Kuriose Statistik Miese Bilanz im Sondertrikot

Düsseldorf · Die Geschichte der textilen Schmuckstücke ist keine von sportlichem Erfolg.

 Das von Jacques Tilly gestaltete Fortuna-Sondertrikot.

Das von Jacques Tilly gestaltete Fortuna-Sondertrikot.

Foto: Fortuna Düsseldorf

Die Zeiten, als eine professionelle Fußballmannschaft mit zwei Trikots pro Saison auskam, sind lange vorbei. Mindestens drei sind inzwischen die Regel, was nur zum Teil damit zu tun hat, dass die moderne Fußballwelt zwecks besserer Unterscheidung bei den oft mehrfarbig gestalteten Shirts ein Ausweichtrikot verlangt. Ein wichtiger weiterer Grund für das dritte Trikot ist natürlich das Merchandising: Drei Spielkleidungen verkaufen sich bei den Anhängern logischerweise besser als zwei. Und da ein viertes Leiberl noch weitere Einnahmen verspricht, sind etliche Vereine dazu übergegangen, zusätzlich Sondertrikots herauszugeben.

Fortuna macht da sehr gern mit, und dem Verein ist dabei auch überhaupt gar kein Vorwurf zu machen. Die Sondertrikots sind schließlich in aller Regel optische Schmuckstücke, und dass diese einen stolzen Preis haben, ist für eine tiefgehende Diskussion nicht geeignet: Es wird schließlich kein Fan gezwungen, jeden Neueingang im Onlineshop sogleich käuflich zu erwerben.

Ein Renner sind diese Shirts üblicherweise dennoch. So auch Fortunas aktuelles Sondertrikot, gestaltet vom weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannten Künstler Jacques Tilly. Auf weißem Grund sind da in einem stilisierten Rheinverlauf diverse Fortuna- und Düsseldorf-Wahrzeichen zu sehen: 89,95 Euro kostet das Shirt, zu dem der frühere Marketingvorstand Christian Koke die Idee hatte und das am 19. März beim 1:1 gegen den Hamburger SV vom Zweitligateam getragen wurde.

Um ein Haar wäre es Fortunas aktueller Mannschaft an jenem Samstagmittag gelungen, das alte Kreuz mit den Sondertrikots endlich abzuwerfen. Hätte nicht HSV-Stürmer Robert Glatzel mit der letzten Aktion der Partie tief in der Nachspielzeit den Ausgleich erzielt – die Düsseldorfer hätten zum allerersten Male bei einer Spielpremiere ihrer Sondertrikots gewonnen.

Seit der ersten Auflage im November 2017 ist es mit sechs für jedermann und jederfrau erhältlichen Spezialhemden tatsächlich noch kein einziges Mal gelungen, das erste Spiel mit diesen zu gewinnen. Damit nicht genug: Ein weiteres Sondershirt, das nicht in den Verkauf gelangte, reihte sich im Mai 2021 in diese Tristesse ein – das „Crocodile-Power“-Trikot, mit dem Hauptsponsor Henkel ein bestimmtes Produkt bewerben wollte, schaffte auch nur ein 2:2 gegen Eintracht Braunschweig.

Die übrigen Premieren verliefen mindestens ebenso schlecht. Sondertrikot Nummer eins trug Fortuna am 19. November 2017 in Ingolstadt, ein rot-weißes Karnevalshemd. Das Ergebnis: Gastgeber FC Ingolstadt siegte 1:0. Beim nächsten Versuch mit dem Toni-Turek-Trikot setzte es am 27. Januar 2019 gar ein 0:4 gegen Leipzig, das gleiche Ergebnis am 23. November 2019 im eigens in Kooperation mit den Toten Hosen entworfenen Totenkopfdress gegen den FC Bayern. Das 125-Jahre-Jubiläumstrikot begleitete am 13. Juni 2020 dann das 0:1 gegen Dortmund. Weiter ging es am 13. März 2021 mit dem blauen Köbes-Trikot zur Unterstützung Düsseldorfer Wirte. Ein schmuckes Stück Stoff, ein sehr lobenswerter Anlass – aber ein tristes 0:0 beim SV Sandhausen. Es folgten besagtes 2:2 gegen Braunschweig mit dem Krokodil auf der Brust und nun das 1:1 gegen den HSV.

Doch bevor nun jemand die Statistik hervorkramt und einwendet, es habe da doch dieses 1:0 gegen Sandhausen im Karnevalsdress gegeben – richtig, aber jener Sieg am 2. Februar 2018 durch einen Kopfballtreffer von Andre Hoffmann war bereits der zweite Sessions-Einsatz des Leibchens nach der Ingolstadt-Pleite. Die Premieren-Siege stehen also noch immer bei Null; viel Steigerungspotenzial für Fortunas nächsten Anlauf in der neuen Saison.