Fall Rensing: Fortuna spielt auf Zeit

Der Torhüter hat in Diego und Kuranyi berühmte Vorgänger.

Düsseldorf. Am Tag nach dem Eklat kam die Stille. Wort- und gestenreich hatte sich Wolf Werner, Manager von Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf, am Montagabend und dem 1:0-Sieg gegen Energie Cottbus noch über die Medien aufgeregt. Weil sie die Ereignisse um den flüchtigen Torwart Michael Rensing zum „Fall Rensing“ hochstilisiert und nicht recherchiert hätten. Als die Düsseldorfer, von denen niemand den Vorgang an sich dementiert hatte, am Dienstag Gelegenheit gehabt hätten, kommunikativ einzuwirken, hieß es: „Kein Kommentar.“

Weil auch Rensings Berater Sascha Breese von „Sports total“ recht wortlos nachzog („Es gibt keinen neuen Sachstand“), ist die Sache offen und offenbar verzwickt: Rensing hat sich unerlaubt von der Truppe entfernt, ob er dafür gehen darf, muss oder trotzdem bleiben soll, ist ungewiss. Viele Freunde hat sich der 29-Jährige im Team und bei den Anhängern nicht gemacht.

„Das ist immer typabhängig“, sagte Rensings Kollege Stefan Reisinger zum Verhalten des Torwarts. „Ich hätte es anders gemacht.“ Tobias Levels wollte keine „Nebenkriegsschauplätze“ und Cottbus-Torwart Robert Almer — Vorgänger von Rensing in Düsseldorf — befand: „Jeder hat im vergangenen Jahr gesehen, wie ich mit der Rolle umgegangen bin.“ Und Kapitän Andreas Lambertz? Der lobte Rensings Stellvertreter Robin Heller: „Ein klasse Junge.“

Rein formal ist ein Vereinswechsel in dieser Transferperiode bis zum 31. August nicht ausgeschlossen. Voraussetzung: Die Partner einigen sich auf eine Vertragsauflösung. Werner hatte am Spieltag mitgeteilt, „dass es keine Suspendierung gegeben hat“. Sportlich würde Rensing erst einmal kaum eine Chance haben. „Giefer ist ein guter Torhüter, ich bin von ihm überzeugt“, teilte Trainer Mike Büskens nach dem ersten Sieg mit. Und sagte über Rensing nur so viel: „Es gibt doch immer Momente, die man als Trainer noch nicht erlebt hat.“

Dabei haben Kollegen von Büskens durchaus ähnliche Erfahrungen gemacht. Diego, brasilianischer Zauberer in Diensten des VfL Wolfsburg, verließ die Mannschaft 2011 unmittelbar vor dem entscheidenden Spiel in Hoffenheim im Abstiegskampf, weil er nicht agieren durfte. Danach wurde er von Trainer Felix Magath verbannt, nun ist er wieder da. Im Gegensatz zu Kevin Kuranyi (Foto), dessen Karriere in der Nationalelf endete, als er 2008 vom Tribünenplatz im Spiel gegen Russland zur Pause nach Hause fuhr. Jens Lehmann flüchtete 1993 nach seiner Auswechslung mit der S-Bahn aus Leverkusen. Trotzdem wurde er noch Nationaltorwart. Für Rensing also gibt es noch Hoffnung.