„War von mir mal wieder an der Zeit“ Wie Fortuna-Torwart Kastenmeier seine Heldentaten von Nürnberg einordnet
Nürnberg · Mit zwei gehaltenen Strafstößen und starker Präsenz wird Torhüter Florian Kastenmeier zum Helden des 2:2 in Nürnberg.
Als die Kugel neben ihm im Aus landete, sprang Florian Kastenmeier zügig auf. Er streckte seine Arme neben seinem Körper aus, ballte beide Hände zur Faust und brüllte ganz viel Freude heraus. Wenige Sekunden zuvor war der Torhüter blitzschnell in die von ihm aus gesehen linke Ecke abgetaucht, hatte auch den zweiten Elfmeter von Julian Justvan pariert und somit den Grundstein dafür gelegt, dass sich Zweitligist Fortuna nach einer katastrophalen ersten Hälfte auch wegen einer deutlichen Leistungssteigerung am Ende doch noch ein verdientes 2:2 beim 1. FC Nürnberg erkämpfte.
Bereits im ersten Anlauf hatte der 27-Jährige im Privatduell mit Justvan die richtige Ecke geahnt und dessen Strafstoß entschärft, die Linie aber mit beiden Füßen zu früh verlassen, weshalb Schiedsrichter Lars Erbst – zumindest in dieser Situation korrekterweise – eine Wiederholung veranlasste. Ob er sich in jenen Augenblicken an das DFB-Pokal-Viertelfinale gegen den FC St. Pauli vor mittlerweile gut einem Jahr erinnert gefühlt habe, wurde Kastenmeier hinterher gefragt.
Seine Antwort bestand aus einem Wort: „Ja!“ Seinerzeit musste der Keeper gegen Marcel Hartel ebenfalls zwei Mal ran – aus demselben Grund wie in Nürnberg, aber auch mit demselben Ergebnis.
Am Sonntag war Kastenmeier also erneut der gefeierte Held; nicht nur für die Fans, sondern auch für seine Teamkameraden. „,Flo’ hält den ersten Elfmeter, der wird dann aber abgepfiffen, und man denkt: Was passiert hier schon wieder? Dann hält ,Flo’ auch den zweiten, und dann hatten wir eine unglaubliche Aufbruchsstimmung. Danach wollten wir noch mehr“, sagte Innenverteidiger Jamil Siebert über den Keeper, der nach – über das gesamte Jahr verteilt – vielen überragenden Leistungen zuletzt analog zur gesamten Mannschaft nicht immer einen sattelfesten Eindruck hinterlassen hatte.
Gegen den 1. FC Kaiserslautern (3:4) sah Kastenmeier unglücklich aus, und auch gegen die SV Elversberg (0:2) unterlief ihm ein folgenschwerer Patzer, als er den Ball vor dem 0:1 nicht festhielt, sondern nach vorne abklatschen ließ und der Nachschuss im leeren Tor landete. Mehrere Situationen, über die sich freilich auch der eigentlich so sichere Rückhalt seinen Kopf zerbrach. „Es war auch von mir mal wieder an der Zeit, etwas dazu beizutragen, dass wir erfolgreich sind. Es freut mich, dass ich der Mannschaft etwas zurückgeben konnte, nachdem mir das in den letzten Wochen ja nicht gelungen ist“, sagte Kastenmeier.
Deutlich euphorischer, aber mindestens ebenso zufrieden war Andre Hoffmann. „Unfassbar, ein großes Kompliment an unseren Torwart, der es in den vergangenen Wochen nicht unbedingt leicht hatte, was man ja ganz ehrlich sagen muss“, betonte der Kapitän. „,Flo’ hält zwei Elfmeter und holt uns am Ende diesen Punkt. Aber auch unabhängig von den beiden Elfmetersituationen hatte er eine super Ausstrahlung, er hat jede Flanke heruntergepflückt und uns eine extreme Sicherheit gegeben. Ich freue mich total für ihn.“
Der Punkt in Nürnberg war
in keinem Fall unverdient
Kastenmeier selbst nahm die Glückwünsche dankend an, gab sich aber gewohnt bescheiden. „Am Ende war es eine Teamleistung, und das 2:2 schieße ich ja nicht. Wir haben auf dem Platz noch zehn andere Spieler, die dazu beigetragen haben – vor allem in der zweiten Hälfte“, sagte der Keeper. Doch seine Wundertaten gegen Justvan hatten Fortuna eben entscheidend wachgerüttelt, was auch Trainer Daniel Thioune hervorhob: „,Flo’ sei Dank – die Situation um die beiden Elfmeter war der Wendepunkt im Spiel. Wir waren plötzlich da, unsere Widerstandsfähigkeit war wieder gegeben.“
Und so nahm Fortuna den einen Zähler aus Nürnberg auf keinen Fall unverdient mit. Doch am Ende blieb die Frage: Wie wichtig kann er in den kommenden Wochen bis zum Abschluss der Hinrunde noch werden? „Natürlich kann er wichtig werden, vor allem für die Moral“, konstatierte Kastenmeier und nahm kein Blatt vor den Mund: „Wir haben in der zweiten Hälfte einen großen Aufwand betrieben, nachdem die erste Hälfte wieder einmal bodenlos war, was die Defensive und Offensive betrifft.“
Dem Torwart war es letztlich zu verdanken, dass die Rheinländer überhaupt im Spiel blieben, denn Justvan hätte zwei Mal die Vorentscheidung herbeiführen können. So aber hauchte Kastenmeier seinem Team neues Leben ein und strahlte zwar nicht äußerlich, aber innerlich vor Glück. „Wenn du auch nach einem 1:2 und solch einem Nackenschlag wieder zurückkommst, dann tut es uns gut, wenn wenn wir am Ende den Punkt holen“, sagte Kastenmeier, der auf der langen Heimfahrt nach seinen Heldentaten womöglich noch das eine oder andere weitere Mal erfreut die Faust ballte.