Fortuna bleibt auf dem Boden

Trainer und Manager gehen vorsichtig mit der fast überbordenden Euphorie um.

Düsseldorf. Die beliebteste Trainer-Phrase im deutschen Sport lautet wohl: „Im Fußball kann alles ganz schnell gehen“. Nach drei Niederlagen in Folge wird die große Krise ausgerufen, nach drei Siegen in Reihe oft schon von Aufstieg oder Meisterschaft gesprochen.

Dass sich Manager und Trainer bei Fortuna zurückhalten, was Prognosen zum Saisonverlauf angeht, sollte verständlich sein. Schließlich lag die Fortuna in der vergangenen Saison nach sechs Spieltagen ohne Punkt auf dem letzten Tabellenplatz.

Dann ging alles ganz schnell. Zum Ende der Hinrunde hatte das Team von Norbert Meier bereits nichts mehr mit dem Abstieg zu tun.

Niemand bei Fortuna will Luftschlösser bauen oder Aufstiegsszenarien beschreiben. Zwei oder drei verletzte Leistungsträger könnten aus einem spektakulären Sieger schnell einen unglücklichen Verlierer machen.

„Uns fehlen noch 29 Punkte zum sicheren Klassenerhalt“, sagt der Trainer des derzeitigen Tabellen-Vierten (11 Punkte, 11:4 Tore). Wir analysieren, was sich gegenüber der vergangenen Saison verändert und was nicht.

Bei Fortuna mag sich in einem Jahr einiges geändert haben, aber die Mannschaft ist in großen Teilen mit der jetzigen identisch.

Am sechsten Spieltag 2010/11 waren in Weber, Lukimya, Langeneke, van den Bergh, Fink, Beister und Bröker sieben Spieler beim 0:1 gegen Bochum dabei, die derzeit auch in der Stammelf der Fortuna stehen, wobei Andreas Lambertz verletzt war. Sascha Rösler, Adam Bodzek sowie Michael Ratajczak kamen dann später ins Team und sind heute auch dabei.

Es ist enorm, mit welch breiter Brust die Fortuna derzeit aufläuft. Die Mannschaft will immer das Spiel machen. Abwarten und hinten rein stellen, gibt es unter Norbert Meier nicht.

Zudem sind die Automatismen eingeschliffen, das Verständnis untereinander ideal. Teamgeist, Spielfreude und Selbstverständnis formen aus elf Spielern eine Einheit, die kaum aus dem Gleichgewicht zu bringen ist. Davon war das Team vor zwölf Monaten weit entfernt.

Fast glaubt man, dass die Fortuna von der Euphorie der Fans getragen wird. Die Düsseldorfer identifizieren sich mit ihrer Mannschaft. Die Spieler spüren dieses Vertrauen.

Das war beim Fehlstart im vergangenen Jahr allerdings auch so. Und genau dieses Wissen, auch mal Fehler machen zu dürfen, erleichtert den Spielern das mutige Auftreten.

Heftigen Druck, jetzt unbedingt aufsteigen zu müssen, verspüren die Spieler nicht. Das Saisonziel wird von der Vereinsführung vorsichtig umschrieben. Man wolle sich steigern, einen weiteren Schritt Richtung Bundesliga machen.

Dass auch mit dem Gewinn des neuen Hauptsponsors in wirtschaftlicher Hinsicht ein Aufstieg gelang, bestätigt die Strategie des Vereins. Wenn Fortuna so weiterarbeitet, ist der Aufstieg möglich, vielleicht sogar wahrscheinlich.