Fortuna muss nach 1:2 gegen "Club" weiter zittern
Düsseldorf. Das ungemütliche Wetter stand am Samstagnachmittag sinnbildlich für die Situation von Fortuna Düsseldorf in der Fußball-Bundesliga: Das letzte Heimspiel der Saison gegen den 1. FC Nürnberg musste unbedingt gewonnen werden, um die Klasse halten zu können.
Doch vor 53.500 Zuschauern in der ausverkauften Arena verloren die Gastgeber verdient mit 1:2 (1:0) gegen die Gäste, für die in dieser Saison bereits alles gelaufen ist. Letztlich blieb die Fortuna aber dank der Ergebnisse der Konkurrenz auch nach dem elften Spiel ohne Sieg über dem Strich, sieht sich nun einem Zitterfinale am kommenden Samstag gegenüber: Fortuna (15./30 Punkte) in Hannover, Augsburg (16./30) spielt gegen Fürth und die TSG Hoffenheim (17./28) bei Borussia Dortmund.
Dabei sah alles gar nicht so schlecht aus im letzten Heimspiel: Nach einer Flanke von Andreas Lambertz hatte Nürnbergs Hanno Balitsch ins eigene Tor getroffen (23.). Für die nach der Pause stärker werdenden Nürnberger erzielte aber erst Robert Mak per Flachschuss den Ausgleich (58.). Wenig später ließ Marvin Plattenhardt per direkt verwandeltem Freistoß das 1:2 folgen (64.). Von der Fortuna kam in dieser Phase der Saison insgesamt einfach zu wenig. Dabei hatten sich die Gastgeber so viel vorgenommen.
Trainer Norbert Meier hatte auf die verletzten Leon Balogun und Martin Latka (beide Faserriss) verzichten müssen, dazu fehlten die beiden Suspendierten, Nando Rafal und Andrey Voronin, die nur noch mit der zweiten Mannschaft mittrainieren dürfen. In Ken Ilsö fiel kurzfristig eine weitere Alternative aus (Reizung im linken Fersenbein). Im Vergleich zur Vorwoche veränderte Meier vier Positionen: Der genesene Linksverteidiger Johannes van den Bergh rückte für Juanan ins Team, außerdem Dani Schahin (für Genki Omae), Andreas Lambertz (für Oliver Fink) und Robert Tesche (für Stefan Reisinger).
Auf Nürnberger Seite hatte Trainer Michael Wiesinger vier Positionen verändert, Marvin Plattenhardt, Per Nilsson, Hiroshi Kiyotake und Niklas Stark wurden ersetzt durch Markus Mendler, Mike Frantz, Berkay Dabanli und Thomas Pekhardt. Schließlich hatten beide Seiten einiges gutzumachen und gegen eine Negativserie anzukämpfen. Vier Spiele in Folge hatten die Nürnberger vor dem Gastspiel in Düsseldorf verloren, die Fortuna war seit zehn Bundesligaspielen sieglos.
Trainer Meier hatte versprochen, dass die Körpersprache seines Teams eine andere sein würde als zuletzt. Tatsächlich hielt sich die Mannschaft an dieses Versprechen, machte von Beginn an ordentlich Dampf, ging engagiert in die Zweikämpfe. Nürnberg hielt dagegen, so dass schnell klar war, dass sie werden die Punkte nicht kampflos hergeben würden. So wogte die Begegnung zwischen den Strafräumen hin und her, war geprägt von Fehlern und kämpferischem Einsatz. Torchancen waren Mangelware, bis sich Andreas Lambertz an der gegnerischen Strafraumgrenze artistisch am Boden mit dem Ball behauptet hatte und die Kugel noch vor das Tor flankte. Dort rauschte sie an beinahe allen Akteuren vorbei — warum Hanno Balitsch den Ball dann noch zum 1:0 für die Fortuna über die Linie drückte (22.), konnte wohl nur der Nürnberger selbst beantworten.
Zur Pause musste Lambertz allerdings draußen bleiben. Ausgerechnet der bis dahin stärkste und lauffreudigste Fortune wurde durch Mathis Bolly ersetzt. Weil sich auch die Nürnberger nicht so schnell geschlagen geben wollten, blieb es weiter ungemütlich. So verpasste Markus Mendler freistehend den Ausgleich, als die Fortuna-Abwehr kollektiv geschlafen hatte (53.). Das rächte sich wenig später beim Ausgleich: Der Nürnberger Robert Mak kam in der Strafraumecke irgendwie an den Ball, zog flach ab und traf durch Axel Bellinghausens Beine zum Ausgleich. Torwart Fabian Giefer sah den Ball erst spät, konnte nichts mehr machen (58.). Kaum weniger machtlos war Giefer beim 1:2: Nach einem Ballverlust im Mittelfeld hatte Jens Langeneke kurz vor dem Strafraum ein Foul begehen müssen, den Freistoß schoss der eingewechselte Marvin Plattenhardt stramm und gezielt in den Winkel (64.).
Die Führung der Nürnberger war durchaus verdient, die Gäste hatten mehr vom Spiel, und die Fortunen ließen den Willen und den Schwung vermissen, mit dem sie vor der Pause noch aufgetreten waren. Die Nürnberger wurden immer mutiger, wollten zum ersten Mal in dieser Saison nach einem Rückstand noch zum Sieg kommen. Robert Mak verpasste bei einem Alleingang (79.) die vorzeitige Entscheidung. Gefährdet war der Sieg der Gäste aber am Ende nicht mehr.
Norbert Meier (Trainer Fortuna Düsseldorf): Wir sind sehr enttäuscht heute. Die Mannschaft hat gut gearbeitet und gut trainiert in der Woche. Wir haben das Führungstor aber nicht positiv nutzen können für uns. Wir haben zwar defensiv gut gestanden, viele Bälle gewonnen und versucht das Spiel anzutreiben. Aber nach vorne haben wir zu viel Verantwortung auf den anderen abgeschoben, da waren keine Situationen, in denen wir gewinnbringend nach vorne kommen konnten. Durch das Ausgleichstor hat meine Mannschaft den Faden dann völlig verloren. Da konnte man sehen, dass der eine oder andere mit den Nerven zu kämpfen hatte. Es passt auch zu unserer Situation, dass so ein Freistoß zum 1:2 dann direkt reingeht. Natürlich sind wir jetzt gefrustet, aber wir sind heute auch noch nicht abgestiegen. Der Fokus liegt jetzt auf der kommenden Woche: Wenn wir nicht absteigen wollen, brauchen wir Kerle, die dieser Situation auch standhalten können.
Michael Wiesinger (Trainer 1. FC Nürnberg): Für uns war es ein wichtiger Erfolg, wir hatten zuletzt schwere Wochen. Der Gegner musste gewinnen, wir wollten gewinnen. Das war vielleicht der Unterschied, den wir für uns nutzen konnten. Wir haben darauf spekuliert, unsere Möglichkeiten zu bekommen, je länger das Spiel dauerte. Das Eigentor war ein "Hallo wach" für uns, wir mussten in der Folge einfach zielstrebiger werden und das hat auch geklappt. Leider haben wir das Spiel nicht frühzeitig entscheiden können, mussten am Ende noch zittern. Aber der Sieg tut uns richtig gut.