Fortunas neuer Rekord: „Wer ist schon Köln?“
Wie die Fortuna-Profis den republikweit beachteten Rekord einordnen.
Nachdem die letzte Welle mit den Fans in der kalten und doch so heißblütigen Nacht von Duisburg gefeiert war, musste dieser Rekord erklärt werden. Fortuna Düsseldorf hatte 2:0 beim MSV gewonnen, damit 41 Punkte in der Zweitliga-Hinrunde gesammelt. So viel wie kein anderer Zweitligist seit Einführung der Drei-Punkte-Regelung — und genau einen mehr, als der 1. FC Köln in der Zweitliga-Saison 1999/2000 unter dem Trainer Ewald Lienen. „Köln? Wer ist schon Köln?“, schrie Tobias Levels, der ehemalige Mönchengladbacher, in den Katakomben der Arena. Levels hat in seinem Vereinsleben allerhand Abneigung gegen den rheinischen Rivalen aus der Domstadt gesammelt.
Es war ein humoriger Anflug von überbordendem Selbstvertrauen, dem sich einzig Maximilian Beister anschloss: „Das ist mein erster Titel“, sagte der 21-Jährige zur inoffiziellen Herbstmeisterschaft. Und wurde von Andreas Lambertz gleich wieder auf den Boden geholt: „Für den Titel können wir uns nichts kaufen. Der ist mir total egal“, sagte der Kapitän. Und Routinier Jens Langeneke legte nach: „Der Maxi kann sich seinen ersten Titel sonstwo hinblasen. Abgerechnet wird im Mai — und nicht im Dezember.“ Als Momentaufnahme also wollten die meisten Kicker in rot-weiß die „historische Leistung“, wie Beister sie nannte, verkaufen. Die Haltung, von Spiel zu Spiel zu denken, hat sich längst breit gemacht in diesem Kader, unter diesem Trainer. Nicht einen gab es, der in seinem Statement nicht schon auf das „kommende schwere Spiel in Bochum“ hinwies. Bei aller Eintönigkeit: Man muss diese Haltung als ausgesprochenes Erfolgsrezept akzeptieren.
Nicht anders macht es derzeit der rheinische Nachbar Borussia Mönchengladbach und hat sich damit auf einen Champions-League-Platz vorgespielt. Und nicht anders hat Fortunas Pokalgegner Borussia Dortmund in der vergangenen Saison die deutsche Meisterschaft geholt. Immer schön runterfahren mit den Erwartungen, die Euphorie anderen überlassen. „Ihr schreibt eure Geschichten, macht das doch ruhig weiter“, sagte Jens Langeneke den Medienvertretern in Duisburg und strahlte, als wollte er sagen: Wir siegen weiter. Langeneke: „Wir laufen ja auch nicht mit Scheuklappen durch die Gegend und bekommen schon mit, was bei uns läuft. Aber die Saison ist ja nun mal lange nicht zu Ende.“
„Es läuft und läuft und läuft“, sagte einer im Vorbeigehen an Fortuna-Manager Wolf Werner. „Wie ein VW, nicht wahr?“ sagte der 69-Jährige, um gleich wieder Sachlichkeit zu vermitteln: „Herbstmeister war ich in meiner Karriere schon mal. Das bedeutet rein gar nichts.“