Fortuna Düsseldorf Abstiegskampf: Leere Phrasen helfen nicht weiter
Aber wie kann die rasende Talfahrt der Fortuna in Richtung 3. Liga gestoppt werden?
Düsseldorf. Was die Spieler, Trainer und Funktionäre von Fortuna Düsseldorf in dieser Saison bereits so alles öffentlich eingefordert oder erklärt haben, wurde oft genug gar nicht oder nur zeitweise umgesetzt. Richtige Taten folgten selten. „Wir müssen ein Team sein“, hieß es da, oder „Wir benötigen noch Zeit und Geduld“, oder „Wir müssen uns in die Spiele reinfressen“ — um nur einige Beispiele zu nennen. Langsam hören sich diese Phrasen wie reine Durchhalteparolen an. Fortuna hängt über dem Abgrund. Noch scheint das Seil halbwegs zu halten. Falls das Team von Marco Kurz am Freitag gegen Karlsruhe (18.30 Uhr/Arena) erneut eine Niederlage kassiert, werden auch die letzten Optimisten verstummen, die immer an einen lockeren Klassenerhalt geglaubt hatten.
Manager Rachid Azzouzi hatte in der Winterpause nicht nur weitere Geduld eingefordert, sondern auch auf den halbwegs positiven Trend verwiesen, dass die Fortuna 13 Punkte aus den letzten neun Spielen des Jahres 2015 geholt hatte. Die Geduld ist aufgebraucht, weil weder eine Entwicklung sichtbar wird, noch das Licht am Ende des Tunnels heller geworden ist. Seit dem Ende der Winterpause hat die Fortuna drei Spiele verloren, eines unentschieden gespielt und eins gewonnen. In der derzeitigen Lage ist das zu wenig, weil nicht erkennbar ist, dass die Mannschaft in den nächsten Spielen entscheidend anders auftritt. Menschlich mag sich der Kader von Fortuna Düsseldorf inzwischen gefunden haben. Im Zusammenspiel auf dem Platz klappt es nicht, obwohl viele Spieler über genügend Erfahrung aus der Bundesliga und sogar dem Europapokal verfügen.
Die Fortuna spürt den heißen Atem von 1860 München bereits im Nacken. Das macht aus psychologischer Sicht die Situation nicht einfacher. Denn Fortuna hat die Löwen mit der Niederlage dort stark und selbstbewusst gemacht. Von einer breiten Brust, die die Mannschaft von Marco Kurz vielleicht von einem irgendwann einmal abgerufenen Potenzial haben müsste, ist hingegen nichts zu sehen.
Den Trainern der Fortuna wachsen längst graue Haare, wenn sie daran denken, wie viele individuelle Fehler in dieser Saison bereits zu Niederlagen geführt haben. Auch hier bessert sich die Situation nicht. Warum auch die erfahrenen Spieler von solch teilweise kapitalen Patzer nicht verschont bleiben, ist nicht nachvollziehbar.
Eigentlich wollte die Fortuna in der Winterpause nur Spieler holen, die sofort weiterhelfen (können). Die Hoffnung war da, inzwischen fehlt der Glaube daran. Und jetzt muss der Trainer auch reagieren. Wenn er keine passenden Stürmer hat oder nur solche, die derzeit nicht wissen, wo das gegnerische Tor steht, sollte Marco Kurz seine Taktik ändern. Ein Kerem Demirbay als vorderste Spitze etwa mit einer breiten Unterstützung aus dem Mittelfeld wäre eine Idee. Der Spielmacher ist derzeit immer noch torgefährlicher als Nikola Djurdjic und Joel Pohjanpalo zusammen. Auch ein Ihlas Bebou in die Spitze zu stellen, ist an dieser Stelle bereits angeregt worden. Spieler für die Außenbahn hat die Fortuna ja eigentlich genügend. Und falls alles nichts hilft, muss die Fortuna künftig hinten rigoros dicht machen. Inzwischen drängt sich der Eindruck auf, dass bei einigen Spielern die individuelle Klasse tatsächlich nicht reicht.
Immer wieder machen sich die Spieler der Fortuna etwas vor, indem sie behaupten: „Wir haben ja nicht viel zugelassen“. Doch immer, wenn die Mannschaft dem Gegner leichtfertig etwas „anbietet“, führt das auch zu einem Gegentor. Konzentrierte Abwehrarbeit ist kein Teilzeit-Job sondern wird über die ganzen 90 Minuten benötigt. Gegnerische Standardsituationen sind im Training nur bedingt einzuüben. Nur darauf zu hoffen, dass schon nichts passieren wird, kann sich die Fortuna in ihrer Situation nicht mehr leisten.