Fortuna Düsseldorf Andre Hoffmann: „Ich wünsche mir weniger Hass in den Stadien“

Düsseldorf · Fortuna Düsseldorfs Abwehrspieler Andre Hoffmann freut sich aufs „Comeback“ und hofft auf ein Umdenken nach Corona.

Andre Hoffmann ist bei den Fans ein Sympathieträger und im Team einer der Wortführer.

Foto: Wolff/CHRISTOF WOLFF

Andre Hoffmann (27) zählt zu den Spielern von Fortuna Düsseldorf, die auch mal etwas weiter über den Tellerrand eines Fußball-Profis hinausschauen können. Wir sprachen mit dem Abwehrspieler über die derzeitige Situation und ob eine baldige Rückkehr zum Alltag überhaupt möglich ist.

Herr Hoffmann, wie geht es Ihnen?

Andre Hoffmann: Alles ist gut, die Familie ist gesund, die Großeltern vor allem. Ich gehöre zu einer Berufsgruppe, die sich derzeit nicht beklagen kann und sollte. Grundsätzlich gibt es in der Gesellschaft Menschen, die ganz andere Sorgen haben als wir. Eine der Fragen, die mich beschäftigt, ist natürlich, wann und wie es weitergeht. Die Ungewissheit ist schon etwas bedrückend, aber dann mache ich mir klar, dass es uns und mir deutlich besser geht, als vielen anderen.

Haben Sie irgendwelche Zukunftssorgen oder -ängste, dass alles nicht wieder so in Gang kommt, oder Einschnitte auf Sie zukommen?

Hoffmann: Erst einmal bin ich in der glücklichen Lage, dass mein Vertrag noch drei Jahre bei Fortuna läuft. Spaß beiseite: Die Wirtschaft wird beeinflusst und damit auch der Profifußball. In welchem Maß das dann passiert, ist schwer vorherzusehen. Das hängt natürlich auch davon ab, wie lange die derzeitige Situation noch anhält. Es wird auch bei uns im Sport wie auch überall Veränderungen geben.

Wie sieht der Tagesablauf eines Profis im Wartestand aus?

Hoffmann: Meine Partnerin ist im Home-Office. Ich schiebe mein Trainingspensum nicht so gerne vor mir her und mache das dann morgens, was wir vom Verein aus absolvieren müssen. Da man nicht ganz so ausgelastet ist wie sonst, schlafe ich auch nicht so lange. Am freien Nachmittag beschäftige ich mich dann mit Dingen, die sonst zu kurz kommen. Aber es gibt auch Tage, an denen ich noch eine zweite Einheit einschiebe.

Und das Bild vom zockenden Fußball-Profi erfüllen Sie auch?

Hoffmann: Nein, ich muss zugeben, ich habe nicht einmal eine Play-Station. Da bin ich ganz raus. Der eine oder andere der Mannschaft soll damit aber viel Zeit verbringen (lacht).

Geht über diese Zeit das Teamgefühl etwas verloren?

Hoffmann: Ich würde das mit einer Sommerpause vergleichen. Es gibt Jungs, mit denen man mehr Kontakt hat. Es gibt ja auch Kraft-Einheiten, bei denen per Video der größte Teil der Mitspieler zu sehen ist. Das Trainerteam bemüht sich sehr, den Kontakt aufrecht zu halten und sich über den Zustand zu informieren und wie wir mit dem Training klarkommen. Wir sind im Austausch, und das ist für mich auch ganz wichtig.

Dass Sie online im Training überwacht werden, stört Sie nicht?

Hoffmann: Wir werden schon einen Tick mehr überwacht als in der Sommerpause. Aber es ist auch so, dass die Phase der Vorbereitung jetzt deutlich kürzer ist als im Sommer. Deswegen müssen wir jetzt gewissenhafter sein, so dass das Trainerteam sehen kann, wo es eventuell nachsteuern muss. Das kann ich nachvollziehen.

Wie sehr fehlt der Ball?

Hoffmann: Man schaltet in dieser Phase nie ganz ab, und deshalb vermisst man den Ball mehr als in der Sommerpause, in der man auch mal völlig raus ist, weil man nun aber davon ausgeht, dass es bald weitergeht. Mehr als den Ball hochhalten, geht da nicht. Stabilisationsarbeit, Kraft- und Ausdauer-Training stehen dafür im Mittelpunkt. Und wir freuen uns, dass wir am Anfang der Woche wieder in Kleingruppen trainieren können.

Weiß man jetzt das alles noch mehr wertzuschätzen?

Hoffmann: Ich mache mir da schon viele Gedanken zu, weil ich mich auch derzeit viel um die Familie kümmere, leider nur telefonisch aus der Ferne. Man lernt Kleinigkeiten wieder mehr zu schätzen. In der Eile des Alltags ist einem das nicht so bewusst, dass da mancher Kontakt zu kurz kommt. Da liegt auch allgemein die große Chance, dass man die Familie und die Freunde noch mehr zu schätzen weiß und das dann auch mitnimmt.

Wird sich im Profifußball etwas ändern?

Hoffmann: Zu Beginn wird eine andere Stimmung herrschen. Die Sehnsucht ist ja auch groß. Die Emotionen werden dann, wenn auch wieder Zuschauer erlaubt sind, zurückkommen. Was man sich nur wünschen kann, dass mehr Harmonie in den Stadien und weniger Hass zu spüren ist. Das trifft aber zum Glück nicht auf unsere Arena zu. Auch diese Chance sollte der Fußball nutzen.

Wird die Saison denn zu Ende gespielt?

Hoffmann: Das ist die fairste Lösung für alle, als wenn alles am Grünen Tisch entschieden wird. Für uns könnte es ein kleiner Nachteil sein, ohne Zuschauer spielen zu müssen, weil wir als Mannschaft über das Emotionale kommen. Zu Hause und in fremden Stadien haben uns unsere Fans getragen. Deshalb müssen wir uns auch mental auf die Situation vorbereiten. Das wird eine Rolle spielen.

Müssen Sie dann, wenn Sie im Mai wieder auf dem Platz stehen, die Gefahr einer Ansteckung verdrängen?

Hoffmann: Ja, ich glaube schon. Aber die Deutsche Fußball Liga wird in dieser Phase alles tun, dass es den Spielern gut geht. Ich kann mir vorstellen, dass wir unter genauer Beobachtung stehen. Natürlich wird es schwierig, wenn sich dann tatsächlich noch Spieler anstecken sollten. Es ist nun mal ein Mannschaftssport. In den Spielen wird das keine Rolle spielen, es ist da unsere Aufgabe und unsere Pflicht, das aus unseren Köpfen rauszuhalten. Aber das Thema Corona wird auch im Mai und Juni präsent sein. Ich hoffe, dass wir danach eine Pause haben, die wichtig sein wird und dass wir in der nächsten Saison wieder halbwegs normal spielen können. Aber bis dahin passiert noch viel, spekulieren hilft da jetzt wenig.