Fortuna Düsseldorf Drohender Abstieg: Düsseldorf zittert um Fortuna
Am Rathaus ist die Vereinsflagge gehisst: Der Fußball-Zweitligist braucht vielleicht noch zwei Siege aus vier Spielen. Der Abstieg droht.
Düsseldorf. Immer, wenn es ernst wird, kramen sie am Rathaus in Düsseldorf die Fortuna-Fahne heraus. Und hissen sie. Am Freitag war es wieder soweit: Fußball-Zweitligist Fortuna holt keine Punkte mehr, also Fahne hoch, Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hat persönlich Hand angelegt.
Es sind ja nur noch vier Spieltage in der 2. Fußball-Bundesliga, zwölf Punkte sind noch zu vergeben, und plötzlich zittert die Stadt wieder um sein liebstes Fußball-Kind, als wäre das ein über Jahre eingeübter Mechanismus. Irgendwie zittert Düsseldorf immer ein bisschen am Ende einer Saison, dabei hatte das ja nun alles ganz anders werden sollen, und lange sah es eigentlich auch ganz gut aus: 25 Punkte nach der Hinrunde waren für ein neu zusammengestelltes und junges Team so etwas wie eine Verheißung. Aber dann folgten nach einem regenreichen Trainingslager auf Malta nur noch zehn Punkte in der Rückrunde.
Es war wohl am Freitagmorgen eine handfeste Analyse des Stadtchefs vonnöten, um wieder Mut zu tanken in der Landeshauptstadt. „Natürlich glaube ich an den Klassenerhalt. Die Moral ist gut. Der Trainer erreicht die Mannschaft. Das Restprogramm ist lösbar. Und die Fans stehen alle voll hinter der Mannschaft“, sagte Geisel in der „Basta“-Diktion von Ex-.Kanzlers Gerhard Schröder. „Ich bin überzeugt, wir schaffen das.“
So geht Zuversicht. Aber ganz so leicht wird es dann wohl doch nicht: Trainer Friedhelm Funkel ahnt, dass noch „zwei Siege notwendig sein werden“. In den Auswärtsspielen bei Hannover 96 (morgen, 13.30 Uhr) und dem 1.FC Nürnberg (14. Mai) darf man solche guten Gewissens kaum einkalkulieren. Eher in den beiden Heimspielen gegen Teams, die noch unter dem Tabellenzwölften Fortuna platziert sind: Es kommen noch die Würzburger Kickers (6. Mai, 13 Uhr) und Erzgebirge Aue (21. Mai, 15.30 Uhr) in die Düsseldorfer Arena. Es wird ein Rennen auf Biegen und Brechen mit Endspielen.
Funkel hat auf seiner zehnten und vermutlich letzten Trainerstation sicher keine Lust, in die 3. Liga abzusteigen. Und er hat die Überzeugung, dass er das verhindern kann. „Der Zustand der Mannschaft ist gut, sie verhält sich wie der gesamte Verein vorbildlich. Ich habe den Jungs gesagt, dass in anderen Vereinen viel mehr Aufregung herrschen würde. Wir arbeiten konzentriert, das kann und wird uns helfen“, sagte der 63-Jährige am Freitag.
Klar ist aber auch, dass sich Vorstand Robert Schäfer und Aufsichtsratsboss Reinhold Ernst eine sorgenfreiere Saison gewünscht hatten. „Wir wollten das nicht, die Mannschaft hat ja auch gute Leistungen gezeigt, aber sie belohnt sich zu selten“, sagte Funkel am Freitag.
Zwei Punkte Vorsprung sind es derzeit nur auf einen Relegationsrang. Im heimischen Stadion hat Fortuna überhaupt erst dreimal gewonnen. „Die Jungs lassen sich zu oft nach vorne treiben, das war zuletzt auch gegen St. Pauli so. Da hat man als Trainer kaum mehr Einfluss. Auswärts spielen wir abwartender und kontrollierter“, erklärt der Trainer und sagt: „Das muss sich in der kommenden Saison auf jeden Fall ändern.“ Ob Funkel dann noch Trainer eines Zweitligisten ist, wird sich in den kommenden Wochen entscheiden.
Dass es nun noch so eng wird, hat viel mit Verletzungspech zu tun. Aber auch damit, dass unzählige junge Spieler viel weniger zu Leistungsträgern reiften, als man das vor der Saison erhofft hatte. Es hat sich bewahrheitet, dass die vielfach begehrten jungen deutschen Kicker von größerer Klasse eben nicht den Weg in die 2. Liga finden. Und: Selbst, als die Düsseldorfer noch im sicheren Mittelfeld rangierten, zählte der Trainer nicht zuerst auf junge Kräfte, mit denen man Werte aufbauen wollte. Mancher hat dem Trainer das vorgehalten, Funkel aber darf man die Erfahrung zutrauen, die richtigen Einschätzungen vorzunehmen, wann Karrieren beginnen können — und wann eben nicht.
Die von Kevin Akproguma hat schon begonnen. Es gehörte zu den guten Nachrichten, dass der 22 Jahre alte Abwehrspieler am Donnerstag das Krankenhaus verlassen durfte. Akpoguma, der Stand jetzt nach der Saison nach Hoffenheim zurückkehren wird, hatte sich gegen St. Pauli einen Bruch des ersten Halswirbels zugezogen. Es ging um seine dauerhafte Gesundheit. Jetzt wollen Akpogumas Mitspieler auch für ihn kämpfen. Und am Ende den Klassenerhalt feiern. Eine Überraschung in Hannover wäre dafür ein Meilenstein.