Der Gegner: Uwe Neuhaus - ein Hattinger im Berliner Exil
Der 52-jährige Trainer betreut „Eisern“ Union am Sonntag im 100. Zweitligaspiel.
Düsseldorf. Nicht nur in der Heimat hat der 1. FC Union Berlin seine Fans, auch fernab der Hauptstadt wohnen Anhänger der „Eisernen“. Exil-Unioner nennen sie sich und veranstalten in jeder Saison vor einem bestimmten Auswärtsspiel eine Party. Am Samstag ist es wieder soweit. Auf der Wasserburg Geretzhoven dürfte es bis spät in die Nacht feucht-fröhlich hergehen. Die Burg liegt in Bergheim bei Köln und damit vielleicht schon sehr bald recht nah an einem Fußball-Zweitliga-Standort. Am Sonntag aber führt der Weg der rund 2000 erwarteten Union-Fans zunächst nach Düsseldorf, wo es gegen die Fortuna geht.
Auf der Trainerbank wird dabei natürlich Uwe Neuhaus sitzen. Der ist quasi einer von ihnen. Seit 2007 ist der gebürtige Hattinger in seinem Köpenicker „Exil“ für die sportlichen Belange von Union Berlin verantwortlich: Beim Berliner Gastspiel in Düsseldorf feiert der dienstälteste Trainer der Zweiten Liga am Sonntag ein besonderes Jubiläum. Neuhaus wird die Köpenicker zum 100. Male in einem Zweitligaspiel betreuen. „Das war mir gar nicht so bewusst, aber ich bin in den letzten Tage häufiger darauf angesprochen worden. Es ist natürlich ein schöner Erfolg, denn meine Aufgabe ist es, die Mannschaft weiterzuentwickeln“, sagte Neuhaus.
Das hat der 52-Jährige in dieser Saison geschafft. Hinter den Teams, die den Aufstieg im Visier haben oder zumindest kurz hatten, führt Union als Siebter den Rest der Liga an. Vielleicht wäre sogar mehr drin gewesen, wenn Neuhaus durch verletzungsbedingte Ausfälle nicht immer wieder zu Umstellungen gezwungen worden wäre. „Die hohe Belastung der letzten Wochen hat Kraft gekostet, aber es ist müßig, sich Gedanken zu machen, was geworden wäre wenn“, sagte Neuhaus.
Uwe Neuhaus mag keine großen Sprüche, Ankündigungen oder Prognosen. Daher zog der 102-fache Bundesliga-Profi der SG Wattenscheid 09 nach dem 1:0 gegen Eintracht Braunschweig am vergangenen Freitag auch eine süß-saure Miene, als Braunschweigs Trainer Torsten Lieberknecht am Ende seiner Spielanalyse sagte: „Nächste Saison ist Union dran mit dem Aufstieg.“ „Ich schließe mich allen Äußerungen von Torsten an, außer der letzten“, so Neuhaus.
Lob nimmt er natürlich schon entgegen. Schließlich beweist es auch, dass sich Union Respekt erarbeitet hat. Ansonsten aber interessiert Uwe Neuhaus im Moment nur die noch laufende Saison. Mit drei Siegen bei Fortuna Düsseldorf, gegen Hansa Rostock und bei Energie Cottbus könnte er seine Berliner Bilanz von bislang 35 Siegen, 26 Unentschieden und 38 Niederlagen ausgleichen. „Dafür wird mein Team sicher alles in die Waagschale werfen“, sagte Neuhaus.
Ein ordentlicher Auftritt gebietet sich zudem auch wegen der Fairness gegenüber den mit Fortuna um den Aufstieg kämpfenden Paderborn und St. Pauli. „Jeder meiner Spieler weiß, was sich gehört“, sagte Neuhaus. Und 2000 Fans der „Eisernen“ sind auch nicht nur wegen einer Party gekommen...