Beim 1:0 in Regensburg „Ich hatte Selbstvertrauen vor diesem Elfmeter“
Regensburg · Wieder rettet Dawid Kownacki Fortuna. Die Ausführung des Strafstoßes zum späten 1:0 war alles andere als spontan.
Dawid Kownacki ist ganz sicher nicht das, was der Volksmund ein Frostküken nennt. In der Interviewzone des Jahnstadions von Regensburg ist es zwar nicht mehr so arktisch kalt wie draußen während der Partie, als der oberpfälzische Winter noch einmal alles aus sich herausgeholt hatte. Kuschelig warm ist es jedoch ganz sicher auch nicht, und doch steht Fortunas Stürmer da nur im hautengen Unterziehshirt und kurzer Hose. Sein Siegtreffer zum 1:0 bei Jahn Regensburg scheint ihm jede Menge innere Wärme zu geben.
Wo ist eigentlich sein Trikot abgeblieben? „Ich habe unter den Zuschauern einen polnischen Fan entdeckt“, berichtet Kownacki. „Es ist jedes Mal super, wenn ich Landsleute sehe, die zu unseren Spielen kommen. Ihm habe ich das Trikot geschenkt.“ Und der Fan durfte sich doppelt freuen, hatte er doch nicht nur eines der heiß begehrten „game worn“ Shirts, sondern sogar ein Matchwinner-Leibchen ergattert.
Wieder einmal Matchwinner Kownacki. Der Foulelfmeter, den der polnische Nationalstürmer in der 86. Minute zum sicher nicht unverdienten, aber doch recht glücklichen Fortuna-Sieg verwandelte, war bereits sein zehnter Saisontreffer. Sieben Vorlagen stehen außerdem für Kownacki zu Buche, so dass er mit seinen 17 Scorerpunkten einsam auf der vereinsinternen Rangliste thront.
Seine letzte Fortuna-Saison ist die mit Abstand beste des 25-Jährigen. Deshalb ist er auch, nicht nur nach dem Regensburg-Spiel, bestens gelaunt und viel plauderfreudiger, als man ihn früher erlebte. Wichtig sei ihm, so versichert Kownacki immer wieder, jedoch weniger die eigene Bilanz als vielmehr der Erfolg der Mannschaft. „Es war ein unglaublich wichtiger Sieg heute“, sagt Kownacki. „Wir wollten unbedingt wieder auswärts gewinnen, das haben wir lange Zeit nicht geschafft. Das gibt Selbstvertrauen.“
Mehr als vier Monate lang hatten die Düsseldorfer auf das Gefühl warten müssen, ein fremdes Stadion mit einem Sieg oder auch nur einem Punkt im Gepäck verlassen zu dürfen. Es war schon ein Auswärtsfluch, den Fortuna da im Jahnstadion beendete – da konnte der Trainer das Thema hinterher noch so sehr herunterspielen. „Wir haben uns intern nicht so sehr mit einer Auswärtsschwäche beschäftigt“, sagte Daniel Thioune. „Es lag schließlich eine lange Zeit mit der WM und der Winterpause dazwischen. Das kam eher von außen.“
Wie man’s nimmt: Seit dem 2:1 in Kiel Ende Oktober hatte es trotz WM immerhin vier Liga- und Pokalspiele gegeben, mit Ausnahme des SC Paderborn allesamt gegen abstiegsbedrohte oder zumindest kriselnde Gegner – und die hatte Fortuna durchweg verloren. In Regensburg endete aber noch ein zweiter Fluch, denn nach zuletzt zwei verschossenen Elfmetern sowie dem verlorenen Elfmeterschießen von Nürnberg setzte Kownacki wieder einen Strafstoß ins Netz.
„Einen elementar wichtigen Elfmeter“, ergänzte Thioune. „Die letzten beiden vergebenen von Rouwen Hennings und Dawid waren ja nicht spielentscheidend, dieser schon. Und wir brauchten heute diesen besonderen Moment.“ Einen Moment, der Kownacki kein Kopfzerbrechen bereitete, wie er erklärte: „Das ist ja das, was ich letzte Woche gesagt habe, als Rouwen gegen Braunschweig nicht getroffen hatte: Die nächste Elfmeterchance nutze ich wieder.“ Und genau dieses Selbstvertrauen merkte man ihm bei der Ausführung auch an. Eiskalt wartete er ab, bis Jahn-Torhüter Jonas Urbig in dessen linke Ecke sprang, und schob den Ball locker in die andere. „Ich hatte Selbstvertrauen vor diesem Elfmeter“, versicherte Kownacki. „Ich wollte, dass wir uns für die viele Arbeit in den 85 Minuten vorher belohnen.“
Und zur ungewohnten Ausführung des Strafstoßes? Sonst pflegt der Stürmer ja eher den knallharten Schuss. „Am Morgen vor dem Spiel hatte ich mit Micky Karbownik über Elfmeter gesprochen“, berichtete er grinsend. „Ich habe ihm gesagt: Heute verwandle ich einen Elfmeter. Ich werde warten, was der Torhüter macht und mich dann beim letzten Schritt für eine Ecke entscheiden. Weil ich gegen Magdeburg verschossen hatte, war das mein Plan.“
Einer, der aufging. Wie nicht alle der Fortuna in diesem bis auf das Ende nicht beglückenden Spiel. Kownacki nahm es gelassen: „Wir sind glücklich. Das Spiel war nicht unser bestes, aber das Wichtigste ist: Wir haben drei Punkte.“ Widersprechen kann man ihm da nicht.