Der Held von der Ersatzbank
Sebastian Heidinger, Schütze des Tores gegen St. Pauli, erlebt eine Saison mit Höhen und Tiefen.
Düsseldorf. Spieltage sind für Sebastian Heidinger immer eine Wundertüte. Wenn der Mittelfeldspieler der Fortuna überhaupt soweit kommt, diese aufmachen zu dürfen.
Wacht "Heidi" morgens vor einer Zweitliga-Begegnung im Mannschaftshotel neben Zimmerkollege Marco Christ auf, ist er zumindest schon mal im 18er-Kader, dessen Mitglieder die Fußballschuhe anziehen und den Stadion-Rasen betreten dürfen. Heidinger war schon häufig nicht in diesem erlesenen Kreis, geschweige denn zum Einsatz gekommen.
Am Montag war es mal wieder soweit: Wach geworden neben Christ, zum Frühstück servierte ihm Trainer Norbert Meier seinen Stammplatz wie ein wachsweiches Frühstücks-Ei. Wenige Stunden später war "Heidi" am Ostermontag der Held, hatte gegen den FC St. Pauli das entscheidende Tor erzielt.
Nach Martin Harniks flacher Flanke hatte er "mit allem was ich habe" den Ball im Tor untergebracht. Er habe nicht lange nachgedacht, so Heidinger. "Es ist überragend, einfach ein geiles Gefühl, wenn man vor der eigenen Kurve das Tor macht."
Dass er anschließend die Sieger-"Humba" vor den Fans am Stadion-Mikro ansagen durfte, war klar. Weniger klar ist jetzt, was in seiner Wundertüte vor dem Spiel bei Energie Cottbus am Samstag (13 Uhr) steckt. Denn selbst ein erzieltes Tor war für ihn bisher keine Garantie, es in den Kader oder in die Start-Aufstellung zu schaffen. Vor seinen bisherigen drei Saisontoren hatte Heidinger jeweils überraschend von seiner Berücksichtigung erfahren, war anschließend aber mehr oder weniger wieder in der Bedeutungslosigkeit verschwunden.
Den Einsatz gegen St. Pauli verdankte er seiner Torvorlage zum 1:1 in Karlsruhe und Meiers Entscheidung, für den zurückkehrenden Andreas Lambertz den Stürmer Torsten Oehrl draußen und Heidinger im Sturm spielen zu lassen. Sonst wäre der einstige A-Jugendmeister (mit Bayern München) im Meier’schen System vielleicht wieder außen vor geblieben. Dabei taugt der 24-Jährige durchaus zum Held. Vergangene Saison erzielte er das entscheidende Tor beim 1:0 bei Bayern München II, zuvor schien die Fortuna entscheidenden Boden in der 3. Liga verloren zu haben. Es war Heidingers drittes Spiel von Beginn an, 13-mal war er eingewechselt worden.
Vor der Winterpause hatte er in der WZ offen seine Unzufriedenheit und Wechselabsichten geäußert, mit weiteren öffentlichen Beschwerden den Zorn des Trainers auf sich gezogen. Meier ließ "Heidi" länger brummen - bis zu jenem Spiel an alter Wirkungsstätte. Heidinger nutzte die Chance, bis zum Saisonende hatte er einen Stammplatz inne und wurde ein "Aufstiegsheld", weil er auch in Offenbach zum 1:0 traf (Endstand: 2:0). Wiederholt sich die Geschichte in diesem Frühjahr?