2. Bundesliga „Dominostein“ Ayhan fällt nicht

DÜSSELDORF. · Der anstehende Wechsel von Kaan Ayhan von Fortuna Düsseldorf zum italienischen Erstligisten US Sassuolo zieht sich in die Länge.

Noch ist die Zukunft von Fortuna-Innenverteidiger Kaan Ayhan nicht in trockenen Tüchern.

Foto: dpa/Roland Weihrauch

„Sie setzen jeden Abend eine Maske auf. Und sie spielen, wie die Rolle es verlangt.“ Mit diesen Zeilen beginnt der Evergreen „Theater“, gesungen von Katja Ebstein, der dem Schlager-Star im Jahr 1980 Platz zwei beim Grand Prix bescherte. Ob Uwe Klein, seines Zeichens Kaderplaner bei Fußball-Zweitligist Fortuna Düsseldorf, dieser Klassiker in den vergangenen Tagen das eine oder andere Mal im Kopf herumspukte, ist nicht überliefert. Angesichts des sich weiterhin in die Länge ziehenden Wechsels von Abwehrchef Kaan Ayhan zum italienischen Erstligisten US Sassuolo wäre es zumindest nicht vollkommen abwegig. Denn das Ganze hat sich längst zum Wechseltheater gewandelt.

Die Fortuna möchte dem 25-Jährigen keine Steine in den Weg legen. Das weiß auch der türkische Nationalspieler, der sich mit Blick auf seine EM-Chancen in der bevorstehenden Spielzeit gerne in einer der europäischen Top-Ligen präsentieren möchte. Aber: Sein bisheriger Arbeitgeber hofft dann doch auf etwas mehr als die zwei Millionen Euro, die nach Ziehen der Ausstiegsklausel fällig gewesen wären. Immer mehr spricht dafür, dass der Tabellenachte der Serie A-Saison 2019/20 genau dies nicht rechtzeitig getan hat. Weder per Überweisung noch durch Vorlage einer Bürgschaft. Die Frist lief ab, Sassuolo pochte darauf, diese eingehalten zu haben, die Fortuna meldete Zweifel an – und scheint im Recht.

Ayhan, nach seiner Ausbildung bei Schalke 04 in den vergangenen vier Jahren in Düsseldorf zu einem gestandenen Bundesliga-Profi gereift, hängt also weiterhin in der Warteschleife. Sein Marktwert wird auf sieben Millionen Euro taxiert – Sportvorstand Klein und der Vorstandsvorsitzende Thomas Röttgermann streben daher einen teureren Transfer an. Ein Verkauf unter Wert hätte auch angesichts des zu vorantreibenden Umbruchs nach dem Abstieg einen bitteren Beigeschmack.

Piotrowski und Hartherz sind bislang die einzigen Zugänge

Denn bis auf Mittelfeldspieler Jakub Piotrowski (KRC Genk) und Linksverteidiger Florian Hartherz (Arminia Bielefeld) durfte Cheftrainer Uwe Rösler noch keinen externen Zugang auf dem Trainingsgelände begrüßen. Der Verein ist nach eigenen Angaben (relativ) gut durch die Corona-Krise gekommen und zudem schuldenfrei. Dennoch würden die Ayhan-Millionen Klein bei der sich offenbar schwierig gestaltenden Suche nach neuem Personal weiteren Spielraum verschaffen. Zusätzliches Geld in die Kassen könnten mögliche Abgänge von Kenan Karaman und Nana Ampomah bringen. Ersterer verfolgt mit der EM 2021 im Hinterkopf ähnliche Ziele wie Ayhan, Transfer-Flop Ampomah soll das Interesse der belgischen Vereine Royal Antwerpen und FC Brügge geweckt haben. Im ersten Testspiel der Vorbereitung geht es für den verbleibenden Kader am Freitag gegen den TSV Meerbusch, der Oberligist hat einer zweifachen Corona-Testung zugestimmt, deshalb kann gespielt werden.

Als weiterer Zugang für das Mittelfeldspieler wurde jüngst Ben Woodburn vom FC Liverpool gehandelt. Zuletzt war der 20-Jährige, der 2016 im Team der „Reds“ debütierte und sich in der Zentrale am wohlsten fühlt, an Oxford United ausgeliehen. Die Prioritäten aber dürften und sollten ohnehin woanders liegen: Innenverteidigung, trotz Hartherz-Transfer auf der linken Abwehrseite und auf den offensiven Außenpositionen.

Vorerst scheint aber alles vom „Dominostein“ Kaan Ayhan abzuhängen. Und so spielt die Fortuna, wie die Rolle es verlangt. Bis das Theater beendet ist und im Idealfall mehr Geld auf dem Konto ist. Die im Ebstein-Lied besungene Maske hat in diesen Tagen ja ohnehin jeder auf.