Chaosspiel in Düsseldorf sorgt für Fragezeichen

Berlin (dpa) - Tausende Fans stürmen den Rasen beim Relegationsspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Hertha BSC (2:2). Kurz vor Spielschluss wird die Partie für rund 20 Minuten unterbrochen, es kommt zu Tumulten.

Könnte es zu einer Neuauflage des Duells kommen?

Welche Schritte leitet nun der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ein? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen:

Welche Erfolgsaussichten hat der Hertha-Protest?

Nach Ansicht von Sportrechts-Experte Jochen Fritzweiler keine großen. Der Präsident der International Sports Lawyer Association (ISLA), der Vereinigung europäischer Sportrechtsanwälte, sieht die Spielwertung als solche gerechtfertigt - schließlich wurde das Spiel unterbrochen, aber letztendlich zu Ende geführt. Auch Sportrechtler Siegfried Fröhlich räumt dem Protest kaum Erfolgsaussichten ein. Auf n-tv.de sagte er, die Chancen auf ein Wiederholungsspiel oder eine nachträgliche Wertung der Begegnung zugunsten der Berliner wären höher, wenn sich der Verein gegen eine Fortsetzung geweigert hätte. In diesem Fall hätte ein Sportgericht über die Ursache des Abbruchs verhandeln müssen. Andere Juristen sehen die Sache anders und räumen dem Hertha-Einspruch durchaus Erfolgschancen ein.

Wie ist nun das weitere Prozedere?

Über den Einspruch und damit auch den Aufstieg der Düsseldorfer entscheidet nun das DFB-Sportgericht. Die Verhandlung beginnt an diesem Freitag um 13.30 Uhr in der Frankfurter Verbandszentrale. Herthas Anwalt Christoph Schickhardt setzt auf ein Wiederholungsspiel. Ob eventuell mit oder ohne Zuschauer oder auf fremdem Platz - dies sei Sache des Sportgerichts, sagte er.

Wie geht es nach einer Sportgerichtsentscheidung weiter?

Gegen die Entscheidung des Sportgerichts können beide Vereine Einspruch einlegen. Das Verfahren würde dann vor das DFB-Bundesgericht gehen. Weil beide Parteien ein Interesse daran haben, dass die Frage nach dem Aufsteiger und dem Absteiger schnell geklärt wird, würde ein solches Verfahren unter dem Vorsitz von Goetz Eilers rasch über die Bühne gehen. Nach DFB-Angaben würde die Sitzung bereits für die kommende Woche terminiert werden.

Wie geht der Deutsche Fußball-Bund vor?

Der DFB hat Ermittlungen aufgenommen. Medienberichten zufolge will der Verband sogar gegen einzelne Spieler vorgehen. Wie „Bild.de“ berichtete, will der DFB unter anderem ein Einzelverfahren gegen Düsseldorfs Kapitän Andreas Lambertz einleiten. Der mutmaßliche Grund: Er feierte den Aufstieg nach Spielende auf dem Rasen mit einem bengalischen Feuer in der Hand. Ein Fortuna-Sprecher sagte, Lambertz habe das Bengalo einem Fan abnehmen und löschen wollen. Der DFB nahm zu möglichen einzelnen Ermittlungen keine Stellung.

Was kosten Polizeieinsätze beim Fußball?

Nach Angaben der nordrhein-westfälischen Gewerkschaft der Polizei (GdP) kostet eine Hundertschaft am Tag rund 100 000 Euro. Zahlen müssen dies die jeweiligen Bundesländer. Bei Risikospielen können auch mehrere Hundertschaften im Einsatz sein. Die GdP ist gegen die Forderung, solche Einsätze von den Vereinen bezahlen zu lassen. „Für öffentliche Sicherheit ist der Staat zuständig. Deswegen zahlen Sie Steuern“, sagte ein GdP-Sprecher. Die Vereine müssten als Veranstalter für die Sicherheit des Spiels garantieren - also dafür sorgen, dass genügend ausgebildete Ordner im Stadion sind.

Wie konnten die Fans mit den Bengalos ins Stadioninnere gelangen?

Leibesvisitationen wie etwa an Flughäfen gibt es in den Arenen nicht. Private Ordnungsdienste seien dazu angehalten, primäre und sekundäre Geschlechtsmerkmale nicht zu untersuchen, sagte ein Sprecher von Fortuna Düsseldorf. Das ist aber ein generelles Problem im Fußball. Eingehende Untersuchungen an den Eingängen seien zudem kaum möglich bei der Vielzahl von Fans, die ins Stadion strömen.