Bericht über die Quarantäne Kaan Ayhan im Modus: Augen zu und durch

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorfs Abwehrchef berichtet aus dem Quarantäne-Hotel und vom Kampf der Spieler gegen die Langeweile. Notfalls wird gepokert.

Allein auf weiter Flur: Kaan Ayhan beim Testspiel in der leeren Arena.

Foto: Fortuna

Am Flughafen hätte Kaan Ayhan das Übergepack für seinen Koffer bezahlen müssen. So schwer war sein Gepäckstück, als der türkische Nationalspieler am Wochenende im Quarantäne-Hotel von Fortuna Düsseldorf am Flughafen eincheckte. „Da sind viele Freizeitklamotten drin“, erklärt Ayhan. „Wir wollen hier bewusst nicht die ganzen Tage in der Vereinstracht von Fortuna herumlaufen, damit es nicht so aussieht, als wären wir hier im Gefängnis.“ Das schalkhafte Lächeln, das bei diesem Video(konferenz)-Interview immer mal wieder auf dem Gesicht des 25-Jährigen trotz mangelnder Qualität der Übertragung leicht zu erkennen ist, verrät die Gelassenheit, mit der Fortunas Abwehrchef derzeit noch die Zeit in der abgeschirmten Atmosphäre wahrnimmt. Das zeigt sich auch bei der kurzen Spöttelei über seine Frisur, die er nach kurze Zeit wieder zum größten Teil unter einer Baseball-Kappe versteckt. Vor der Pflicht-Quarantäne war er nicht dazu gekommen, einen Friseur aufzusuchen. Und auch den Barbier in der Mannschaft, Aymen Barkok, wolle er nicht mehr „belästigen“, weil er zu seinem Kollegen nach dem letzten Haarschnitt das Vertrauen verloren habe.

Dass Ayhan bis zum ersten Spiel am Samstag viel Zeit auf dem Zimmer zubringen wird, bleibt kein Geheimnis. Er hat zwei Bücher mitgenommen, die er in den vergangenen Wochen angefangen, aber nicht zu Ende gelesen hat. Und seine „Playsi“ – altdeutsch Playstation – hat er natürlich auch im Gepack. „Bisher haben wir Spieler noch nicht untereinander gespielt“, meint er und ergänzt, dass er gehört habe, dass man sich bemühe, den Spielern noch einen Billardtisch zur Verfügung zu stellen. Falls das Spiel mit den kleinen Bällen und auch Darts langweilig werden sollten, könnte der türkische Nationalspieler zudem seinen Pokerkoffer hervorzaubern. „Wir müssten dann schauen, wie wir uns dazu hinsetzen, aber das müsste irgendwie gehen“, sagt Ayhan, der kurz zuvor noch beschrieben hatte, dass die Spieler beim Essen nur zu zweit und weiter entfernt von den anderen sitzen, um möglichst kein Risiko einzugehen. Obwohl alle Spieler am Dienstag und Freitag noch einmal auf das Virus getestet werden. Die Profis haben die klare Anweisung bekommen, nicht großartig über die Schutzmaßnahmen im Hotel und rund um die Spiele nachzufragen. „Wir sollen einfach machen und uns nicht damit aufhalten, nach dem Sinn der einen oder anderen Maßnahme zu fragen“, sagt der 25-Jährige. „Und in dem Modus befinde ich mich gerade.“

Der Kopf ist voller Gedanken an die kommenden Begegnungen

Besonders spannend werden die Tage vor dem Spiel aus Ayhans Sicht nicht. Großartige Gedanken über seine Zukunft nach dem Saisonende macht sich Fortunas Abwehrchef ebenfalls nicht. „In den Kopf passt derzeit nicht so viel rein“, beschreibt er seine Gedankenspiele, die sich vor allem mit dem Kellerduelll vor Geisterkullisse am Samstag gegen den SC Paderborn beschäftigen. Jetzt sei in den wichtigen Spielen vor allem die Psyche gefragt, weil zur Drucksituation der Tabelle auch noch die Umstellung auf ein Spiel ohne Unterstützung von den Rängen hinzukommt. „Es warten viele mentale Herausforderungen auf uns. Ich bin überzeugt, dass die Mannschaft, die damit am besten klarkommt, am erfolgreichsten sein wird“, sagt Ayhan.

Zweites Testspiel in der Arena brachte bessere Erkenntnisse

Die positiven Tests in Dresden haben Fortunas Abwehrchef nicht umgeworfen. Darauf sei die Mannschaft vorbereitet gewesen, weil man damit rechnen musste. „Deswegen werden die Tests ja gemacht. So haben wir als Spieler die Gewissheit, dass wir unbelastet von Ansteckungsgefahr auf dem Platz das Beste geben können.“

Zurück zum Tagesablauf im Hotel, in dem die Fortuna eine eigene Etage bewohnt. Die Servicekräfte sind alle mit Mundschutz in den Räumen unterwegs und halten großen Abstand. „Mein Bett habe ich selbst gemacht. Ich weiß gar nicht, ob das eigentlich zum Service hier gehört“, sagt Ayhan, der mit seinen Streaming-Serien und den Videogesprächen mit seiner Frau noch genügend tägliche „Pflichten“ hat, den er nachkommen möchte. Da er acht, neun Wochen hintereinander mehr oder weniger zu Hause war, ist der Trennungsschmerz nicht ganz so groß. Und? Ach ja, Training ist natürlich auch noch. Am Montag stand das zweite interne Testspiel auf dem Programm. Ayhan berichtet, dass diese Einheit sehr wichtig für sein Team war. „Im ersten Spiel vergangene Woche waren wir noch abgelenkt, mussten uns an die Atmosphäre gewöhnen“, sagt er. „Diesmal haben wir effizienter und konzentrierter gearbeitet.“