Fortuna Düsseldorf Friedhelm Funkel: Tore machen wir immer

In unserem ersten Teil des großen WZ-Interviews beschreibt Fortunas neuer Trainer, wie er seine Arbeit beim Fußball-Zweitligisten angegangenen ist und wie der erste Sieg gegen Kaiserslautern wirkte.

Foto: Christof Wolff

Düsseldorf. Friedhelm Funkel ist seit zwei Wochen der Cheftrainer von Fortuna Düsseldorf und beschreibt diese Zeit als sehr intensiv. Immer noch freut sich der 62-Jährige auf die weiteren Herausforderungen, die vor seiner Mannschaft und ihm in dieser Saison liegen.

Herr Funkel, welche Baustellen muss Fortunas Trainer nach dem wichtigen 4:3-Erfolg gegen K’lautern noch angehen?

Friedhelm Funkel: Eine Baustelle, die wir noch bearbeiten müssen, ist nach den drei Gegentoren die Kompaktheit. Das war unter dem Strich ein Sieg des Willens, das muss man klar hervorheben. Die Mannschaft hat von der ersten Minute an gewollt. Sie hat darüber hinaus das Defensivdenken nach dem frühen Tor ein wenig vernachlässigt. Es ging nach vorne, es war gut anzusehen, und die Zuschauer, haben die Spieler auch angetrieben.

Es hat in der Offensive ja auch gut funktioniert . . .

Funkel: Wir hatten zuvor im Training mit vielen gelungenen Torabschlüssen den Offensivgeist gestärkt. Ich hatte das in den vergangenen Monaten ja auch gelesen und ständig verfolgt, dass selbst im Training keine Tore gefallen sind. Und in der Tabelle konnte man das ja auch ablesen. In diesen Einheiten habe ich dann aber gestaunt, wie viele Tore die Jungs dabei erzielt haben. Auch die Spielzüge haben mit einem guten Abschluss funktioniert. Bezeichnend war dann auch eine Szene, als wir das 3:3 geschluckt hatten. Wir haben vom Anstoß direkt wieder nach vorne gespielt und unser Glück in der Offensive gesucht — und daran geglaubt.

Und im Test gegen Bochum hat auch die Defensive gut gearbeitet. War das das Ziel in diesem Spiel der Blick auf das Spiel am Samstag in Bielefeld?

Funkel: Im Laufe der Woche haben wir daran gearbeitet, und für das Bochum-Spiel gab es die Prämisse, hinten die Null stehen zu haben. Tore machen wir immer. Dafür haben wir genügend torgefährliche Spieler. Jetzt ist auch das Selbstbewusstsein wieder da, das umzusetzen. Und wir haben gegen Bochum drei wunderbare Tore erzielt und keinen Treffer kassiert — sowie keine Chance zugelassen.

Waren Sie mit Julian Koch zufrieden, der in dieser Saison bislang die Erwartungen noch nicht erfüllen konnte?

Funkel: Julian hat gut gespielt und er trainiert auch sehr engagiert. Mit ihm habe ich ein längeres Gespräch geführt. Er hatte am Anfang einen ziemlich schweren Rucksack mitzuschleppen und hat nicht sehr glücklich agiert. Und dann war auch die Mannschaft nicht so erfolgreich.

Die Fans spüren so eine Art Aufbruchstimmung . . .

Funkel: Ich glaube, dass wir das gut kanalisieren können. So ein klein wenig dieser Aufbruchstimmung muss auch da sein. Die Jungs denken wieder positiver, sie lachen jetzt in der Kabine, ohne überheblich zu sein. Das tut gut, weil sie wochenlang nicht lachen konnten. Das hat Peter Hermann (Co-Trainer, Anm. der Red.) erfreut berichtet. So wird das jedenfalls kein Grund sein, der die Mannschaft negativ beeinflusst, obwohl ich nicht versprechen kann, dass wir gewinnen werden. Zu leichtsinnig werden wir auf der Alm jedenfalls nicht sein.

Wie dämpfen Sie also die vielleicht zu hohen Erwartungen nach dem gelungenen Auftakt?

Funkel: Es ist überhaupt noch nichts geschafft. Jedes Spiel ist jetzt im Grunde ein Endspiel. Bielefeld ist schwer zu schlagen. Die Arminia hat bisher 15 Remis und nur sieben Mal verloren — Fortuna doppelt so oft. Das Team steht sehr kompakt, und es wird schwer. Aber, so wie die ersten beiden Trainingswochen gelaufen sind, bin ich zu 100 Prozent zufrieden. Vom Engagement und und von der Passgenauigkeit und der Konzentration in den Spielformen passte das.

Da drängt sich natürlich die Frage auf, wie solche Fehler passieren, die oft genug sofort zu Gegentoren führten?

Funkel: Ich versuche, den Jungs das in den Gesprächen deutlich zu machen. Da wurde zu oft zu lange gewartet — auf irgend ein Angebot als bestmögliche Anspielstation. Es geht nun nicht nur ums Selbstvertrauen, sondern auch die Gewissheit, in kritischen Situationen nicht alles spielerisch lösen zu müssen. Da hilft es mal, den Ball am besten nach vorne zu dreschen. Und manchmal ist ein langer Schlag die Vorlage zu einer Chance. Es gibt viele Trainer, die das nicht erlauben. Aber so ist die Fehlerhäufigkeit ein Stück weit höher. Risiko in der eigenen Hälfte ist gefährlich, aber in der gegnerischen Spielhälfte darf auch mal ein Ball nach einem Risikopass verloren werden.

Wie wichtig war es für Sie, dass die erfahrenen Spieler, auf die sie gesetzt haben, so gut gespielt haben.

Funkel: Das war für die Spieler Adam Bodzek und Oliver Fink und natürlich auch für mich wichtig. Das hängt auch mit der Berichterstattung in den vergangenen Wochen und Monaten zusammen. Ich wusste, was im Umfeld passiert ist. Was mich beeindruckt hat: Oliver Fink und noch weniger Adam Bodzek haben sich jemals über ihre Rolle beschwert. Und das spricht für Charakterstärke. Adam war oft genug nicht im Kader und äußerte sich nie negativ. Deshalb war das wenig Risiko, die beiden zu bringen. Im Gegenteil, die beiden musst du stärken, weil sie auch die ganze Mannschaft stärken und in der Kabine ganz wichtig sind. Bei den beiden war ich mir ganz sicher, dass es klappt.