Ein Sieg mit Nachgeschmack
Fortuna gewinnt glücklich 1:0 in Dortmund, und der Trainer ist sehr verärgert.
Düsseldorf. Michael Melka suchte ein Ventil und ließ dann mächtig Dampf ab. "Das ist nicht mehr lustig. Die Leute lachen, weil wir klarste Chancen nicht nutzen", sagte Fortunas Schlussmann völlig verärgert nach dem 1:0 der Düsseldorfer im Spitzenspiel der Fußball-Regionalliga des Dritten beim Sechsten Borussia DortmundII. "Das müssen wir so schnell wie möglich abstellen, um weiter oben mitspielen zu können", so Melka.
Nach der frühen Führung hätte die Fortuna eigentlich beruhigt und souverän auftreten können. Das klappte auch bis zur Pause ohne Probleme, weil die Mannschaft kompakt stand und nur ganz wenig Dortmunder Angriffsschwung zuließ. Und wenn die Dortmunder Chancen hatten, stand Torwart Melka goldrichtig. Nach der Pause sah das anders aus. Eine eigentlich unverständliche Verunsicherung griff bei den Gästen um sich, und auch Michael Melka ließ sich anstecken, patzte zweimal, ohne dass der Gegner es nutzen konnte. Doch wenn die Fortunen nur eine ihrer unzähligen Konterchancen besser ausgespielt oder durch Lawarée und den in der Schlussphase eingewechselten Kastrati und Cebe klare Überzahlsituationen genutzt hätten, wäre es überhaupt nicht mehr so spannend geworden.
"Das war die schlechteste Hälfte, seitdem ich in Düsseldorf Trainer bin", erklärte Uwe Weidemann mit schonungsloser Ehrlichkeit. "Aber mir ist lieber, wir spielen schlecht und gewinnen, anstatt zu brillieren und mit leeren Händen dazustehen." Doch richtig freuen konnte sich der Trainer nicht. Denn er konnte die Verunsicherung seiner Mannschaft erklären. "Wenn alles schlecht gemacht wird, was wir erreicht haben, ist es kein Wunder, dass die Spieler nicht das nötige Selbstbewusstsein haben", meinte Weidemann. "Warum können wir nicht mal einfach drei Punkte holen, den Mund abputzen und dann weitermachen?"
Die Fortunen wissen, wo der Schuh drückt, und an der miserablen Chancenverwertung muss gearbeitet werden. Am Kampfgeist gibt es absolut nichts zu bemängeln. "Die Jungs müssen so kämpfen, weil sie so viele Fehler machen", so Weidemann, der dann auf den Punkt kommt, der ihn so zornig macht: "Meine Spieler haben auch für eine ganz bestimmte Person gekämpft." Damit meinte Weidemann sich selbst, denn im Vorfeld war er erneut in Frage gestellt worden. Rückendeckung sieht sicherlich anders aus, als es der Trainer im Augenblick erfährt. "Uns fehlen sechs bis acht Leute, und wir sollen Zauberfußball spielen", redete sich der Trainer in Rage. "Dieses Anspruchsdenken gibt es nirgendwo so wie bei uns in Düsseldorf."
Es reicht langsam! Fortuna bietet zwar keine mitreißende Show, ist aber Tabellendritter, liegt einen Zähler hinter dem Spitzenreiter, und im Rücken des Trainers wird über dessen Entlassung geredet. Die "Weidemann Raus"-Rufe von einigen Fans sowie das weiterhin ausstehende ganz klare Bekenntnis von Aufsichtsrat und Vorstand zum Trainer machen das, wovon in Düsseldorf alle träumen, unmöglich. Der Aufstieg ist nur dann machbar, wenn alle an einem Strang ziehen. So viele Enden kann gar kein Strang haben, wie es in Düsseldorf Richtungen gibt. Weidemann arbeitet für die Fortuna nur dann in Ruhe, solange sein Team nicht nur gewinnt sondern auch überragend spielt. Traurig, dass sich über einen Sieg beim BVB II nicht alle freuen können.