bundesligaclub und Vorjahresfünfte, der sich gerne wieder im oberen Tabellendrittel mit Tuchfühlung zum Aufstieg gesehen hätte, muss nun auf Abstiegskampf umstellen. „Das war am Schluss ein richtiger Nackenschlag“, befand Trainer Christian Preußer nach der bitteren Niederlage durch ein Kontertor in der Nachspielzeit von Robert Leipertz.
Preußer war mit viel Hoffnung in Düsseldorf angetreten, galt wohlmeinend als Zögling des Freiburger Trainers Christian Streich, verbunden mit der Hoffnung auf Sonnenstrahlen aus dem Breisgau auch in Düsseldorf – jetzt aber wird Preußer von den indiskutablen Ergebnissen überholt. Der 37 Jahre alte Chefcoach der Fortuna steckt mitten in einer Krise mit seinem Club, hat aber weiterhin Rückendeckung von oben. „Wir halten auch weiter felsenfest an dem Trainer fest, daran hat sich nichts geändert. Wir glauben daran, mit Christian Preußer langfristig bei Fortuna etwas verändern können“, sagte Vorstandsmitglied Klaus Allofs zuletzt der „Rheinischen Post“. Den Frust der Fans könne er verstehen. „Wir müssen uns natürlich der Diskussion stellen, wir können natürlich nicht ausblenden, dass es Unzufriedenheit gibt“, sagte Allofs am Samstag. Preußer sei ein junger Trainer, den man auch schützen müsse.
Fortuna ist seit 265 Minuten ohne Torerfolg
Dennoch muss sich bei den Rheinländern gerade vor den nächsten schweren Spielen gegen Darmstadt 98 und gegen den FC St. Pauli – beide aus der Spitzengruppe – dringend etwas ändern, will man mit Preußer weiterarbeiten und auch wieder in die Erfolgsspur zurückkehren. Vor allem die Abschlussschwäche ist eklatant. Seit 265 Minuten ist die Mannschaft ohne Torerfolg, viele Experten beklagen das immer gleiche Schema im Fortuna-Spiel.
Und: Torjäger Rouwen Hennings hat schon seit sechs Spielen nicht mehr getroffen. „Wir hatten Möglichkeiten, aber keine Tore – gleichzeitig nutzen unsere Gegner ihre Chance eiskalt. Das zieht sich so schon etwas durch die letzten Wochen“, sagte Mittelfeldspieler Adam Bodzek. „Uns fehlen der Killer-Instinkt und das nötige Glück“, befand Stürmer Emmanuel Iyoha.
Preußer betonte, dass man die Situation sehr ernst nehme. „Wir stehen in der Abstiegszone“, sagte der Trainer. Ein Gespräch mit der Mannschaft am Samstag habe ihn ermutigt. „Ich habe da schon eine Aufbruchstimmung gespürt und dass wir den Ernst der Lage erkannt haben“, sagte Fortunas Trainer, dessen freundliches Erscheinungsbild manchen daran zweifeln lassen, dass er in prekärer Situation eine neue Ansprache finden könnte.
Zugleich rumort es auch im Umfeld der Fortuna. Gestern wehrte sich Sportvorstand Uwe Klein öffentlich gegen Vorwürfe des ehemaligen Düsseldorfer Sportdirektors Lutz Pfannenstiel, der Klein im Zusammenhang mit dem Tranfer des nigerianischen Nationaltorhüters Maduka Okoye zu Sparta Rotterdam via „Bild“ der Lüge bezichtigte.
Grund des Streits: Okoye, der kein Profi-Spiel bei Fortuna machte, zog ohne Ablöse, aber mit Vereinbarung über einen Weiterverkauf gen Rotterdam ab. Und wurde nun für sieben Millionen Euro an den FC Watford in die Premier League transferiert. Fortuna erhält jetzt zwar rund eine Million, nicht aber die volle Summe, weil man auf eine Vertragsverlängerung verzichtet hatte.
Über die Verantwortung dafür streiten jetzt Klein und Pfannenstiel öffentlich. „Ich habe mich bisher zu den Aussagen nicht geäußert, weil ich mich nicht auf dieses Niveau begeben wollte. Aber ich lasse mich nicht öffentlich der Lüge bezichtigen“, schrieb Klein gestern in einer Klarstellung und erklärte seinerseits, warum Okoye gehen musste. Klein habe seinerzeit 27 auslaufende Verträge serviert bekommen, als Pfannenstiel Fortuna gen USA verlassen hatte.
Statt auf Okoye habe man dann auf Dennis Gorka als dritten Torwart gesetzt. „Wenn Lutz einen Karriereplan mit Maduka erarbeitet hat, wie er selbst sagt, muss man sich die Frage stellen, warum der Vertrag dann nicht frühzeitig verlängert wurde“, sagt Klein jetzt. Eine Vertragsverlängerung mit Maduka sei trotzdem versucht worden, es habe aber keinen Verein gegeben, der „bereit war, eine Leihvereinbarung für einen Spieler zu treffen, dessen Vertrag sowieso auslief“.
Und, so Klein: „Wenn Lutz Pfannenstiel mit Okoyes Beratern und Sparta Rotterdam angeblich einen fixen Leih-Deal erarbeitet hatte, dann stellt sich die Frage, warum er diese Info nie mit uns geteilt hat. Auf uns ist Sparta Rotterdam erst Mitte Juli zugekommen, als Maduka schon vereinslos war.“