Was der „geile Haufen“ noch braucht Fortuna Düsseldorf: Jetzt oder nie

Düsseldorf · Erneut hat Fortuna Düsseldorf ein Spiel spektakulär gedreht. Guter Trainer, spielstarke Mannschaft – doch ein Puzzlestück fehlt noch für den Aufstieg.

Der Isländer Isak Bergmann Johannesson von Fortuna Düsseldorf jubelt über seinen Treffer zum 3:4 in Unterhaching.

Foto: dpa/Matthias Balk

. Vor dem Anpfiff hatte Felix Klaus noch den Wimpel zum Tausch mit Unterhachings Kapitän Markus Schwabl vergessen, was den Sohn des Ex-Bayern-Spieler und jetzigen Präsidenten der Spielvereinigung Manni Schwabl zur Bemerkung veranlasste: „Bist‘ wohl nicht so oft Kapitän.“ Ja, bei der Fortuna trug Klaus zum ersten Mal die Binde beim Pokalfight am Dienstagabend im Süden von München. Dafür schoss der Rechtsaußen beim 6:3-Sieg nach Verlängerung den wichtigen Anschlusstreffer zum 1:2. Und fiel nach der Partie mit einer knackigen Beschreibung seiner Truppe auf: „Wir sind einfach ein geiler Haufen.“

Was Klaus damit meinte, war gewiss nicht die dürftige Leistung der Rot-Weißen in der ersten Halbzeit des Pokalspiels. Sondern die erneut furiose Aufholjagd danach. 2:0 und 3:2 führte der richtig stark aufspielende Drittligist, doch die Fortuna drehte das Spiel noch –  wie schon zuletzt in der Liga ein 0:3 gegen Kaiserslautern. Diesmal vor allem dank der Gala von Isak Johannesson, der drei Tore selbst machte und zwei weitere vorbereitete. Der isländische Nationalspieler (bei „Bild“ heißt er nur „Island-Isak“), ausgeliehen vom FC Kopenhagen, bescherte der Fortuna damit gut 860 000 Euro Prämie für das Erreichen des Achtelfinales im DFB-Pokal. Geld, dass der notorisch klamme Zweitligist dringend gebrauchen kann. Insbesondere dann,  wenn man in dieser Saison wirklich ernsthaft um den Aufstieg in die Bundesliga mitspielen soll, was das erklärte Ziel des Vorstands um Klaus Allofs ist.

Doch dafür benötigt der „geile Haufen“ noch einen „geilen Knipser“, sprich: einen torgefährlichen, dynamischen Stürmer. Denn im Angriffszentrum ist der Zweite der 2. Liga ziemlich dünn aufgestellt mit dem verletzungsanfälligen und zu langsamen Daniel Ginczek (32) sowie dem von der Zweitvertretung des SC Freiburg geholten Vincent Vermeij (29). Nur ein Tor steht auf dem Konto von Ginczek, bei Vermeij sind es zwei. Umso erstaunlicher, dass die Fortuna mit 23 Treffern in der Liga ganz oben rangiert (nur Hannover und Kaiserslautern haben einen mehr erzielt).  Das liegt an gleich mehreren torgefährlichen Abwehr- und Mittelfeldspielern wie Christos Tzolis (6 Tore) oder neuerdings auch dem Japaner Ao Tanaka. Doch auf die ganze Saison gesehen wird es ohne einen spritzigeren Mittelstürmer nicht reichen für ganz oben, das wissen auch Trainer Daniel Thioune und der Vorstand. Die Fortuna-Fans hoffen, dass man bereits einen geeigneten Kandidaten an der Angel hat und dass der Deal in der Winterpause dann nicht wieder platzt wie bei Simon Zoller, mit dem die Fortuna einig war, der aber in letzter Sekunde von Bochum zu St. Pauli wechselte.

Auch wenn die Fortuna vor der Saison nicht explizit das Ziel Aufstieg ausgegeben hatte, weiß man am Flinger Broich genau, dass die Chance jetzt da ist. Denn mit den Bundesliga-Absteigern Schalke und Hertha sind zwei vermeintliche Topfavoriten durchwachsen bis schwach in Liga 2 unterwegs, was selten so der Fall ist. Stark dagegen – und Fortunas Hauptkonkurrenten – sind die Hamburger Clubs St. Pauli und HSV. Auch mit Hannover und Kaiserslautern ist zu rechnen. Aber: Das alles sind Vereine (mit Ausnahme des HSV), mit denen Fortuna sportlich und finanziell auf Augenhöhe agiert, weshalb schon ein gewisser Druck für die Düsseldorfer da ist, diesmal viel, wenn nicht alles auf die Karte Bundesliga-Rückkehr zu setzen. Schon am Freitag sind da im Heimspiel gegen den stabilen Aufsteiger aus Wiesbaden weitere drei Punkte Pflicht.

Den passenden Trainer hat man mit dem fachlich und menschlich hochangesehenen Daniel Thioune allemal. Und eine eingespielte, technisch versierte Mannschaft auch, inklusive einer Reihe von Einzelspielern aus dem oberen Liga-Regal wie Torwart Florian Kastenmeier, in der Abwehr Matthias Zimmermann oder Jordy de Wijs, Emma Iyoha, den „Young Guns“ (Thioune) Shinta Appelkamp, Isak Johannesson und Yannik Engelhardt im Mittelfeld und auf den Flügeln Tzolis und Felix Klaus – egal ob der mit oder ohne Spielführerbinde und Wimpel aufläuft.