Fortuna Düsseldorf Funkel weiß, wie er an Spieler herankommt

Das Credo unter dem neuen Trainer lautet, dass jeder Spieler Fehler machen darf, solange er danach aufsteht und versucht, diese mit aller Kraft wieder wettzumachen.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Es gibt Wichtigeres für einen Trainer an dessen erstem Arbeitstag, als vor den versammelten Medienvertretern seine Motivation zu erläutern, eine Mannschaft zu übernehmen, die in akuter Abstiegsgefahr steckt. Friedhelm Funkel erledigte die Dinge, die für ihn eine höhere Priorität hatten vor und nach seiner öffentlichen Präsentation. Am gestrigen Vormittag sprach er zunächst rund 20 Minuten mit „seiner Mannschaft“, um sich vorzustellen und gleich auch den Profis mitzuteilen, was er von ihnen erwartet.

„Da hat keiner nach unten geschaut oder den Blick abgewendet“, sagte Funkel. „Ich habe keinen direkt angesprochen, was die Fehler der vergangenen Wochen anging. Aber ich glaube, jeder wusste, wer und was gemeint war, als ich auf bestimmte Situationen eingegangen bin. Diesen Spielern habe ich dann ein wenig länger in die Augen geschaut.“

Um 14.47 Uhr waren die ersten Spieler auf dem Feld, und längst bevor Friedhelm Funkel und Peter Hermann Seite an Seite das Trainingsgelände an der Arena betraten, waren alle mehr oder weniger einsatzbereiten Spieler bereits in kleineren Gruppen mit dem Ball beschäftigt und warteten offensichtlich ungeduldig auf den ersten Auftritt des neuen Trainers.

Das taten auch rund 40 Zuschauer, die das erste Training verfolgten. Sie sahen, dass Funkel die Trainingsleitung nach einer kurzen Einweisung seinerseits an Hermann übergeben hatte. Immer wieder pickte er sich dann Spieler heraus, mit denen er kurze Gespräche führte oder ihnen technische Anweisungen zur besseren Ausführung der Übungen gab. Ansonsten vertraute er auf das Programm, das Peter Herrmann in gleicher Form bereits zuzeiten von Frank Kramer und Marco Kurz vorgegeben hatte.

Für Funkel war es eine Voraussetzung für seinen Dienstantritt, dass Hermann das leck geschlagene Schiff nicht verlässt, sondern an seiner Seite mithilft, es wieder seetüchtig zu machen. „Wir haben uns als Spieler oft genug auf die Hölzer gehauen. Aber, das kann ich auch für Peter Hermann sagen: Wir haben uns immer sehr geachtet. Ich weiß, dass er ein absoluter Fachmann ist, auch weil wir uns nach unserer aktiven Laufbahn immer wieder über den Weg gelaufen sind“, sagte der neue Cheftrainer. Deshalb bezeichnet Funkel Hermann auch nicht als „Co-Trainer“, sondern als „Trainer“ an der Seite, der die Spieler kennt und wertvolle Hinweise geben kann.

Jetzt hat der neue Cheftrainer noch zwei Tage Zeit, um die richtigen Charaktere für das Spiel am Samstag zu finden. „Ich weiß, wie ich an meine Spieler herankomme, da habe ich genug Erfahrung“, sagte Funkel, der viele Gespräche führen will. „Es spielt bei der Aufstellung keine Rolle, wer vorher und wie oft in dieser Saison für Fortuna gespielt hat. Ich schaue beim Training genau hin, und es werden diejenigen spielen, die wie um ihr Leben rennen werden.“

Taktisch wird Funkel keine komplizierten Vorgaben machen. „Wir werden uns auf die einfachen Dinge, die den Fußball ausmachen, konzentrieren“, erklärte Fortunas neuer Cheftrainer. „Und ich möchte, dass die Jungs wieder Spaß am Fußball haben.“ Dazu gehört auch dann, dass kein Spieler beleidigt sei, wenn er nicht von Anfang an spielen werde. „Ich werde den Spielern einbläuen, dass Zweikampfhärte und Leidenschaft an erster Stellen stehen müssen“, sagte der 62 Jahre alte Fußballlehrer, der hofft, dass die Mannschaft damit in der Arena eine Stimmung erzeugen kann, die auch die Fans mitreißen wird. Funkel hat Fortuna zuletzt regelmäßig im Fernsehen verfolgt. Dabei habe er festgestellt, dass bei den Spielern der Fortuna nach Fehlern und Gegentoren Schulter und Kopf nach unten gehen. „Ich will ihnen vermitteln, dass jeder Fehler machen darf. Aber danach muss man wieder aufstehen und alles dafür tun, das Ganze wieder geradezurücken.“ Das hat bisher in dieser Saison zu selten funktioniert.