Beim 1:1 gegen Hannover Darum war dieser Fortuna-Elfmeter keiner wie jeder andere
Düsseldorf · Sowohl Entstehung als auch Ausführung des Strafstoßes zu Fortunas 1:1 gegen Hannover sorgen für Gesprächsstoff.
Es läuft die 57. Spielminute im Zweitliga-Topspiel der Fortuna gegen Hannover 96, die Gastgeber liegen nach Cedric Teucherts frühem Treffer 0:1 zurück und kommen nach einer mäßigen ersten Hälfte erst so langsam zurück ins Spiel. Dann setzt Christos Tzolis zum Dribbling über den linken Flügel an, versetzt endlich einmal seinen unerbittlichen Gegenspieler Jannik Dehm. Der Grieche will ähnlich wie bei seinen Treffern gegen Karlsruhe und Rostock einen Schlenzer in die lange Ecke landen, geht aber zu Boden. Das Spiel läuft zunächst weiter, dann zitiert Videoassistent Daniel Schlager Schiedsrichter Florian Lechner vor den Bildschirm. Es gibt Elfmeter.
Auf den ersten Blick scheint es, als laufe alles so wie bei Tzolis‘ erstem Ligatreffer für Fortuna. Am 26. August war das, zum Zwischenstand von 4:0 bei der SV Elversberg (Endstand: 5:0). Da wurde der griechische U21-Nationalspieler kurz nach seiner Einwechslung im Strafraum gelegt, schnappte sich den Ball und verwandelte den Elfmeter eiskalt. So ähnlich macht er es auch jetzt gegen Hannover. Aber eben nur so ähnlich. Denn eigentlich will Tzolis diesmal gar nicht schießen. „Jordy (de Wijs, Anm. d. Red) hat mir den Ball zwar direkt in die Hand gedrückt, aber so klar war die Sache gar nicht“, erzählt der 21-Jährige. „Ich bin schließlich noch ein junger Spieler und ziemlich neu hier bei Fortuna.“ Und die Situation sei zudem auch eine ganz andere gewesen als in Elversberg: „Da haben wir 3:0 geführt und es ging nur noch ums 4:0. Jetzt lagen wir 0:1 hinten in diesem wichtigen Spiel, da habe ich einen ganz anderen Druck gespürt.“
Deshalb geht er zunächst einmal zu einem erfahrenen Kollegen: Felix Klaus. „Ich habe Felix gefragt, ob er sich sicher genug fühle zu schießen“, berichtet Tzolis. „Da hat er mir aber gesagt: Mir wäre es lieber, wenn du schießt. Da habe ich es eben gemacht.“ Und was war mit dem großen Druck-Gefühl? „Das war dann weg. Wenn Felix mir das zutraut, dann schieße ich eben.“ Und wie. Tzolis nagelt die Kugel zum 1:1-Endstand in den rechten oberen Winkel.
Doch das ist erst Teil eins der Geschichte. Teil zwei spielt sich unter den Trainern ab. „Wenn er ihn direkt pfeift, ist es unstrittig, weil es dann auch keine klassische Fehlentscheidung ist“, sagt Hannovers Coach Stefan Leitl, schließlich, das hatten die TV-Bilder gezeigt, war Tzolis tatsächlich von Dehm getroffen worden und wäre ohne diesen Kontakt wohl an ihm vorbeigezogen. „Ich finde aber, dass man nicht reingehen muss, um das zu korrigieren.“ Trainer Thioune hält sich mit einem Urteil zurück, liefert zumindest die Erklärung für die ungewöhnliche Länge der Überprüfung. „Ich habe mit dem Schiedsrichter gesprochen. Die Überprüfung hat so lange gedauert, weil die Abseitsentscheidung (im unmittelbaren Vorfeld der Elfmetersituation, Anm. d. Red.) nicht klar war“, berichtet er, „gar nicht die Entscheidung, wie er sagt, ob es ein Foul war oder nicht. Ich will es auch nicht weiter bewerten, er hat gepfiffen, da war ich froh drüber, Stefan wahrscheinlich weniger.“
In der Tat, denn in den Augen Leitls lag die Eingriffsschwelle des Videoassistenten im vorliegenden Fall deutlich zu niedrig, auch wenn er betont: „Wenn der Elfmeter von vornherein gepfiffen wird, ist das absolut okay.“ Allerdings sei „keinem geholfen, wenn solche Situation in der Häufigkeit entstehen“, ergänzt er. „Deswegen sollte man vielleicht nochmal in den Dialog gehen oder nochmal eine Änderung vornehmen.“ Thioune konstatiert, sich „manchmal auch ein bisschen mehr Transparenz“ zu wünschen, sagt jedoch: „Wir Trainer sollten da auch nicht zu viel bewerten. Insgesamt finde ich, dass Florian Lechner eine gute Partie und auch eine gute Partieführung hatte, auf Situationen sofort reagiert hat, das darf man vielleicht auch mal positiv bewerten.“