Fußball „Einen Abbruch der Saison darf es nicht geben“
Düsseldorf · Fortuna-Boss Thomas Röttgermann ist optimistisch, dass die Saison fortgesetzt werden kann – falls nötig ohne Zuschauer. Der Solidaritätsgedanke der Liga und der Menschen helfe, die Krise zu überstehen.
Das Trainingsgelände und der Sportpark an der Arena sind geschlossen. Derzeit trainiert die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf wird bis auf Weiteres individuell. Die Spieler haben Trainingspläne mitbekommen und zwischen Team und Trainerstab gibt es einen regelmäßigen Austausch. Dass der Trainingsbetrieb in dieser oder in der nächsten Woche wieder aufgenommen wird, um eventuell am 5. April gegen den FC Schalke 04 wieder anzutreten, erscheint sehr unwahrscheinlich. Auch darüber haben wir uns mit Thomas Röttgermann, dem Vorstandsvorsitzenden der Fortuna, unterhalten:
Röttgermann zum Thema laufende Kosten
„Im Grunde laufen alle normalen Kosten weiter. Darunter sind auch die gesamten Gehaltskosten. Nur die Prämien fallen natürlich weg. Die Kosten für die Arena bleiben, werden dann fällig, wenn die Spieltage nachgeholt werden. Wir müssen aber noch die Termine abklären.“
Röttgermann zu den Rücklagen
„Wenn alle Spiele bis Saisonende noch stattfinden, hat das keine gravierenden Auswirkungen. Sollten die Spiele ohne Zuschauer stattfinden, werden wir weniger Einnahmen haben und auf die Tageseinnahmen und anteiligen Dauerkarten-Einnahmen verzichten müssen. Da sehen wir aber gute Möglichkeiten, dies so zu organisieren, dass es kein gravierendes Problem darstellen würde. Da muss sich niemand Sorgen machen, dass wir in wirtschaftliche Probleme kommen, auch wenn es die kommende Saison beeinflusst. Das wäre keine existenzgefährdende Situation. Ein Abbruch ist kein Szenario, was sinnvoll ist. Ein Abbruch bringt jeden Verein mit zwei oder drei Ausnahmen in eine wirtschaftlich schwierige Situation – auch die Fortuna. Man braucht wenig Phantasie, was dann an Problemen auf die Klubs zukommen, obwohl es Fortuna besser geht, als so manchem Konkurrenten. Eine Play-off-Runde steht nicht zur Diskussion.“
Röttgermann zum Thema Wiedereinstieg in den Spielbetrieb
„Der Abbruch der Saison ist nach der Verschiebung der Euro kein ernsthaftes Szenario mehr. Problematisch wäre dann nur noch, wenn keine Zuschauer teilnehmen dürfen. Das wären Restriktionen des Gesundheitsamtes oder der Politik. Eine Veranstaltung nur mit Fußballspielern wird in ein paar Wochen sicher möglich sein. Es ist letztlich kein Szenario, dass wir uns wünschen, weil wir Fußball mit Zuschauern sehen wollen, aber das ist nicht die existenzielle Frage. Die lautet nämlich: Finden die Spiele statt oder nicht? Da gibt es derzeit wenig, was uns da pessimistisch macht.“
Röttgermann zur Solidarität
„Wir müssen einfach mit einer Stimme sprechen, um Gehör zu finden. Die Leute müssen verstehen, dass wir keine Spaßveranstaltung machen, die man wie einen Schwimmbadbesuch absagen kann. Dahinter ist viel zu viel wirtschaftliche Macht mit 56 000 Arbeitsplätzen. Wenn man da etwas erreichen will, muss der Profifußball geschlossen und solidarisch auftreten. Da habe ich auch keinen Zweifel, dass das passiert. In der Sitzung der Vereine war diese Solidarität auch zu spüren. Die Aussage von Hans-Joachim Watzke war nicht unbedingt klug zu diesem Zeitpunkt. Es geht ja nicht um die Unterstützung von schlecht geführten Vereinen sondern von Klubs in einer Solidargemeinschaft, die unverschuldet in die Misere geraten sind. Ich habe keinen Zweifel, dass auch Borussia Dortmund weiß, dass eine Bundesliga nur mit dem BVB und dem FC Bayern keinen Sinn ergibt. So bin ich mir auch sicher, dass am Ende diese Solidarität auch da sein wird.“
Röttgermann zum Thema Unterstützung durch DFL und DFB
„DFL und DFB haben das Geld nicht dafür, um die Liga zu unterstützen. Die DFL, als Vehikel der Gemeinschaft schüttet fast alles aus, was sie hat. Ein Eigenkapital von 35 Millionen ist nichts, um eine Liga zu retten. Und der DFB hat noch ganz andere Aufgaben und ebenfalls nicht genügend wirtschaftliche Potenz, um notfalls den Profifußball zu unterstützen.“
Röttgermann über die nächste Zukunft
„Es gibt aber für mich keinen Grund, schwarz zu sehen. Alle sind sehr fokussiert und auf Lösungen aus. Wir reden über etwas, was viele Menschen interessiert. Es geht hier nicht um den Weltuntergang. Wir haben eine große Herausforderung, von der aber alle wissen, dass wir sie bestehen können – wenn wir zusammenstehen. Wann sich die Lage normalisiert, weiß kein Mensch auf der Welt. Man muss abwarten, wie gut und schnell die Maßnahmen wirken. Sobald sichergestellt ist, dass die Patienten, die Intensivmedizin brauchen, diese auch bekommen, dann hört auch die Angst auf. Die Angst ist ja nicht, dass wir uns anstecken, sondern dass unkalkulierbare Folgen durch die Infektionen entstehen. Wir werden wirtschaftlich niemanden belasten, der nicht belastbar ist. So schlimm die Krise auch ist, ich glaube dass die Gesellschaft zusammenrückt, wenn sie diese Krise bewältigen will. Auch die Liga hat überlegt, wie man sich gegenseitig unterstützen kann. Das wird uns am Ende weiter bringen, als wir wir vor der Krise waren. Da bin ich auch ein unverbesserlicher Optimist.“