„Das Pflänzchen der Begeisterung muss gepflegt werden“

Düsseldorf. Es war der richtige Zeitpunkt zum Aufstieg. Viele neue Fans wollen teilhaben an der Euphorie bei der Fortuna.

Wird die Begeisterung irgendwann nachlassen?

Manfred Breuckmann: Aus der Geschichte dieses Vereins ist nicht zu belegen, dass die Zuschauer auf Dauer diese Begeisterung zeigen werden. Ich habe in einem Viertelfinale des Europapokal in den 70er Jahren gesehen, dass 9000 Fans im Stadion waren. Wo kommt die Begeisterung jetzt her? Es war früher eine miserable Stimmung im Stadion, weil so wenig Leute da waren. Denn die Düsseldorfer sind ein Eventpublikum. Wenn die Fortuna in unteren Regionen spielt, habe ich die Sorge, dass die Leute dann nicht mehr kommen.

Oder ist die Begeisterung noch zu steigern?

Peter Frymuth: Wir sind in einer Entwicklung deutlich nach vorne. Der Funke ist dann von der Südtribüne auf die anderen Tribünen übergesprungen. Wir hatten an einem Montagabend beim Spiel gegen Aachen 25000 Zuschauer. Aber es ist ein kleines Pflänzchen, das wir weiter pflegen müssen. Es ist eine emotionale Entwicklung, und wir hoffen dass es so weitergeht.

Ist die Fortuna zum richtigen Zeitpunkt aufgestiegen?

Tom Bender: Es gibt tatsächlich manchmal einen richtigen Zeitpunkt für eine Entwicklung. Für Fortuna kommen mehre Dinge zusammen. Die Fußball-Euphorie in Deutschland ist ungebrochen. Wir haben in Düsseldorf eine tolle Arena, die taktisch gut gebaut ist und mit ihren bunten Sitzen den Eindruck gibt, dass es immer gut gefüllt aussieht. Beim Aufstiegsspiel war der Erfolg so wichtig, weil viele Düsseldorfer nach einem Scheitern persönlich beleidigt gewesen und erstmal nicht mehr gekommen wären. Deshalb ist es so wichtig, die Identifiaktion der Fans und diese Begeisterung am Leben erhalten.

Ist es in Düsseldorf besonders schwer, das Publikum zu überzeugen?

Joachim Hunold: Es ist jedenfalls nicht leicht. Es gibt wenige Städte, die so viele Vereine in der höchsten Spielklasse haben - bei einer doch eher geringen Einwohnerzahl. Die Attraktivität des Fußballs ist enorm gestiegen. Wenn man als Stadt sieht, was da passiert, und man ist nicht dabei, tut das weh. Die Identifikation mit Fußball ist hier enorm stark, und deshalb war es so wichtig, aufzusteigen. Das ein Drittliga-Verein über 50000 Zuschauer in einem Aufstiegsspiel hat, wird es wohl nie wieder geben.

Kann man sich mit dem Club und der Mannschaft identifizieren?

Michael Schnitzler: Hier in Düsseldorf gab es für mich nie eine Alternative. Die Identifiaktion ist immer da gewesen. Sie steht und fällt aber auch mit den Personen, die den Club leiten. Und so sollte man kontinuierlich langsam und solide aufbauen.

Was hat sich für die Fans verändert?

Bernd Schwickerath: Es ist etwas anderes, ob wir gegen Karlsruhe und Kaiserslautern spielen oder gegen Burghausen und Sandhausen. Da viel über den Club gesprochen wird, möchten nun alle ein Teil der Fortuna sein. Wir Fans sind ja auch keine externen Bewunderer, sondern ein Teil des Vereins. Deshalb kann ich sagen, dass ich 2020 im Stadion sein werde. Inwiefern Leute, die neu dabei sind, in ein paar Jahren noch da sein werden, muss man abwarten. Niemand darf ausgeschlossen werden, außer er hat faschistische Tendenzen.