Aufsichtsratschef Ernst: "Die zweite Liga ist das Ziel"

Interview: Fortunas Aufsichtsratschef Reinhold Ernst spricht über die sportliche Zukunft und die finanzielle Situation des Traditionsvereins.

Düsseldorf. Reinhold Ernst ist der neue Chef des Fortuna-Aufsichtsrates. Etwas überraschend gelangte der Jurist an die Spitze des Kontrollgremiums. In den ersten Tagen seiner Tätigkeit hat der 45-Jährige sofort die Ärmel hochgekrempelt und ist die drängendsten Probleme des Fußball-Drittligisten angegangen. Wir sprachen mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden des Traditionsvereins.

Ernst: Die Tätigkeit in einem Aufsichtsrat ist für mich nichts gänzlich Neues. Die Dinge, um die man sich bei einem Fußballverein kümmern muss, unterscheiden sich allerdings von anderen Unternehmen.

Ernst: Seit meiner Kindheit bin ich bereits Fortuna-Fan. Allerdings hat mich erst eine Mitgliederaktion vor einem guten Jahr in den Verein gebracht. Dabei hatte ich ein Essen mit Reiner Calmund und Geschäftsführer Paul Jäger gewonnen. Das Treffen war sehr nett, und es haben sich interessante Gespräche ergeben. Auf mein Angebot, dem Verein zu helfen, wurde ich wenig später schon angesprochen.

Ernst: Ich bin das angegangen wie ein großes Mandat. Allerdings war es mein Privatvergnügen, weil ich das alles außerhalb meiner regulären Arbeitszeit in der Kanzlei bearbeitet habe.

Ernst: Es war eine große Arbeit, das Ganze aufzuarbeiten. Zu Einzelfragen gibt es noch unterschiedliche Rechtsansichten. Grundsätzlich sind wir da aber in einer komfortablen Situation, weil es sich um keine kurzfristige Belastung handelt. Es ist also keine Zeitbombe, und es gibt auch keine Veranlassung, deswegen Angst zu haben.

Ernst: Die Verbindlichkeiten steigen tatsächlich. So müssen wir uns unter anderem in Sachen Arenanutzung etwas einfallen lassen. Wir werden das alles gemeinsam mit der Stadt angehen. Grundsätzlich hat der Verein ein solides Fundament, und es lohnt sich zu investieren.

Ernst: Wenn in dieser Zeit alles so weiter laufen würde wie bisher, würde es schwierig. Wir werden am Image des Vereins arbeiten. Das heißt, noch professionellere Strukturen sind nötig. Wir müssen möglichst viele Partner gewinnen, die vom hohen Wert der Marke Fortuna überzeugt sind. Nur mit der vollen Rückendeckung durch die Fans ist das alles möglich. Und wir dürfen der sportlichen Leitung nicht zu häufig sagen, dass irgendetwas nicht geht. Wir wollen Dinge aufzeigen, die möglich sind. Und die Ziele und Träume dürfen ruhig ehrgeizig sein. Man muss ja dann nicht alles bis ins Detail erreichen.

Ernst: Ich bringe meine Ideen mit ein, nehme keine Entscheidungen vorweg. Mein Stil ist anders. Man könnte ihn mit aktiver Koordination beschreiben. Es geht nur mit Spaß und Leidenschaft. Wir haben bei der Fortuna ein gutes Team. Dieses könnte an ein paar Stellen noch verbreitert werden.

Ernst: Die Kombination macht es. Deswegen sitze ich im Stadion zum Beispiel auch im Bereich neben den Ultras. Der harte Kern der Fans, das macht Fußball doch aus. Das darf ruhig zelebriert und muss gefördert werden. Die andere Seite ist, dass man professionell und mit klaren Zielen arbeitet und den Verein nach vorne bringt. Diese Kombination funktioniert. Hinzu kommt, dass wir nur wenige Spielerwechsel hatten und viele echte Typen halten konnten. Das steigert die Identifikation mit der Fortuna.

Ernst: Grundsätzlich müssen wir auf mögliche Sponsoren zugehen, falls nötig immer wieder. Jede 10000 Euro sind wichtig. Wenn es nicht die großen Firmen sind, muss man auch mit kleinen Schritten zufrieden sein.

Ernst: Ich habe früher selbst gespielt und bin jetzt noch im Hobbybereich tätig. Man muss manche Dinge schon nachvollziehen können. Ich habe einen guten Draht zur Mannschaft, weil ich immer ansprechbar bin.

Ernst: Wir wollen so schnell wie möglich in die 2. Liga. Das ist das sportliche Ziel und mein größter Wunsch. Die Mannschaft hat das Potenzial dazu. Wir geben aber nicht die Parole aus, dass der Aufstieg ultimative Pflicht ist. Zudem wäre es hilfreich, mit den finanziellen Altlasten einen Schritt voranzukommen. Es wäre schön, wenn der Schwung der letzten Monate anhält, die Leute in Düsseldorf wieder Spaß am Fußball haben, das Umfeld mitzieht und alle in der Stadt zusammenstehen, um die Fortuna nach oben zu bringen.