Fortuna Düsseldorf Geglückter Start trotz Turbulenzen

Friedhelm Funkel gewinnt bei seiner Premiere mit der Fortuna ein irres Spiel mit 4:3 gegen Kaiserslautern.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Axel Bellinghausen stand nach dem Spiel am Samstagnachmittag im Kabinengang und atmete erst einmal tief durch. Bis zu seiner Auswechslung in der 76. Spielminute war Fortunas Linksaußen wieder einmal gerannt, als gäbe es kein Morgen. Auf die Frage, ob er denn noch Luft zum Reden habe, antwortete der 32-Jährige zunächst in der ihm typischen, humorvollen Art: schweigend und mit einem Nicken. Damit hatte Bellinghausen die Lacher auf seiner Seite.

Doch nicht nur vom ewigen Kämpfer aus Siegburg war nach 90 turbulenten Zweitliga-Minuten eine große Last abgefallen. „Unser Trainer hatte schon einige Einstände in seiner Karriere. Ich weiß nicht, ob er so einen heute gebraucht hätte, aber vielleicht haben wir das gebraucht“, sagte Bellinghausen nach dem 4:3 (3:1) der Fortuna über seinen Ex-Club 1. FC Kaiserslautern. Auch Oliver Fink, Torschütze zum 2:1 und Vertreter des angeschlagenen Kerem Demirbay im zentralen Mittelfeld, sagte erleichtert: „Ich bin froh, dass wir die Punkte haben. Alles andere ist erstmal egal.“

Selbst ein erfahrener Trainer wie Friedhelm Funkel dürfte nur selten ein ähnlich nervenaufreibendes Debüt erlebt haben, wie mit seiner neuen Mannschaft gegen die Pfälzer am Samstag. „Ich habe versucht, Druck von der Mannschaft zu nehmen, in dem ich gesagt habe: Fußball ist kein Spiel um Leben und Tod. Fußball soll Spaß machen. Wir haben in den vergangenen Tagen versucht, viele einfache Dinge zu machen“, gab der 62-Jährige auf die Frage zu Protokoll, wie er das Team mental so schnell stabiler bekommen habe.

Die Fortuna-Profis reagierten auf die Rückschläge gegen defensiv desolate Gäste ganz anders als in den zurückliegenden Wochen. Nachdem Kaiserslautern die frühe Führung durch Charis Mavrias, die aufgrund einer Abseitsposition irregulär war, ausgeglichen hatte und später sogar ein zwischenzeitliches 1:3 aufholte, ließen die Spieler nicht die Köpfe hängen. Stattdessen überzeugten sie nicht nur mit ihrem Willen, sondern vor allem mit ihrer Körpersprache.

„In der zweiten Hälfte müssen wir abgeklärter sein und dürfen nicht mehr das 3:3 bekommen“, gab sich Mittelfeldspieler Marcel Sobottka selbstkritisch. „Wir sind nicht auseinandergebrochen. Das war das Entscheidende. Aber niemand sollte uns jetzt in den Himmel loben. Wenn wir das nächste Spiel mit 0:4 verlieren, nützt das alles nichts. Es muss Konstanz reinkommen.“

Dass Funkel angesichts von drei Gegentoren in der anstehenden Länderspielpause viel Arbeit mit und um die Defensive haben dürfte, verstand sich von selbst. Glück hatte die Fortuna vor allem kurz nach dem 1:1, als ein kapitaler Stellungsfehler Alexander Madlungs beinahe zum 2:1 für die Gäste geführt hätte. Doch auch für den erfahrenen Fußball-Lehrer aus Neuss war dieser Aspekt zunächst einmal nebensächlich. „Dass es so dramatisch wird, hat mich tatsächlich an den Tag vor 30 Jahren erinnert“, sagte Funkel. Damals war er als Spieler Teil des Wunders von der Grotenburg, als Bayer Uerdingen 1986 im Europapokal Dynamo Dresden mit 7:3 abfertigte.

Mit einem Wunder hatte das 4:3 der Fortuna wenig gemein, doch der neue Übungsleiter hatte mit seinen Wechseln den richtigen Riecher: „Ich habe Kerem gesagt, dass er wertvoller ist, wenn er reinkommt und mit seiner Fähigkeit das Spiel dann entscheidest.“ Demirbay traf keine 60 Sekunden nach seiner Einwechslung zum 4:3 und bescherte Funkel damit nicht nur einen turbulenten sondern zugleich erfolgreichen Einstand.