Spiel gegen Fortuna Düsseldorf Arminia hat die richtige Balance noch nicht gefunden
Endspiel: Bielefelds siegloser Trainer Rüdiger Rehm steht inzwischen unter starkem Erfolgsdruck.
Düsseldorf. Die Verschwörungs-Theorie, dass es Bielefeld gar nicht gibt, ist inzwischen ein kursierender Dauer-Witz. Der Bielefelder kann über ihn daher kaum noch lachen, wobei eine andere Verschwörungstheorie behauptet, dass dies dem Ostwestfalen generell schwerfalle. Zumindest beim Blick auf die aktuelle Tabelle der 2. Fußball-Bundesliga haben diese bösen Zungen derzeit recht. Dort steht Arminia Bielefeld mit fünf Unentschieden und vier Niederlagen als Vorletzter auf einem Abstiegsplatz. Ein Bielefelder Sieg? Gibt es nicht.
Zumindest bislang nicht. Am Freitag im Spiel bei Fortuna Düsseldorf soll diese Negativ-Serie in der Arena endlich reißen. Für Trainer Rüdiger Rehm muss sie es sogar wohl. Sonst könnte es für den 37-Jährigen „Zehn und Aus“ heißen. Rehm steht bei großen Teilen der Fans massiv in der Kritik, Präsidium und Sportdirektor hingegen stärken dem Nachfolger von Norbert Meier den Rücken. „Die Spieler stehen in Pflicht und Verantwortung. Besonders unsere gestandenen Profis müssen nun endlich mal vorangehen“, sagte Sportdirektor Sami Arabi.
Doch so ganz aus der Pflicht nehmen kann der 37-jährige Aachener seinen Trainer nicht. Zu offensichtlich ist, dass Rehm auch nach einem Viertel der Saison noch immer keine Ideen entwickelt hat, wie defensive Stabilität und offensive Produktivität in Einklang zu bringen sind. Steht die Arminia hinten kompakt, fehlt vorne die Durchschlagskraft - greifen die Bielefelder forsch an, ist die Abwehr offen wie ein Scheunentor. Parade-Beispiel für diese fehlende Balance war das 4:4 der Arminia gegen Union Berlin am dritten Spieltag.
„Wir müssen geduldiger warten, bis Lücken in der gegnerischen Abwehr entstehen“, erklärte Rehm. Doch scheinen die Probleme vielschichtiger zu sein. Die Mannschaft wirkt verunsichert, weil Rehm seit Saison-Beginn immer wieder Personal-Änderungen vornimmt und die Spieler dabei zudem auch noch von ihren gewohnten Positionen in andere Bereiche des Feldes hin verschiebt. Folge sind fehlende Präzision im Passspiel, Verunsicherung selbst bei Führungsspielern wie Fabian Klos sowie Verlust der recht stabilen Deckung. Unter Meier kassierte die Arminia in der vergangenen Saison insgesamt 39 Gegentore. Unter Rehm sind es schon jetzt deren 15.
Der Heilbronner muss schnellstens Lösungen finden und positive Ergebnisse liefern, schließlich ist Arminia Bielefeld nicht Sonnenhof Großaspach. Auf seiner vorherigen Station beim Verein von Schlagersängerin Andrea Berg konnte Rehm in Ruhe arbeiten — auch weil wie das Magazin „westline“ frozzelte, dort weniger Fans im Heim-Block stehen als bei der Arminia an der Würstchenbude. Und nicht nur das steigert die Nervosität. Ein Abstieg könnte laut Aussage einiger Insider der Szene auf der Alm wegen der immensen Schuldenlast auf direktem Wege in die vierte Liga führen. Dann gäbe es Bielefeld wirklich nicht mehr — zumindest auf der großen überregionalen Fußball-Landkarte.