EM-Qualifikation Was Kaan Ayhan so wertvoll macht

Düsseldorf · In der EM-Qualifikation spielte Fortunas Abwehrchef an der Seite von Klubkollege Kenan Karaman gegen den Weltmeister aus Frankreich und trug mit einem Kopfball-Treffer zum 2:0-Sieg der Türkei bei.

Kaan Ayhan (r.) gegen Frankreichs Olivier Giroud.

Foto: dpa/Uncredited

So viele Fußball-Profis können nicht behaupten, gegen einen amtierenden Weltmeister gewonnen und dabei noch ein Tor erzielt zu haben. Kaan Ayhan kann das seit dem Pfingstsamstag. Genau wie Fortunas Klubkollege Kenan Karaman zählte der 24-Jährige zur Startelf der Türkei, die in Konya in der EM-Qualifikation Weltmeister Frankreich beim 2:0-Sieg überrascht hat und sogar in der Qualifikationsgruppe H die Führung vor der Equipe Trikolore übernommen hat.

Fortunas Abwehrchef lief mit der Trikotnummer 22 und dem Schriftzug „Kaan“ auf dem Rücken auf. Wie seine Kollegen zeigte er in den Zweikämpfen Temperament und Moral, wogegen die Spieler des Weltmeisters enttäuschten. Während Karaman seine beiden Chancen im Spiel nicht verwerten konnte, war Ayhan nach 30 Minuten mit der 1:0-Führung im Anschluss an eine Standard-Situation und einer präzisen Kopfball-Vorlage ebenfalls mit Köpfchen aus kurzer Entfernung erfolgreich. Auf den Knien rutschte er nach dem Tor jubelnd fast bis zur Eckfahne und ließ sich von seinen Mitspielern und den frenetisch jubelnden Fans feiern.

Auch mit seiner Übersicht und seiner Zweikampfstärke bewies er wie im Trikot der Fortuna seine Klasse und machte deutlich, dass er inzwischen auch in der türkischen Nationalelf eine feste Größe ist. Nach dem 2:0 durch Cengiz Ünger zehn Minuten später, gelang es den Gastgebern, den Gegner nie richtig in Schwung kommen zu lassen und den verdienten Sieg über die Zeit zu bringen. Das erinnerte irgendwie an Außenseiter Fortuna in Spielen gegen Spitzenklubs in der gerade abgelaufenen Spielzeit.

Ayhan macht so international weiter auf sich aufmerksam

Was bedeutet diese famose Leistung Ayhans im türkischen Nationaldress für die Fortuna? Dass sich gleich mehrere nationale und internationale Spitzenvereine inklusive der Topklubs aus der Türkei auf den begabten Abwehrspieler stürzen, ist zwar nicht auszuschließen, aber eigentlich hätte dies bereits schon vorher passieren können, als Ayhan noch für eine ausgesprochen kleine festgeschriebene Summe (4,5 Millionen Euro) zu haben war, die seinem Leistungsvermögen nie und nimmer gerecht geworden wäre. Doch torgefährliche Abwehrspieler sind gefragt, und die europaweiten Schlagzeilen, für die nun auch Kaan Ayhan gesorgt hat, tun ein Übriges, um die Attraktivität seiner Verpflichtung noch zu erhöhen.

Fortuna hat das Heft des Handelns zumindest teilweise wieder in der Hand. Zu gerne würde der Verein, dem bis Samstag keine einzige Anfrage zu Ayhan vorlag, auf einen (wahrscheinlichen) Rekordverkauf verzichten. Denn Fortuna weiß, was sie an diesem Spieler hat. Und sicherlich wird man ihm auch einen deutliche Gehaltsaufbesserung gewähren. Doch ob dies reicht, und ob auch sein Berater weiterhin für einen Verbleib in Düsseldorf zu gewinnen ist, wenn nun tatsächlich ernst gemeinte Angebote eintreffen, werden die nächsten Wochen zeigen.

Dass Ayhan gerne Fortune bleiben würde, hat er nie verhehlt. Aber bei einem Angebot eines Spitzenvereins, nun mit der Möglichkeit, nach guten Leistungen für Verein und Nationalelf auch einen Stammplatz zu beanspruchen, wohin er auch gehen mag, könnte selbst diese Vereinstreue bröckeln. Und niemand unter den Fans oder Verantwortungsträgern könnte ihm deswegen böse sein. Vielleicht bekommt er eine solche Chance nicht wieder.

Sollte er hingegen Fortune bleiben, kann der Verein mit Fug und Recht behaupten, einen der besten Defensivspieler der Liga und Europas in seinen Reihen zu haben. In solchen Tönen schwärmten jedenfalls Ayhans Mitspieler in ihren Grußbotschaften, die sie per Whatsapp aus ihrem Urlaub in die Türkei geschickt haben.