Fortuna präsentiert sich als Team
Spät, aber noch rechtzeitig erkennt die Mannschaft, dass es nur als Einheit geht.
Düsseldorf. Es ist noch nicht lange her, da machten böse Gerüchte um die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf die Runde. Angeblich hätten einzelne Spieler gesagt, im Kader des Fußball-Zweitligisten sei kein Leben, und jeder würde sein eigenes Süppchen kochen. Von Teamgeist vergangener Jahre sei kein bisschen mehr übrig.
Wer die Mannschaft am Freitag beim 2:1-Erfolg in Paderborn gesehen hat, muss zu einer ganz anderen Einschätzung gelangen. Da ist jeder Profi im weißen Trikot für den anderen gerannt. Es gab keine Diskussionen zwischen Mitspielern, sondern nur aufmunterende Worte und Gesten. Natürlich fragen sich die Fans, warum die Fortuna nicht schon früher oder zumindest öfter wie aus einem Guss gespielt hat.
Der Auftritt in Fürth, beim 1:4-Debakel, war eine absolut blutleere Vorstellung. Von Teamgeist war damals nichts zu sehen. „Mich hat auch überrascht, was da zu erkennen war“, hatte Cheftrainer Lorenz-Günther Köstner gesagt und gleichzeitig angekündigt, dass es sich dabei um einen absoluten Ausnahmefall gehandelt hätte. Und Köstner verwies auch auf den späten Ausgleich in Dresden (1:1), den es ohne mannschaftliche Geschlossenheit „sicherlich nicht gegeben hätte“.
Oft genug waren in dieser Saison aber auch Szenen zu beobachten, in denen der ballführende Spieler das ärmste Schwein auf dem Platz war, weil sich niemand anbot und er den Ball entweder planlos nach vorne schlagen musste oder ihn in einem unnötigen Zweikampf verlor.
Es ist auch ein besonderes Verdienst von Oliver Reck, dass sich die Mannschaft inzwischen wieder ganz anders präsentiert. Seine Ansprache dringt offensichtlich in die Köpfe und Herzen der Spieler vor. „Da kann man keinen einzelnen Spieler hervorheben. An diesem Sieg waren alle beteiligt“, sagt der Interimstrainer, der den wegen Nackenproblemen krankgeschriebenen Köstner noch mindestens eine weitere Woche vertritt. „Die Truppe hat alles für den Verein gegeben, auch für den Cheftrainer.“ Diese Meinung hat Reck nicht exklusiv: In der zweiten Hälfte gegen Ingolstadt und in Paderborn hatte es der Gegner jeweils mit einer selbstbewussten, kampfstarken und ballsicheren Einheit zu tun.
Sprachen die Experten vor anderthalb, zwei Wochen noch von einem radikalen Umbruch, den es am Ende der Saison angesichts der Entwicklungen und jüngsten Ergebnisse geben müsste, sieht das nun etwas anders aus. Ein Michael Liendl ist offensichtlich doch ganz gut als Regisseur brauchbar, Ben Halloran hat sein Talent inzwischen mehr als nur nachgewiesen, und auch Christian Gartner sowie Erwin Hoffer machen sich in der Mannschaft zu unentbehrlichen Faktoren. „Dieser Sieg gehört der ganzen Mannschaft“, sagte Hoffer, der im Spiel keine Vorwürfe von seinen Mitspielern bekommen hat, weil er dreimal freistehend vor dem Paderborner Tor gescheitert war.
Und Michael Liendl drückt aus, was alle Fortunen denken: „In dieser Mannschaft steckt noch viel mehr.“ Schade nur, dass die Spieler erst so spät zu dieser Erkenntnis kommen.