Die vier Baustellen der Fortuna

Beim Tabellensechsten gibt es nicht nur auf dem Rasen einiges aufzuarbeiten.

Die vier Baustellen: Trainer Oliver Reck (l.) wechselte bereits mehrfach in dieser Saison das System....

Foto: Archiv (2), Christof Wolff (2)

Düsseldorf. Statt die Tabellenspitze zu stürmen, was durchaus machbar schien, ließ sich Fortuna Düsseldorf leichtfertig aus den Aufstiegsrängen rausblasen. Eine schlüssige Erklärung, warum sich der Fußball-Zweitligist ausgerechnet gegen die „kleinen“ Teams wie VfR Aalen und SV Sandhausen zuletzt so blamierte, konnten weder Verantwortliche noch Spieler bisher liefern. Möglicherweise, weil es etliche Baustellen bei und rund um die Fortuna gibt.

...Spielmacher Michael Liendl (2.v.l.) fehlt es derzeit an kreativen Momenten. ...

Foto: Christof Wolff

Vor einigen Jahren unter Trainer Norbert Meier war stets klar: Die Fortuna spielt im „4-2-3-1“-System, also mit zwei defensiven Mittelfeldspielern vor der Abwehr. In der laufenden Spielzeit wurde das System schon so oft gewechselt wie wöchentlich die Auswärts- und Heimtrikots. Von einer bewährten Formation und taktischer Sicherheit kann da keine Rede sein. Das „alte“ System kam in sieben Spielen zum Einsatz (zwei Siege, zwei Remis, drei Niederlagen). Die „4-4-2 mit Doppel-Sechs“ war bislang in sechs Begegnungen am erfolgreichsten (drei Siege, drei Remis). Ebenfalls gespielt: die „4-4-2 mit Raute“ (zwei Remis) und der „4-3-2-1“-Tannenbaum, der den Sieg bei 1860 München einbrachte.

...Die Zuschauerzahlen waren zuletzt nicht immer berauschend....

Foto: Christof Wolff

Vor allem Michael Liendl hatte sich als erklärter Kreativkopf des Fortuna-Mittelfeldes fest vorgenommen, offensiv alles besser zu machen als zuletzt. Stattdessen wurde es gegen Sandhausen nicht nur bei ihm noch schlimmer — spielerische Momente und Ideen waren wie seit einigen Wochen Mangelware. Vielleicht lädt sich der Regisseur zu viel der offensiven Last auf seine Schultern. Es müssen auch andere Spieler das Auge für Räume und Spielentwickelung haben.

...Sergio Pinto wurde während seiner mehrwöchigen Verletzungspause schmerzlich vermisst.

Foto: Christof Wolff

Sicherlich ist ein Schnitt von 32 178 Zuschauern immer noch sehr beachtlich für einen Zweitligisten. Doch es fällt eine gewisse Stagnation auf: Als die Fortuna Erster werden konnte, kamen gegen Greuther Fürth nur knapp 29 000 in die Arena. Angesichts von mehr als 21 000 verkauften Dauerkarten scheint die Fortuna-Euphorie an einem Endpunkt angekommen zu sein. Ein Alarmsignal ist die Teilnehmerzahl bei der Jahreshauptversammlung, zu der nur rund 900 Mitglieder kamen (2000 wurden erwartet). Das unterstreicht die Tatsache, dass mindestens zwei Drittel der rund 24 000 Mitglieder nur Fortunen geworden sind, um besser an Eintrittskarten zu kommen (vor allem im jüngsten Erstligajahr).

Fortuna-Manager Helmut Schulte bekräftigte nach dem 1:3 gegen Sandhausen seinen Entschluss, auf Transfers im Winter verzichten zu wollen. Tatsächlich ist die Suche nach der „eierlegenden Wollmilchsau“ stets ungewiss. Und die lange verletzten Oliver Fink und Ihlas Bebou wären bei absehbarer Genesung ohnehin wie neue Spieler zu werten. Bedenklich erscheint, dass die Ausfälle von Sergio Pinto und Lukas Schmitz zuletzt offenbar den Unterschied zwischen einem Aufstiegskandidaten und einem „Graue-Maus-Team“ der Zweiten Liga ausmachten.