Fortuna Düsseldorf Die schnellste Gefühlsachterbahn der Liga

Eine Woche nachdem bei Fortuna Untergangsstimmungherrschte, ist fast alles wieder gut. Axel Bellinghausen erhält einen neuen Vertrag.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Schwankende Stimmungen sind menschlich. Schwangere Frauen haben sie manchmal, Menschen in den Wechseljahren, im Prinzip hat sie jeder mal. Doch nirgends scheint es solche Stimmungsschwankungen zu geben, wie bei und um den Verein Fortuna Düsseldorf. Vor etwas mehr als einer Woche war vor allem bei den Anhängern die Laune so trüb, wie an einem verregneten Novembertag. Sportlich-apokalyptische Visionen wurden in den sozialen Netzwerken skizziert, der Frust und Ärger einer ganzen Saison entlud sich auf Spieler, Sportdirektor und Vorstand. Nach der Vorstellung von Friedhelm Funkel als neuem Trainer und dem 4:3-Heimsieg gegen den 1. FC Kaiserslautern sah das schon wieder ganz anders aus. Die Tristesse war Hochstimmung gewichen — passend zum Frühlingsanfang am Sonntag. Vom Aufstieg sprach glücklicherweise aber niemand.

Im Sport und gerade im Fußball sind solch schnelle Wechsel des emotionalen Befindens nicht ungewöhnlich. Bei der Fortuna sind sie aber eben deutlich ausgeprägter. Und weil nach Solidaritätsbekundungen, Schulterschlüssen und Sieg eine weitere positive Nachricht das Stimmungshoch verlängern würde, schob die Fortuna gestern nach und verlängerte den Vertrag von Axel Bellinghausen. Über die Dauer des neuen Kontrakts machte der Verein jedoch keine Angaben — auch auf Nachfrage nicht.

„Ich freue mich riesig, dass wir uns einigen konnten und ich weiter bei meinem Verein bleibe. Denn dass die Fortuna mein Verein ist, sollte mittlerweile jeder wissen. Die Entscheidung soll auch ein positives Signal für alle Fortunen sein und uns im Kampf um den Klassenerhalt weiteren Schwung geben“, sagt Bellinghausen, der im Sommer in seine insgesamt zwölfte Spielzeit in Düsseldorf gehen wird.

In Zeiten, in denen viele Fans bei einigen Profis die fehlende Identifikation mit dem Verein und zugleich Typen wie Andreas „Lumpi“ Lambertz vermissen, ist die Vertragsverlängerung mit Bellinghausen auch in dieser Hinsicht ein gutes Signal. „Kaum ein anderer Spieler im deutschen Profifußball identifiziert sich so stark mit seinem Verein. Axel ist durch seine Art Fußball zu spielen enorm wichtig für unsere Mannschaft. Dass seine Zukunft — auch nach seiner aktiven Laufbahn — bei seiner Fortuna liegt, ist demnach eine logische Schlussfolgerung“, erklärt Sportdirektor Rachid Azzouzi.

Bei seinem neuen Trainer Friedhelm Funkel genießt der unermüdliche Bellinghausen bereits einen hohen Stellenwert. „Axel konnte nach 75 Minuten nicht mehr. Deshalb habe ich ihn rausgenommen. Er gibt immer alles. Das ist mir lieber, als wenn man sich die Kräfte einteilt“, erklärte Funkel nach dem Spiel gegen Kaiserslautern die Auswechslung seines Linksaußen.

Funkel hatte seiner neuen Mannschaft bei der Übernachtung vor dem Spieltag und dem gemeinsamen Spaziergang am Samstagmorgen nicht nur versucht den Druck zu nehmen, sondern mit der ein oder anderen Geschichte aus dem Nähkästchen für Lockerheit gesorgt. „Bei aller Konzentration musst du auch einen Schuss davon dabei haben“, sagte der 62-Jährige. Jene Maßnahmen waren gegen die Pfälzer offensichtlich mitentscheidend, dass die Fortuna zum ersten Mal seit dem 7. Dezember (1:0 gegen Braunschweig) ein Heimspiel gewann — und die Stimmung plötzlich wieder die allerbeste war. Dass sich dies irgendwann wieder ändern wird, ist so sicher wie diese verregneten Novembertage. Gut wäre es, wenn der erneute Umschwung der Gefühlswelt nicht vor Mitte Mai eintritt. Denn dann hätte das Team den Verbleib in Liga zwei geschafft.