Bescheiden und angriffslustig: Klasnic wieder da

Düsseldorf (dpa) - Ivan Klasnic war kaum zu erkennen. Er hatte die Mütze ganz tief ins Gesicht gezogen, als er mit leiser Stimme über das sprach, was ihm gut eine Stunde zuvor gelungen war. Ein Treffer - prinzipiell nichts Außergewöhnliches für einen Torjäger.

Trotzdem war es etwas Bemerkenswertes für den 33 Jahre alten Fußballprofi. Er hatte für Mainz 05 bei Aufsteiger Fortuna Düsseldorf in der 41. Minute zum 1:1-Endstand eingeköpft - sein erstes Bundesliga-Tor seit fünf Jahren.

„Ein Stürmer wird daran gemessen, dass er Tore schießt.“ Das war dem weltweit wohl einzigen nierentransplantierten Erstligaspieler, in der Bundesliga eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr geglückt. Letztmals am 10. Mai 2008, damals noch für Werder Bremen. Und dem Kroaten war sofort klar, dass es ein Jubiläum war, nämlich sein 50. Treffer in der deutschen Eliteklasse: „Das wusste ich.“

Es war eine Befreiung und eine „Genugtuung“. Und sein Kopfballtreffer, ein Geschenk des danebengreifenden Fortuna-Keepers Fabian Giefer, war für Klasnic - scherzhaft gemeint - „schon das schwerste Tor meiner Karriere“. Nach Giefers Fauxpas musste der auf der Linie postierte Kroate bei seinem 154. Bundesligaeinsatz nur noch einnicken. „Es ist zu 90 Prozent Giefers Tor“, räumte Klasnic ein.

Dass der Kroate erstmals in der Startelf stand, hatte er der mentalen und körperlichen Müdigkeit seines Stürmerkollegen Adam Szalai und dem Bauchgefühl von Thomas Tuchel zu verdanken: „Ivan hat eine gewisse Schlitzohrigkeit und keine Angst vor solchen Situationen“, sagte der Trainer. Bislang hatte es nur zu zwei Kurzeinsätzen über insgesamt 22 Minuten gereicht. Nach seinem Tor musste er zur Halbzeit wegen einer Oberschenkelverletzung ausgewechselt werden. Der gebürtige Hamburger Klasnic war dennoch glücklich.

Nach den Stationen beim FC Nantes in Frankreich und bei den Bolton Wanderers in England gaben ihm die Mainzer im Sommer 2012 mit einem Jahresvertrag die Chance, wieder in Deutschland Fuß zu fassen. Die Anfänge waren schwierig. Er hatte Trainingsrückstand und wurde durch eine Fischvergiftung sowie eine Zehenverletzung in seinem Wiederaufbauprogramm gestört.

Jetzt ist Ivan Klasnic wieder da, obwohl er eigentlich nie richtig weg war. „Ich glaube, dass ich niemandem mehr etwas beweisen muss. Ich habe immer noch Spaß am Fußball und will nochmal Gas geben“, ließ er im Herbst 2012 wissen. Nach seiner Werder-Zeit mit dem Höhepunkt des Double-Gewinns 2004 bewies er in der englischen Premier League für Bolton (78 Einsätze/20 Tore) und davor in Frankreichs Top-Liga für Nantes (28/6) seinen Wert.

Noch bekannter wurde Klasnic allerdings durch eine Nieren-Insuffizienz und ihre Folgen. 2007 musste ihm eine Spenderniere transplantiert werden. Zehn Monate später gab er sein Comeback in der zweiten Mannschaft von Werder, ehe er im April 2008 die Bremer Vereinsärzte verklagte. Er warf ihnen vor, dass sie seine Nierenerkrankung vorzeitig hätten erkennen müssen.

Das ist vergangen, wenngleich nicht vergessen. „Ich bin glücklich, wieder gesund zu sein. Ich schaue nach vorn“, meinte er nach seinem Auftritt in Düsseldorf. Und: „Ich bin topfit, laufe wie ein junger Spund.“ Auf diese Fitness seiner Sturm-Alternative will Tuchel auch in naher Zukunft setzen. Denn: „Bei Ivan ist noch Luft nach oben.“