Bormuth und wohl auch Ayhan weg Fortuna: Fachkräftemangel in der Abwehr

Düsseldorf · Bormuth geht zum KSC, Ayhan wohl nach Italien, die Linksverteidiger sind eh alle weg - der Fortuna gehen die Abwehrspieler aus. Und in sechs Wochen beginnt die Saison.

 Jubel in Bremen: Am ersten Spieltag der vergangenen Saison traf Kaan Ayhan zum 3:1-Sieg der Fortuna.

Jubel in Bremen: Am ersten Spieltag der vergangenen Saison traf Kaan Ayhan zum 3:1-Sieg der Fortuna.

Foto: dpa/Carmen Jaspersen

Ob Corona oder nicht, eins gilt für Fußballprofis auch dieses Jahr: Die erste Woche der Saisonvorbereitung ist kein Vergnügen. Bei der Fortuna war das nun wieder so, da wurden die Spieler nicht nur mehrmals auf das Virus getestet, da wurden auch allerlei sportmedizinische Untersuchungen durchgeführt. Und vor allem hieß es: laufen, laufen, laufen. Selbst am Samstag drehte das Team auf den Plätzen neben der Arena Runde um Runde.

Diese Woche gibt es deswegen etwas Entspannung. Erst am Freitag folgt das nächste Mannschaftstraining des Zweitligisten. Bis dahin steht „aktive Erholung, in der sich Geist und Körper regenerieren können“, im Plan, wie Trainer Uwe Rösler in einer Mitteilung der Fortuna sagt. Die Spieler haben individuelle Trainingspläne bekommen. Zur Arbeit erscheinen müssen sie nicht.

Bei Uwe Klein sieht das anders aus. Der erlebt derzeit alles andere als Erholung, weil er schnellstmöglich einen neuen Kader zusammenzustellen muss. In knapp sechs Wochen steht ja schon das erste Pflichtspiel an, im DFB-Pokal geht es zum Drittligisten nach Ingolstadt. Und noch weiß niemand so recht, wer dann das eigene Tor verteidigen soll. Im zuständigen Mannschafsteil herrscht nämlich akuter Fachkräftemangel. Für die linke Abwehrseite ist nach dem Abstieg gar niemand mehr da, in der Zentrale nur noch André Hoffmann.

Noch gibt es Unklarheiten wegen Ayhans Ausstiegsklausel

Der Grund sind zwei Wechsel: Robin Bormuth verlässt die Fortuna nach sieben Jahren und schließt sich dem Karlsruher SC an. Weitaus dramatischer ist der anstehende Abgang von Abwehrchef Kaan Ayhan. Der soll seine Ausstiegsklausel gezogen haben und zur US Sassuolo nach Italien wechseln. Das verkündete die „Bild“-Zeitung bereits Ende vergangener Woche. Woraufhin Fortuna-Vorstand Thomas Röttgermann verlauten ließ: „Es gibt Stand jetzt keinen Deal. Erst am Montag wird sich final entscheiden, ob die Ausstiegsklausel wirksam wird.”

Nun am Montag gab es immer noch nichts zu vermelden. „Da die juristische Prüfung einer von mehreren Bedingungen in Bezug auf die in Kaans Vertrag verankerte Ausstiegsklausel weiter andauert, kann nach wie vor kein Vollzug vermeldet werden. Wir als Vorstand von Fortuna Düsseldorf sind es dem Verein und unseren Mitgliedern schuldig, dass wir alle Optionen sorgfältig prüfen und nur dann einem Deal zustimmen, wenn alle Bedingungen unstrittig erfüllt sind“, teilte Röttgermann mit.

Doppelt bitterer: sportlicher Verlust und niedrige Ablöse

Dass sie den türkischen Nationalspieler noch vom Gang nach Italien abbringen können, erwartet aber niemand mehr. Ayhan war laut italienischen Medien schon beim Medizincheck in Sassuolo. Zudem will er nächsten Sommer mit der Türkei zur EM, da ist die Serie A ein deutlich größeres Schaufenster als die zweite deutsche Bundesliga – von der sportlichen Qualität ganz zu schweigen.

Ayhan, 25, kam einst aus Schalke an den Rhein und war jahrelang Abwehrchef der Fortuna. Und zwar einer, der auch mit dem Ball umzugehen weiß, das Spiel eröffnen und sogar Tore schießen kann. Zudem war er eine Führungsperson nach innen wie außen. Aber mindestens genauso schmerzhaft wie der sportliche Verlust ist die geringe Ablösesumme. Die ist auf knapp zwei Millionen Euro festgeschrieben, obwohl Ayhan mehr als das Dreifache wert ist.

Schlecht verhandelt hat allerdings niemand bei der Fortuna. Als es vor einem Jahr um einen neuen Vertrag für Ayhan ging, stand die Fortuna vor der Alternative: der Klausel zustimmen oder gleich auf ihn verzichten – dann sogar ohne Ablöse. Nun bekommt sie zumindest etwas.