Gast-Kommentar Die Stadt braucht Fortuna und Fortuna die Stadt

Die Jahreshauptversammlung von Fortuna Düsseldorf am Mittwochabend wird von vielen Mitgliedern mit Spannung erwartet.

Günter Karen-Jungen (Grüne) ist Bürgermeister, Experte für Sportpolitik und ehemaliges Mitglied des Fortuna-Aufsichtsrates.

Foto: Sergej Lepke

Der schlechte Saisonstart der Profimannschaft, die Spannungen zwischen Vorstand und Aufsichtsrat sowie im Aufsichtsrat selbst — und nicht zuletzt die daraus resultierende Trennung vom Vorstandsvorsitzenden Dirk Kall haben den Verein in die Krise gebracht.

Entscheidend wird sein, dass jetzt die entsprechenden Konsequenzen gezogen werden. Wichtig ist die Zurückgewinnung des gegenseitigen Vertrauens von Vorstand und Aufsichtsrat. Beide Seiten müssen ihr Rollenverständnis besser definieren und aufeinander abstimmen. Wege aus der Krise sehe ich außerdem in der Einbindung von EhrenamtlerInnen in die Vorstandsarbeit (so wie es vor einigen Jahren war, die Satzung lässt bis zu fünf Vorstandsmitglieder zu) und in einem klaren Bekenntnis zum jetzigen Trainerteam. Kontinuität und Kompetenz fördern auch das Selbstvertrauen der Mannschaft.

Die Suche nach einem „starken Vorstandsvorsitzenden“ — wieso eigentlich keine Frau? — muss gekoppelt sein an Eigenschaften wie Fachkompetenz, soziale Kompetenz, Führungsqualität und Kommunikationsfähigkeit. Deshalb sollte sich der Aufsichtsrat Zeit für die Suche nehmen. Der Verein braucht jetzt Ruhe und Geduld. Transparenz und Dialogbereitschaft müssen verstärkt werden, denn sie fördern den Zusammenhalt.

Insgesamt also eine schwierige, aber machbare Aufgabe für die jetzt Verantwortlichen bei der Fortuna. Dazu brauchen sie auch die Unterstützung und das Vertrauen von uns Fans und Mitgliedern. Also geben wir es Ihnen! Die Sportstadt Düsseldorf braucht starke Profisportvereine an ihrer Seite, also auch eine starke Fortuna. Und umgekehrt profitieren Fortuna und die anderen Profivereine von einem breiten Rückhalt in der Gesellschaft.

Als Sportpolitiker liegt mir die Jugendförderung besonders am Herzen. Auch hier liegt die Zukunft der Fortuna, deshalb unterstütze ich den Neubau eines Nachwuchsleistungszentrums am Flinger Broich. Außerdem begrüße ich die Pläne der Fortuna, nach dessen Fertigstellung auch Mädchen- und Frauenfußball anzubieten, eine langjährige Forderung von mir. Aber auch hier braucht es in der Planung und Realisierung etwas Geduld. Erst wenn die von der Politik vorgesehene Bürgerbeteiligung zum Sportpark Flingern (Flinger Broich) abgeschlossen ist, kann die Politik Beschlüsse treffen. Die ersten Schritte sind eingeleitet.

In diesem Sinne hoffe ich auf eine lebhafte und kritische, aber vor allem solidarische Jahreshauptversammlung.

Günter Karen-Jungen (Grüne) ist Bürgermeister, Experte für Sportpolitik und ehemaliges Mitglied des Fortuna-Aufsichtsrates.