Fortuna findet ihr Lächeln wieder
Vor dem Auswärtsspiel wirkt der ganze Verein wie ausgewechselt. Über die psychologische Wirkung eines Sieges.
Düsseldorf. Es blüht der Flachs, Türen werden mit einem Lächeln geöffnet, jede auch noch so unsinnige Frage wird mit Geduld und einem Augenzwinkern beantwortet — in der Woche nach dem erlösenden Sieg in Kaiserslautern erkannte man den Fußball-Zweitligisten Fortuna Düsseldorf kaum wieder.
In der Interviewzone machte der verletzte Axel Bellinghausen schon direkt nach dem Spiel seine Späßchen mit Oliver Fink. Und Trainer Oliver Reck hatte die psychologische Bedeutung dieses Sieges erkannt: „Das ist enorm wichtig. Für die Fans, für die Spieler, für das Trainerteam, natürlich auch für das Präsidium — einfach für den ganzen Verein.“
Es scheint als dringe endlich wieder ein Sonnenstrahl durch den Krisennebel und erhellt die Gemüter. Unter der Woche am Trainingsgelände: Zwischen Kabine und Leichtathletikhalle lässt Spaßvogel Charlison Benschop den Torschützen „Eeeeeerwiiiin Hofferrrr“ noch einmal hochleben. In den Wochen zuvor herrschte hier Schweigen, die Köpfe hingen meist nach unten.
Der scheidende Vorstandsvorsitzende Peter Frymuth fährt vor. Gut gelaunt macht er die Runde: „Der Betzenberg macht Spaß. Die Mannschaft hat am Montag mehr als drei Punkte geholt.“ Vielmehr hätten die Spieler dazu beigetragen, dass „hunderttausende von Menschen mit einer gewissen Erleichterung in den Dienstag gegangen sind“. Ihn selbst einbegriffen.
Wer die Reaktionen nach dem Spiel gesehen habe, der hätte, so Frymuth weiter, verstanden dass Mannschaft und Trainer ganz eng zusammengerückt seien. Das klingt in der Fußball-Welt schon beinahe wie eine Beförderung von Reck vom Interims- zum Cheftrainer. Frymuth: „Wenn er auch die nächsten beiden Spiele gewinnen sollte, freue ich mich von Herzen für ihn.“ Schließlich habe man Reck zum Interimstrainer gemacht, weil man ihm eben diese Trainerrolle zutraue. Bleibt die Stimmung gut, kann der Ex-Bundesligatorhüter sich also Hoffnungen machen.
Eine klare Absage gibt es dagegen an diejenigen die nun schon den Abstand zum dritten Platz (sechs Punkte) berechnen. „Jetzt sollte auch der Letzte den Taschenrechner in die Tonne hauen“, sagt Frymuth.
Auf der Pressekonferenz zum Spiel am Samstag fällt auf: Die Fortunen finden langsam ihr Lächeln wieder. Durch die Büros in der Arena flattert ein Lachen. Die bisweilen beklemmende Stille im Konferenzraum ist einem lockeren Beisammensein gewichen. So sehr diese neue Atmosphäre gegen den Ex-Trainer Mike Büskens sprechen mag, so wenig hat sie mit seiner Abwesenheit zu tun. Dieser Wandel klappt nur mit Siegen. Und: Es ist eine Momentaufnahme. Reck bleibt Realist: „Das hat der Verein gebraucht. Auf diesem Erfolgserlebnis können wir aufbauen. Mehr aber auch nicht.“ Denn am Samstag muss der nächste Erfolg her, sollte das misslingen hinge der Haussegen vor dem Derby gegen Köln schon wieder schief.